Fußball

Warum Spaniens EM-Quartier in Donaueschingen so gut passt

Er ist das Quartier der spanischen Nationalmannschaft bei der Fußball-EM in Deutschland: Der Öschberghof bei Donaueschingen. Dabei soll er eines der teuersten Hotels des Turniers sein. Warum Spanien sich so wohlfühlt

Von 
Esteban Waid
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Der Stier steht mittlerweile im Inneren des Hotels – mit Unterschriften der Spieler, wie ein Pressesprecher des Hotels verrät. © Jens Froehlich

Donaueschingen. Der große Rote Stier – er ist verschwunden. Dort, auf dem kleinen Steinvorsprung am Golfplatz, wo groß „Der Öschberghof“ zu lesen ist, stehen gerade drei Golfer. Ob sie die Spanier schon gesehen haben? „Ja! Die sind um kurz vor neun am Golfplatz vorbeigejoggt“, sagt einer. Acht Kilometer habe der Rundweg, den die Iberer eingeschlagen haben. Die machen das öfter, meint ein anderer.

Es ist einer dieser durchwachsenen Tage. Bei der Ankunft der Spanier in Donaueschingen regnete es in Strömen. Am 9. Juni, nachts, kam die 100-köpfige Delegation an und ließ die wartenden Fans im Regen stehen. Aber auch bei schlechtem Wetter können es sich die Stars in Donaueschingen gutgehen lassen – mir Golfplatz, Sternerestaurant und großem Wellness-Bereich.

Der Öschberghof soll eines der teuersten EM-Hotels sein. Ein Pluspunkt ist der Sportplatz des Bezirksligisten SV Aasen, der nur wenige hundert Meter entfernt liegt. Dort gibt es einen perfekten Rasen. Schließlich sind die Greenkeeper der Golfanlage dafür verantwortlich. Das Programm der Spanier ist fast jeden Tag gleich. Um 11 Uhr wird beim SV Aasen trainiert.

Zur gleichen Zeit, wenige hundert Meter weiter im Dorfinneren in Aasen, in einer Bäckerei: Eine Kundin trinkt ihren Kaffee, während die freundliche Frau hinter der Theke Laugengebäck ausgibt. Hier hat noch niemand die spanischen Stars gesehen. Man habe gehört, dass sie wohl hin und wieder mit dem Fahrrad unterwegs seien. Sogar in einem Supermarkt in Donaueschingen sollen Spieler eingekauft haben. „Aber eigentlich sind die da hinten abgeschottet. Von denen bekommt man nichts mit“, sagt die Verkäuferin und lacht. Dabei ist Aasen klein. Weniger als 1500 Einwohner leben hier. Man merkt: Der kleine Ort ist stolz darauf, dass man bei der Heim-EM einen Titelfavoriten wie Spanien beherbergen darf.

Trainer de la Fuente als beruhigender Faktor

Ein Aasener, der näher dran ist als alle anderen, ist Hans-Peter Rolle. Er ist Ehrenpräsident beim SV Aasen und kümmert sich in Zusammenarbeit mit dem Öschberghof darum, dass auf dem Gelände alles reibungslos abläuft. Er läuft durch die Absperrung, durch die sonst nur die Spieler laufen dürfen – vorbei an 20 Fans, die vor dem Eingang stehen. „An Wochenenden sind es bis zu 200 Fans“, erklärt Rolle, während er die Szene beobachtet. Die meisten hoffen auf ein Treffen mit dem 21-jährigen Nico Williams.

Wer vor dem Duell am Freitag Aufregung im spanischen Lager sucht, der sucht vergeblich. Es scheint, als hätte sich die „Furia Roja“ der idyllischen Landschaft angepasst. Felder, kein Lärm, nur eine Landstraße, die am Platz vorbeiführt. Leise ist es auch hinter den Kulissen. Es gibt keine Debatten rund um das Team, keine Diskussionen, wer spielen sollte, kein Journalist, der die Entscheidungen des Trainers Luis de la Fuente infrage stellt.

Auch der Trainer scheint einer der Faktoren zu sein, warum es um die Spanier so ruhig ist. Jeden Tag fährt er mit dem Fahrrad zum Aasener Sportgelände und nimmt sich Zeit für Fans. Bodenständig, würde man sagen. Vor zwei Wochen hatte er Geburtstag. Von Rolle bekam er eine „Männerhandtasche“ – einen Träger mit sechs Bier. Ob er die schon getrunken hat oder ob er Rioja bevorzugt – das weiß Rolle allerdings nicht.

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