Mannheim/Wetzlar. Wer als Handball-Profi sein Glück im Ausland versucht, findet im besten Fall auch ein Umfeld, das nicht nur die Grundbedürfnisse abdeckt. Olle Forsell Schefvert hatte dieses Glück, seine fünf Jahre bei der HSG Wetzlar von 2017 bis 2022 haben entsprechenden Eindruck hinterlassen.
„Schweden ist meine Heimat, Wetzlar ist jetzt mein Zuhause“, sagte der in Halmstad geborene Skandinavier einmal über seinen ehemaligen Lebensmittelpunkt in Mittelhessen. Am Sonntag kehrte Schefvert beim 29:23-Erfolg der Rhein-Neckar Löwen bei der HSG nun erstmals im Trikot der Mannheimer nach Wetzlar zurück und musste sich mit den ganzen Erinnerungen im Hinterkopf danach erst einmal ein bisschen sortieren.
Keine Sonderbehandlung für Skandinavier
„Das war schon komisch in der ausverkauften Arena auf der anderen Seite zu stehen. Aber ich habe mich hier immer wohlgefühlt - und mit unserem Sieg hat sich das noch ein bisschen besser angefühlt“, blickte Schefvert auf die intensiven 60 Minuten zurück. Vor und nach dem Spiel gab es viele Hände zu schütteln, Schefvert wurde bei der Mannschaftsaufstellung mit viel Applaus empfangen.
Während der Partie gab es dagegen keine Sonderbehandlung für den Rückraumspieler. „Da musste ich fast etwas Lachen, als sie gegen mich geschrien haben“, kam Schefvert etwa die Szene in den Sinn, als HSG-Profi und Ex-Löwe Vladan Lipovina nach einem Zweikampf mit ihm eine Zeitstrafe kassiert hatte. Doch wie im Handball üblich, war nach dem Abpfiff alles vergessen, der sichtlich abgekämpfte Schefvert sehnte sich nur noch nach der Dusche und nach der Heimfahrt im warmen Mannschaftsbus.
„Ich bin einfach so müde“, entfuhr es dem 1,96-Meter-Riesen deshalb als Schlusswort auf der abschließenden Pressekonferenz, bei der in Wetzlar immer auch Spieler des Heim- und Auswärtsteams ein kurzes Statement abgeben. Die ausführlichere Analyse überließ der Schwede deshalb gerne seinem Trainer Sebastian Hinze, der sicher auch Schefvert hätte hervorheben können, als es darum ging, nach den Sieg-Faktoren zu suchen.
So hatte der im Sommer zu den Löwen gewechselte Schwede beispielsweise mit Ymir Gislason im Innenblock der Löwen-Abwehr mal wieder auf den Punkt Schwerstarbeit geliefert und maßgeblichen Anteil am 9:0-Lauf der Löwen in der ersten Halbzeit, der die Partie vorentschied.
Viel Verantwortung im Angriff
Doch in Wetzlar konnte sich Schefvert nicht nur auf die Abwehr und den Ballvortrag im Tempogegenstoß konzentrieren, sondern musste auch durchgehend im Angriff ran. Schließlich fehlte den Löwen in Wetzlar einmal mehr Halil Jaganjac (Schulter-OP) und Lukas Nilsson lag in der vorangegangenen Trainingswoche die meiste Zeit mit einer Erkältung flach. Als dann auch noch Spielmacher Juri Knorr mit einer Roten Karte vom Feld musste, war es Schefvert, der noch mehr Verantwortung im Angriff übernehmen musste und in die Zentrale rückte.
„Das bedeutete eben noch ein paar Minuten mehr Spielzeit für mich“, nahm es der erfahrene Rechtshänder mit Gelassenheit und machte das, was ihn als kompletten Handballer auszeichnet: Hinten die Abwehr organisieren und vorne eben die einfachen Dinge - aber die ohne Fehler und mit der skandinavischen Coolness, die in solchen Situationen gefragt ist.
Selbstbewusst ins Pokal-Achtelfinale
„So was kann immer passieren, deshalb müssen wir einfach weiterspielen und das ist uns gut gelungen“, hat auch Schefvert absolutes Vertrauen in das System, das sich das Team mit Trainer Hinze erarbeitet hat und das die Löwen nun schon öfter über brenzlige Situationen oder personelle Rückschläge getragen hat.
Entsprechend selbstbewusst geht Schefvert deshalb auch das herausfordernde Pokal-Achtelfinale am Mittwoch (19.30 Uhr/live in sportdeutschland.tv) bei der TG Melsungen an. „Da wären wir auch mit einer Niederlage in Wetzlar mutig hingefahren. Wir haben schließlich schon die ganze Hinrunde gezeigt, was wir können“, freute sich der Schwede auf das K.o.-Spiel in der Kasseler Messehalle, das die am Sonntag abgeschlossene erste Saisonhälfte vergolden könnte. Und zu einem passendem Umfeld hat sportlicher Erfolg schließlich noch nie geschadet, um ein neues Zuhause zu finden.
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