Fußball

Sonderlob für den Mannheimer DFB-Star Pascal Groß

Pascal Groß absolviert sein bestes Länderspiel für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Ist er der Kroos-Nachfolger?

Von 
Frank Hellmann
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Pascal Groß (Mitte) erledigte seinen Job gegen Ungarn zuverlässig und unaufgeregt. © Federico Gambarini/dpa

Düsseldorf. Es ist nun einmal so üblich, dass die Nationalspieler sich vor einem Länderspiel brav fürs Mannschaftsfoto aufstellen. Schon da fiel Pascal Groß - untere Reihe ganz rechts - auf, weil er sich nämlich bei der warmen Witterung noch ein langes Unterziehshirt übergestreift hatte.

Was macht dieser Mann erst, wenn es wirklich herbstlicher wird? Letztlich hat wohl kaum einer bei der Unterhaltungsshow gegen die Ungarn (5:0) eine so wohltemperierte Vorstellung abgeliefert wie dieser kluge Ballverteiler, der irgendwie immer auf der Höhe des Geschehens wirkte. Einer, der wie selbstverständlich aus dem Zentrum mit der Nummer fünf auf dem Rücken den Rhythmus bestimmte.

Der zu Borussia Dortmund gewechselte Mannheimer, den ja auch Eintracht Frankfurt gerne verpflichtet hätte, fand die richtige Mischung aus Beruhigung und Beschleunigung. Sein Vertikalpass öffnete den Raum vor dem 1:0; seine Flanke hätte Kai Havertz bereits für das 2:0 nutzen müssen.

Es wirkte fast kurios, dass Bundestrainer Julian Nagelsmann im Vorlauf die Erwartungen an seinen Auserwählten in der Schaltzentrale bremsen wollte. „Er macht nicht den Kroos, er macht den Pascal. Ich brauche niemanden, der den Toni ersetzt.“ Groß selbst waren derlei Vergleiche ohnehin unangenehm. „Toni ist der vielleicht größte deutsche Fußballer, den es je gab“, sagte der 33-Jährige unter der Woche dem „Kicker“. Er habe in jedem Training darauf geachtet, „was er macht, und darauf geschaut, wie er sich auf ein Spiel vorbereitet“.

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Nagelsmann konnte nach dem neunten Länderspiel des Pascal Groß gar nicht anders, als gewisse Parallelen anzustellen - dafür hatte Groß eben doch wie Kroos gespielt. Zumindest ein bisschen. „Er macht auch Dinge ähnlich wie Toni. Er will den Ball in den Fuß haben, er hat den Blick für die Tiefe“, lobte der Bundestrainer. Ein beruhigendes Gefühl, dass ein Spätberufener, der lange in England bei Brighton & Hove Albion unter dem Radar der deutschen Öffentlichkeit kickte, sich im Maschinenraum so gut auskennt.

Darf er nun auch in Amsterdam ran

Bei der Europameisterschaft wurde Groß gleichwohl nur einmal eingesetzt - seine Einwechslung im Eröffnungsspiel gegen Schottland (5:1) für Robert Andrich war ein wichtiger Impuls. Dennoch spielte er danach keine Minute mehr, zog der nachnominierte Emre Can irgendwie an ihm vorbei. Groß wäre es aber nie in den Sinn gekommen, sich darüber zu beschweren. Coole Interviews würden einen nicht weiterbringen, sagte er einmal.

Immerhin dies war ihm am Samstagabend noch von ZDF-Reporter Boris Büchler zu entlocken: „Ich glaube schon an meine Stärken, auch wenn ich keine großen Töne spucke.“ Und später ergänzte er: „Es hat sich gut angefühlt. Wir haben den gleichen Trainer, die gleichen Abläufe, die gleichen Prinzipien: Wir haben schon ein Gerüst, mit dem wir als Spieler arbeiten können.“ Natürlich musste er im Erdgeschoss der Düsseldorfer Arena auch seine Meinung zu den Zauberfüßen Jamal Musiala und Florian Wirtz kund tun, denn da kam kein Nationalspieler drum herum: „Die zwei Jungs sind Weltklasse. Auf und neben dem Platz. Das ist ein Segen für Fußball-Deutschland.“

Es wird spannend, ob er nun derjenige ist, der den Virtuosen auch gegen die Niederlande am Dienstag den Rücken freihalten soll. Oder ob Nagelsmann es in Amsterdam mal mit Aleksandar Pavlovic und Angelo Stiller probiert.

Bei der Frage nach der Groß-Gala erwähnte der 37-Jährige nämlich sofort diese beiden Alternativen: „Auch Pavlovic und Stiller haben die Bälle sofort gewollt und hatten keine Angst. Wir haben einige Spieler, die diese Rolle gut ausfüllen können.“ Wer hätte gedacht, dass sich ums Erbe des Toni Kroos gleich so viele mit einem Gütesiegel drängeln?

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