Was waren das noch für Zeiten, als der Ball bei einer EM in Deutschland unter einem Zeltdach rollte. Als Franz Beckenbauer von einer Laufbahn Beifall klatschte, Jürgen Klinsmann mit der Innenseite auf- oder Lothar Matthäus mit der Ferse ablegte. Rudi Völler muss dann selbst schmunzeln. Aber der heutige Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) erinnert sich natürlich gut, wie er bei der EM 1988 als junger Nationalstürmer gegen Spanien den Doppelpack zum 2:0 schnürte. Erst im letzten Gruppenspiel ging an jenem 17. Juni, einem Freitagabend in München, die Tür zum Halbfinale auf, wo bekanntlich die Niederlande in Hamburg zum Spielverderber werden sollte.
Warum das vor dem EM-Viertelfinale der dreifachen Europameister Deutschland und Spanien eine Erwähnung findet? Weil es der bislang letzte Pflichtspielsieg der DFB-Auswahl gegen diesen Gegner ist. Spanien brauchte lange, um das heutige Standing auf Nationalmannschaftsebene zu erlangen. Erst bei der EM 2008 sollte der Stern aufgehen.
EM 2008: Hochverdienter Finalsieg gegen Löw-Elf
Der hochverdiente Finalsieg gegen ein gerade von Joachim Löw im Aufbau befindliches Deutschland leitete die erfolgreichste Epoche ein. Der Tiki-Taka-Stil, im Nationalteam erst von Luis Aragonés eingeführt, dann von Vicente del Bosque veredelt, entsprang der Philosophie, die der FC Barcelona auf Vereinsebene mit Regisseur Xavi Hernandez und Virtuose Andrés Iniesta zelebrierte. Der heutige EM-Turnierdirektor Philipp Lahm stand in Wien staunend Spalier, als Torjäger Fernando Torres mit seinem Lausbubengesicht formvollendet über Torhüter Jens Lehmann den entscheidenden Lupfer ansetzte.
Löw machte aus seiner Bewunderung für diesen Ballbesitzfußball keinen Hehl. Die Spanier sollten sein Orientierungspunkt sein. So beeindruckend seine Rasselbande bei der WM 2010 gegen Argentinien und England kombiniert hatte: Das Halbfinale gegen Spanien endete in Ernüchterung: Ein krachender Kopfball von Carles Puyol traf die Deutschen ins Herz. „Furia Roja“ gewann dieses Turnier ebenso wie auch noch die EM 2012. Mit einem furiosen 4:0 in Kiew gegen Italien. Bei der WM 2014 waren die Iberer nach der Vorrunde draußen und hatten ihre Vormachtstellung verspielt. Löw führte der Welt neue Stilelemente vor. Ein 7:1 wie gegen den WM-Gastgeber Brasilien haben die Spanier nie hinbekommen, weil ihnen die Dominanz wichtiger schien als das Resultat.
Das letzte Duell bei der WM 2022 endete Unentschieden
Wobei: Ihr 6:0 im Rahmen der Nations League sah im November 2020 ganz ähnlich aus. Mitten in der Pandemie zerlegte eine erneuerte spanische Nationalelf die träge deutsche Truppe, in der immerhin Ilkay Gündogan und Toni Kroos das zentrale Mittelfeld besetzten.
Der bislang letzte Vergleich fand bei der WM 2022 in Katar statt. Anfangs wirkte es so, als würde sich der spanische Spielwitz durchsetzen, doch die Führung von Alvara Morata egalisierte der eingewechselte Niclas Füllkrug. Spielverlauf und Ausgang waren in Doha vielleicht eine Blaupause für das 27. deutsch-spanische Länderspielduell. Es gibt nur einen marginalen Unterschied. Wenn es jetzt 1:1 ausginge, müsste eine Verlängerung entscheiden. Oder notfalls ein Elfmeterschießen. Das hat gegen die Spanier nicht mal Rudi Völler erlebt.
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