Fanmomente

Fußball-EM: Wer ist der Mann mit dem Saxofon?

Er ist eines der prägendsten Gesichter der Fußball-EM in Deutschland: André Schnura. Mit seinem schwarzen Saxofon ist er auf Instagram und Tiktok ein Phänomen. Das ist über ihn bekannt

Von 
Jakob Walter
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Deutschlandtrikot, Sonnenbrille und das ikonische schwarze Saxophon: André Schnura in der Fanzone Dortmund in Aktion. © Friso Gentsch/dpa

Berlin. Schöne Tore, herausragende Spieler und besondere Fanmomente - das sind Dinge, die am Ende eines großen Fußballturnieres in Erinnerung bleiben. Doch wer hätte gedacht, dass eine der prägendsten Figuren der EM in Deutschland ein junger Mann mit Saxofon sein wird? Vermutlich nicht einmal André Schnura selbst. „Ich bin komplett überwältigt und unendlich dankbar für das, was gerade passiert“, schreibt er drei Tage nach dem Spiel gegen Ungarn unter einem Instagram-Post.

Saxofonist André Schnura geht nach dem Spiel gegen Schottland viral

Doch von Beginn an: Es ist der 14. Juni 2024. Kurz nach dem furiosen 5:1-Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Schottland im Eröffnungsspiel in München geht ein Video in den sozialen Medien viral. Darauf zu sehen ist André Schnura - mit einem im Retrolook gehaltenen Deutschlandtrikot am Körper, Sonnenbrille auf dem Kopf, Zigarette hinter dem Ohr und schwarzem Saxofon in der Hand. Er spielt zu Galas Hit „Freed from desire“, um ihn herum feiern hunderte Fans ausgelassen mit.

Es ist das erste von mittlerweile über 80 Videos, viele davon generieren mehrere Millionen Aufrufe. Schnura spielt in den Clips wahlweise „Major Tom“ von Peter Schilling, „Samba de Janeiro“ von Bellini oder auch die Nationalhymne. Immer mit dabei: das ikonische Outfit, das Saxofon und gute Stimmung. Schnura reist bei allen Spielen der Deutschen in die Austragungsorte. Beim Achtelfinale in Dortmund hat er sogar einen offiziellen Auftritt in der Fanzone.

Saxofonist André Schnura möchte nicht im Fokus stehen

Doch wer ist dieser André Schnura? Viel ist nicht über ihn bekannt, über sich selbst möchte er nicht sprechen. „Ich habe mich entschlossen, keine Interviews zu geben, da ich finde, dass die Musik für sich spricht“, schreibt er auf Anfrage dieser Redaktion. Er wolle sich nicht erklären und auch nicht im Fokus stehen.

Das „nicht im Fokus stehen“ funktioniert nur zum Teil. Offenbar ist das Interesse so groß, dass sein Management in einer Pressemitteilung einige wenige Details über den mysteriösen Schnura bekannt gibt. So spielt er seit seinem zwölften Lebensjahr Saxofon. Im niederländischen Arnheim habe er fünf Jahre Jazz studiert und es „sich zur Aufgabe gemacht, seine Liebe zur Musik an andere Menschen weiterzugeben“ - deshalb habe er auch an mehreren Musikschulen unterrichtet.

Schnura sammelt mit seinem schwarzen Saxofon Spenden für den guten Zweck

Auch in den sozialen Medien hält er sich bedeckt. Die meisten seiner Videos erscheinen ohne Beschreibung, bei einigen wenigen Postings wendet er sich als „der Typ mit dem Saxofon“ an seine Fans. „Diese Woche ist so ein krasses Auf und Ab“, schreibt er am 22. Juni. Anfang der Woche sei er noch an der Musikschule, an der er sechs Jahre lang unterrichtete, gekündigt worden. Nun sehen Millionen Menschen seine Videos.

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Alexander Müller
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Doch Schnura will seine neu erlangte Bekanntheit nicht ungenutzt lassen. Er wisse, dass es vielen Menschen schlechter gehe als ihm. Das schwarze Saxofon verkauft er schon seit einiger Zeit mit seiner Marke Stalaxy. „Um etwas zurückzugeben, haben wir uns dazu entschlossen, dass wir ab jetzt für den Rest dieses Jahres für jedes verkaufte Saxofon über unseren Shop 150 Euro spenden werden“, verkündet Schnura. Dazu habe er die Toni Kroos Stiftung ausgewählt, die durch die Finanzierung von Therapien und Behandlungen schwerkranken Kindern hilft.

Schnura mit besonderer Botschaft: "Wir sind nicht dazu gemacht, uns zu hassen"

Generell verfolgt Schnura in seinen Videos eine besondere Botschaft. Schriftzüge, wie „Liebesmovement“, „Wir sind nicht dazu gemacht uns zu hassen“ oder „Willkommen im Zeitalter der Liebe“ finden sich in seinen Clips. Woher diese Einstellung kommt, lässt sich nur mutmaßen. Nach einem schweren Unfall habe sich Schnura zurückkämpfen müssen, schreibt sein Management. „Er hat diese einschneidende Erfahrung sowie seinen mehrwöchigen Aufenthalt in einem buddhistischen Kloster dazu genutzt, sich als spiritueller Mensch weiterzuentwickeln“, heißt es.

Neben all dem Pathos und der „buddhistisch geprägten Grundhaltung“ nutzt Schnura den Erfolg auch für sich selbst und seine Musik. Seine erste Single „André Schnura x Noisetime - Freed from desire“ ist auf dem Markt, mehr soll folgen. Im Oktober geht er auf Tour. An seiner Bescheidenheit will er laut Mitteilung jedoch nichts ändern.

Redaktion Online-Redakteur, zuständig für redaktionelle Videos

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