Mannheim. Auch zwei Stunden nach dem Abpfiff steckte Stephan „Steps“ Groß das Adrenalin noch in den Gliedern. „Das war ein Meilenstein für Pascal“, sagte der aufgeregte Spielervater in der Lobby seines Hotels in Dortmund. Ehefrau und Mama Constanze Groß neben ihm nickte zustimmend. „Steps“ Groß war begeistert.
In seinem zweiten Länderspiel hatte sein Sohn Pascal einen richtig guten Eindruck hinterlassen - und sich nachdrücklich für weitere DFB-Nominierungen empfohlen. 2:1 gegen Vizeweltmeister Frankreich - auf der großen Bühne Westfalenstadion. Was für ein Abend für die Fußballer-Familie aus dem Mannheimer Stadtteil Neckarau!
Taktisches Foul an Randal Kolo Muani
Schon in der 25. Minute war der 32-Jährige vom Premier-League-Club Brighton & Hove Albion für Kapitän Ilkay Gündogan (Rückenprellung) eingewechselt worden - und konnte sich nach seinem aufgrund des katastrophalen Gesamteindrucks verkorksten DFB-Debüts gegen Japan (1:4) auch einmal über einen längeren Zeitraum zeigen.
Groß erledigte seinen Job nach anfänglicher Nervosität, die ihm nach einem leichten Ballverlust und taktischem Foul gegen Randal Kolo Muani eine Gelbe Karte einbrachte, mit der Unaufgeregtheit und Klasse, wegen der sie ihn auf der Insel so schätzen. Der Mannheimer schrubbte zig Kilometer, stopfte Löcher im defensiven Mittelfeld, engagierte sich mit Verve im Spielaufbau - und war jederzeit anspielbar.
Groß flog lange unter dem Radar
Im Mittelpunkt zu stehen, ist abseits des Platzes nicht die Sache des zurückhaltenden Familienmenschen Pascal Groß. Nach seiner ersten Woche im Kreise der A-Nationalmannschaft wollte er zunächst überhaupt nicht mit den Medien sprechen. Papa „Steps“ überredete ihn, wenigstens zwei Zeitungen aus der Heimat - eine davon unsere Redaktion - die wichtigsten Fragen zu beantworten.
„Ich glaube, ich habe das alles noch nicht so richtig verarbeiten können. Es ist schwer, das zu realisieren“, sagte Groß über sein unverhofftes DFB-Debüt als „Spätzünder“ mit 32 Jahren. „Für mich ist ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen. Ich bin Fußballer mit Herz und Seele. Es war immer ein Traum und ein Ziel, ein Teil der Nationalmannschaft zu sein.“ Er habe in beiden Partien gezeigt, „dass ich mithalten kann“.
In Deutschland war Groß in der öffentlichen Wahrnehmung trotz seiner konstant guten bis überragenden Leistungen und einer imponierenden Scorerquote in der stärksten Liga der Welt jahrelang unter dem Radar geflogen. Bis ihm der nach dem Japan-Debakel entlassene Bundestrainer Hansi Flick diesmal endlich eine Chance gab. „Es tut mir extrem leid für Hansi, vor allem auf menschlicher Ebene. Ich fühle eine große Dankbarkeit, weil ich unter ihm mein erstes Länderspiel gemacht habe“, sagte der Mannheimer zu seinen turbulenten ersten Tagen bei der DFB-Elf.
Europameisterschaft 2024 - Groß zeigt sich entspannt
Was eine mögliche Zukunft in der Nationalmannschaft - und eine Teilnahme an der Heim-EM 2024 - angeht, zeigt sich Groß entspannt. „Daran denke ich überhaupt gar nicht. Ich habe es immer so gehalten, dass ich mich mit den Dingen beschäftige, auf die ich Einfluss habe. Ich werde wie immer versuchen, im Verein die bestmöglichen Leistungen zu bringen“, erklärte der 32-Jährige aus der Jugend des VfL Neckarau. „Am Samstag spielen wir bei Manchester United, danach starten wir in die Europa League. Darauf freue ich mich sehr. Wenn ich meine Leistung bringe, kommt alles andere automatisch.“
Groß kann aber ziemlich guter Dinge sein, dass sein zweites Länderspiel nicht sein letztes bleibt. Der Mannheimer betrieb im Kreis der besten deutschen Fußballer mächtig Eigenwerbung, wie eine Aussage von Interims-Bundestrainer Rudi Völler beweist.
Der 63-Jährige erzählte nach dem Frankreich-Sieg, dass er ein Telefonat mit dem geschassten Flick führen will. Wegen Groß. „Ich werde ihn morgen anrufen. Es war ja auch seine Idee und eine wunderbare Entscheidung, Pascal Groß einzuladen, den viele gar nicht kannten. Er hat ein wunderbares Spiel gemacht“, sagte Völler. Es dürfte demnach nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Papa „Steps“ Groß“ bei Länderspielen unter Beteiligung seines Sohns mit erhöhtem Adrenalinaufkommen zu kämpfen hat.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/sport/fussball_artikel,-nationalmannschaft-so-erlebte-der-mannheimer-pascal-gross-seine-ersten-laenderspiele-_arid,2125260.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/neckarau.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Ein bisschen Aufbruch rund um die DFB-Auswahl