Kommentar Ein bisschen Aufbruch rund um die DFB-Auswahl

Von der Untergangsstimmung in zarte Anfangseuphorie. Nicht nur Alexander Müller hat nach dem Sieg der Fußball-Nationalmannschaft leise Hoffnungen für die EM. Dennoch sieht er schwierige Wochen vor dem DFB liegen

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Alexander Müller
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Manchmal kann auch ein vergleichsweiser kleiner Sieg ein ziemlich großer Schritt aus dem Schlamassel sein. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat mit dem 2:1-Erfolg gegen Vizeweltmeister Frankreich eine Negativspirale durchbrochen, die sich zu einer existenziellen Gefahr für eine erfolgreiche Heim-EM im kommenden Sommer entwickelt hatte. Sportlich und atmosphärisch.

Ohne den Wert des Sieges gegen eine internationale Top-Nation, die sowohl personell als auch von ihrer Herangehensweise nicht am Anschlag agierte, zu hoch hängen zu wollen: Aber dieser Achtungserfolg im Freundschaftsspiel war Balsam für die geschundene deutsche Fußball-Seele.

Die bleierne Weltuntergangsstimmung, die nach dem demütigenden 1:4 gegen Japan in Fußball-Deutschland herrschte, fegte ein couragierter Auftritt weg – und verwandelte sich innerhalb von nur 90 Minuten in eine Atmosphäre des Aufbruchs, auf der sich mit Blick auf die EM wieder aufbauen lässt. Der Sieg von Dortmund zeigte nicht nur, dass mit der deutschen Auswahl beim Heimturnier doch zu rechnen sein könnte, sondern auch, wie wenig im Grunde reicht, um die eigenen Fans wieder zu begeistern. Durch das Westfalenstadion wehte, man mag es kaum glauben, ein Hauch von Euphorie rund um das DFB-Team.

Schwierige Bundestrainersuche

Dass nun Forderungen laut werden, es müsse mit Sympathieträger Rudi Völler weitergehen, ist einerseits emotional nachvollziehbar, aber fachlich falsch. Die DFB-Elf braucht für das so wichtige Heimturnier einen Bundestrainer, der die offenkundigen Disziplin- und Einstellungsprobleme des zurückliegenden Jahres beseitigt, aber auch als Fußballlehrer eine echte Kapazität ist. Und das kann – bei allem gebotenen Respekt vor seiner Lebensleistung – nicht Völler sein.

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Den DFB, den die Dynamik in der Causa Hansi Flick nach dem Japan-Debakel erstaunlich unvorbereitet getroffen hat, steht vor einer schwierigen Bundestrainersuche. Julian Nagelsmann wäre der Job von seinen Fähigkeiten als Trainer locker zuzutrauen, allerdings müsste der klamme Verband den früheren Hoffenheimer wahrscheinlich für teures Geld aus seinem laufenden Vertrag beim FC Bayern auslösen. Und Nagelsmann würde bei der Nationalelf einige Spieler wiedertreffen, die ihm und seinen Ideen in München nicht so recht folgen wollten.

Dahinter werden die Optionen schnell dünn – zumindest wenn man fließende Deutschkenntnisse als Grundkriterium anlegt. Matthias Sammer will offenbar nicht, Louis van Gaal wäre mit seinen 72 Jahren eine naheliegende erfahrene Lösung, aber garantiert kein Mann, der nach Zukunft klingt. Vielleicht schlägt deshalb auch die Stunde eines Überraschungskandidaten wie dem Frankfurter Europapokal-Helden Oliver Glasner. Spannende Tage oder Wochen liegen vor uns.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB