Handball

Rhein-Neckar Löwen fehlt nur noch ein Sieg bis zum Final Four

Nach dem Pokalsieg bei der MT Melsungen schauen die Rhein-Neckar Löwen nun gespannt auf die Viertelfinalauslosung am Freitag

Von 
Thorsten Hof
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Auch Löwen-Keeper Mikael Appelgren (blaues Trikot) durfte sich in Kassel feiern lassen. © Swen Pförtner/dpa

Kassel/Mannheim. Mikael Appelgren ist nicht gerade bekannt dafür, ein verkopfter Grübler zu sein. Doch wie jeder Torhüter auf Weltklasse-Niveau fuchst auch den Schlussmann der Rhein-Neckar Löwen jeder einzelne Gegentreffer. Und der Versuch, zu verstehen, ob das gerade kassierte Tor vielleicht zu verhindern gewesen wäre, gehört wohl einfach zum Berufsbild. In dieser Saison ist vor dem Hintergrund des gelb-blauen Hochgeschwindigkeitshandballs aber einiges anders.

„Es ist auch für mich eine Umstellung, dass der Ball sofort aus dem Netz muss. Aber damit haben wir Erfolg. Und es ist auch gut für mich, weil ich nicht so viel über die Bälle nachdenken muss, die ich reingelassen habe“, sagt der Schwede schmunzelnd. Noch besser sind natürlich die Bälle, die schon vorher abgefangen werden, die der Gegner mit technischen Fehlern hergibt oder die Appelgren und seine Kollegen zu fassen bekommen.

Auch Trainer Sebastian Hinze ist beeindruckt

Beim 36:28 (18:12)-Sieg der Löwen im Achtelfinale des DHB-Pokals kam wieder einiges zusammen: 13 Torhüterparaden, neun Ballgewinne, 20 technische Fehler beim Gegner. Angesichts solcher Werte sind die Kontrahenten des Bundesliga-Dritten in dieser Spielzeit meistens auf verlorenem Posten, weil sie dafür durchweg mit einem Gegenstoß-Gewitter bestraft werden. Allein in der Kasseler Rothenbach-Halle waren es am Mittwoch 13 Schnellangriffe mit der entsprechenden Erfolgsquote.

Woher seine Spieler die Energie dafür nehmen, ließ nach dem Pokalsieg bei den zuletzt stabil wirkenden Melsungern selbst Trainer Sebastian Hinze staunen. „Die Mentalität, mit der die Jungs ins Spiel gegangen sind, hat mich stark beeindruckt. Das macht einfach nur Spaß“, sagte der Coach, der auf die kurze Vorbereitungszeit und die kräftezehrende Partie vom Sonntag in Wetzlar verwies. Und dennoch trat das Löwen-Rudel mit einem derartigen Hunger auf, als ob die letzte Fütterung zwei Wochen zurücklag.

Erlaubt sich der Gegner dann auch noch eine Schwächephase, ist es meistens schnell um ihn geschehen. In Wetzlar genügten 15 Minuten und ein 9:0-Lauf, in Kassel enteilten die Mannheimer innerhalb von elf Minuten von 10:9 auf 17:10 - eine Demontage, von der sich Melsungen nicht mehr erholte. „Wie wir dann relativ gnadenlos agieren, als Melsungen etwas liegen lässt - dafür muss man da sein und das haben die Jungs überragend gemacht“, so Hinze voller Respekt für sein Team. Sein Gegenüber Roberto Garcia Parrondo konnte da nur einräumen, „dass der Gegner einfach mehr Aggressivität und Intensität gezeigt hat“.

Rhein-Neckar Löwen hatten immer Hoheit über das Spiel gegen Melsungen

Dass bei Melsungen nach dem Pokalaus mal wieder die Mentalitätsdebatte geführt wird, dürfte den Löwen herzlich egal sein, die sich im Gegensatz dazu einmal mehr ihrer Stärken sicher sein konnten. „Das Tempospiel war wieder der Schlüssel und auch unsere Abwehr hat viel für uns Torhüter vorbereitet“, blickte Keeper Appelgren auf das Geschehen vor seinem Torraum.

Dazu demonstrierten die Gelbhemden ein starkes Spiel über Kreisläufer Jannik Kohlbacher, der nicht nur siebenmal traf, sondern auch fünf Siebenmeter herausholte, während die Melsunger Kreis-Riesen Rogerio Moraes und Arnar Arnarsson sogar beim Sieben-gegen-Sechs gegen die beweglich und leidenschaftlich verteidigenden Löwen kaum Akzente setzten.

Näher als auf vier Tore kam die MT deshalb nicht mehr heran. Mit einer weiteren 4:0-Serie um die 45. Minute zum 30:21 machten die Löwen endgültig den Sack zu. „Wir hatten immer die Hoheit über das Spiel und haben deshalb verdient gewonnen“, bilanzierte Hinze.

„Melsungen hat nie den Moment gespürt, um wieder ins Spiel zu kommen“, sagte auch der sichtlich zufriedene Kapitän Patrick Groetzki. „Sie haben nie die richtige Antwort gefunden. Selbst bei einem zusätzlichen Feldspieler haben wir ihnen ein paar Bälle weggenommen“, blickte der treffsichere Rechtsaußen (sechs Tore) zurück. „Nachdem wir uns den Vorsprung erarbeitet hatten, war das eine sehr souveräne Vorstellung.“

Diese hat schließlich auch den schönen Nebeneffekt, dass die Löwen im Pokalwettbewerb überwintern und am Freitag (13 Uhr/Livestream auf dem Youtube-Kanal der HBL) unmittelbar vor den Weihnachtsfeiertagen gespannt nach Köln schauen, wenn dort das Viertelfinale ausgelost wird.

Noch ein Sieg fehlt den Mannheimern, um erstmals seit ihrem Triumph 2018 wieder beim Final Four dabei zu sein. Da es in dieser Pokalsaison bereits früh im Wettbewerb schon so hohe Hürden wie Leipzig und Melsungen aus dem Weg zu räumen galt, sind die Badener mit Blick auf ihr Losglück jedoch nicht besonders zuversichtlich.

„Der THW Kiel auswärts würde da reinpassen“, nahm es Kapitän Groetzki mit Galgenhumor. „Wir rechnen also mit dem Schlimmsten und wünschen uns natürlich ein Heimspiel“, formulierte der Linkshänder seine Erwartungen mit einem Augenzwinkern. Doch nach dem Auftritt in Kassel sollte die Löwen selbst eine böse Losfee nicht zu verkopften Grüblern werden lassen.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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