Olympia

Nach Skandalszenen beim Finale: Hockey-Team hakt Vorfall ab

Auf die bittere Niederlage im Olympia-Finale folgten hässliche Szenen, in denen die Hockey-Teams Deutschlands und der Niederlande aufeinander losgingen. Am Tag danach gibt es Nachsicht. Es bleibt die Trauer um das verpasste Gold

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Stefanie Wahl
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Nach dem Tumult im Anschluss an das Spiel setzte sich beim DHB-Team die Freude über Silber durch. © Rolf Vennenbernd/dpa

Paris. Das Ende der Deutsch-Niederländischen-Freundschaft? André Henning ist weise, die unschönen Szenen nach dem 1:3 im Penalty-Shootout des olympischen Finales nicht herunterzuspielen. Sie aber auch nicht zu überhöhen. „Es liegt nicht in meiner Hand das zu bewerten“, sagt der Bundestrainer. „Ich habe den Eindruck, die Niederländer haben das schon getan und auch ihren Weg gefunden“.

Duco Telgenkamp sorgte mit dieser Geste für viel Aufregung. © Arun Sankar

Dulco Telgenkamp - Schütze des entscheidenden Penaltys - hat für seine Geste gegen den deutschen Torhüter Jean-Paul Danneberg, in der er sich vor ihm aufbaut, seinen Zeigefinger über den Mund legt, gegen seinen Helm haut und damit ein Handgemenge samt Wortgefechten zwischen den Teams auslöst, schon eine Abreibung kassiert und sich online entschuldigt. „Das ist auch gut so“, sagt Henning und macht doch klar: „Das ist ein junger Mensch. Natürlich ist das keine coole Aktion. Es ist eine Sekunde gewesen, wo er vielleicht nicht geschaltet hat, wie er das jetzt machen würde. Also ich werde keine Sperre fordern.“ Abgehakt.

Fehlende Risikofreude setzt sich im Penaltyschießen fort

Den 40-Jährigen beschäftigt eher ein anderes, hässliches Phänomen dieser Zeit. Dulco Telgenkamp wird in den Sozialen Medien beschimpft. „Was er an öffentlicher Kritik abkriegt, ist schon schwer genug für ihn“, sagt Henning. „Er ist bei der Siegerehrung, vielleicht einem der schönsten Momente in seinem Leben, vom kompletten Stadion ausgebuht worden. Das hat mir schon auch für ihn wehgetan.“

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Timo Schmidhuber
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Die Leiden seiner eigenen Männer nach der Niederlage sind auch nach einer Nacht Abstand nicht gewichen. Weil die Deutschen mit zu den besten Penalty-Mannschaften der Welt zählen. Diesen besonderen Druck zu trainieren, geht nicht. Und doch hinterfragt Henning, warum seine Jungs ihren Plan nicht durchgezogen haben? „Uns hat schon im Spiel Risikofreude gefehlt. Ein Stück weit haben wir die Penaltys so geschossen. Den machst du nicht rein, wenn du nicht maximal mutig bist.“

Für einige Nationalspieler wird es keine zweite Chance auf den Gold-Moment geben. Also kreisen die entscheidenden Sekunden in ihren Hirnen und beschäftigen sie, „wohl bis ans Ende unserer Tage“, sagt Henning. Den Spielern des Mannheimer HC geht es genauso. Teo Hinrichs, Gonzalo Peillat und Justus Weigand gaben im Finale alles, auch Paul-Philipp Kaufmann (TSV Mannheim Hockey) kam im olympischen Hockeyturnier auf Spielminuten.

Zwei große Turnier, zwei Mal Finale - ein Weg, der stolz macht

Den Trainer macht es stolz zu sehen, wie eng diese bunte Mischung an Charakteren und Typen zusammengerückt ist. Spielerisch sind die Männer schon auf einem hohen Niveau gewesen, als Henning im Dezember 2021 übernommen hat. Nach Paris bleibt das Fazit: Zwei große Turniere, zwei Mal im Finale gestanden, eines davon in der engsten aller Möglichkeiten knapp verloren. Die Bilanz lässt sich sehen.

Auslöser für Telgenkamps Aktion waren Aussagen Dannebergs vor dem Finale. „Wir gehen da mit einer richtig breiten Brust rein, denn ich glaube, die Holländer haben richtig Angst vor uns“, hatte Danneberg gesagt. Telgenkamp und seine Teamkollegen fassten dies als Provokation auf. „Ich hätte das nicht machen sollen, es waren die Emotionen“, sagt er nun. „Es war nicht so klug von mir, dass ich noch mal zum Torwart gehe. Ich meine, wir haben gewonnen, da sollte ich mich nicht so gehen lassen.“

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