Sport

Mannheim-Paris: So lief der Kurztrip einer Familie zu Olympia

Nie waren Olympische Spiele von Mannheim aus so leicht zu erreichen wie diesen Sommer. Viele Mannheimer haben das genutzt - so wie Sabine, Carla und Leif. Was sie an zwei Tagen in Paris alles erlebt haben

Von 
Timo Schmidhuber
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„Es war ein Kindheitstraum von mir“: Carla (v.l.), Sabine und Leif Sütterlin bei den Olympischen Spielen in Paris. © Sabine Sütterlin

Mannheim. Mit dem Schnellzug TGV dauert es vom Mannheimer Hauptbahnhof nach Paris etwas mehr als drei Stunden. Nie ist man von hier aus schneller zu Olympischen Spielen gekommen als diesen Sommer. Viele Mannheimer haben diese Gelegenheit genutzt - so wie Sabine Sütterlin mit ihren beiden zwölfjährigen Zwillingen Carla und Leif.

"Es war ein Kindheitstraum von mir, diese Sportart bei Olympia zu sehen"

Die 45-Jährige hat fast ihr gesamtes Leben Synchronschwimmen beim Volkstümlichen Wassersportverein Mannheim gemacht - als Mädchen, als erwachsene Leistungssportlerin, als Trainerin. „Es war ein Kindheitstraum von mir, diese Sportart bei Olympia zu sehen“, erzählt sie auf der heimischen Terrasse in Wallstadt, noch etwas heiser vom Anfeuern beim Trip nach Paris. Im Wohnzimmer läuft der Fernseher - Beachvolleyball. Die Olympiaübertragungen seien bei ihnen von morgens bis abends eingeschaltet, sagt die ausgebildete Physiotherapeutin - und grinst.

Im Centre Aquatique in St. Denis, neben dem Stade de France, sahen die Drei die freie Kür im Synchronschwimmen. © Sabine Sütterlin

Eigentlich hatte sie schon vor zwölf Jahren in London dabei sein wollen. Aber damals war sie schwanger mit den Zwillingen, musste liegen und konnte die Spiele nur am Fernseher verfolgen. Dieses Mal nahm sie die beiden, die beim Mannheimer HC Hockey spielen und für diesen Sport ähnlich brennen wie ihre Mama fürs Synchronschwimmen, einfach mit. Natürlich musste dann auch ein Hockeyspiel auf dem Programm stehen.

Mittags Hockey-Halbfinale, abends Synchronschwimmen

Bereits im vergangenen Jahr hatte sich Sabine nach Tickets für die Wettbewerbe in den beiden Sportarten erkundigt. Aber die angebotenen Karten seien teuer gewesen, „350 bis 400 Euro. Das war uninteressant für uns“. Die Reise war eigentlich schon abgehakt. Anfang Juli dann, als sie immer wieder von Mannheimern hörte, die zu Olympia wollten, „da hat es mich auch wieder gejuckt“, erzählt die Sportbegeisterte. Sie schaute erneut auf der Ticketwebseite nach. Und fand für den vergangenen Dienstag noch Karten: Um 14 Uhr für eines der Halbfinals beim Herren-Hockey, abends um 19.30 Uhr dann für die freie Kür im Synchronschwimmen. Es waren Tickets mit jeweils eingeschränktem Sichtfeld, wie das so schön heißt. Beim Hockey für 65 Euro pro Nase, beim Synchronschwimmen für 80. Doch die Plätze sollten sich als richtig gut erweisen.

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Am Dienstagmorgen ging’s los, 6.40 Uhr am Mannheimer Hauptbahnhof. Ankunft in Paris kurz vor zehn, Hockey und Synchronschwimmen, dann eine Übernachtung, am Mittwoch noch einen Tag Sightseeing, abends um 19 Uhr wieder zurück nach Mannheim. Im Hockey-Halbfinale im Yves-Du-Manoir-Stadion in Colombes, nordwestlich von Paris, spielte der spätere Olympiasieger Niederlande gegen Spanien. „Wir hatten einen super Platz an der Ecke des Feldes und haben alles gut gesehen“, schwärmt die zwölfjährige Carla. „95 Prozent“ der Zuschauer seien Holländer gewesen, die ihr Team kräftig angefeuert hätten. Ihr Zwillingsbruder Leif weist darauf hin, dass das Spiel genauso ausgegangen sei, wie er getippt habe: 4:0 für Oranje.

Im Hockey-Halbfinale besiegten die Niederlande im Yves-Du-Manoir-Stadion in Colombes das Team von Spanien mit 4:0. © Sabine Sütterlin

Nach der Partie ging es dann weiter zum Centre Aquatique in St. Denis, neben dem Stade de France, nordöstlich gelegen. Ein Gitter schränkte die Sicht der drei in der Schwimmhalle zwar ein wenig ein - aber sie saßen trotzdem ganz nah am Beckenrand. Ein paar Reihen davor hatte Bill May seinen Platz. Für die weniger Eingeweihten: May ist ein bekannter früherer Synchronschwimmer. Sabine konnte ein Selfie mit ihm ergattern. Und während das für sie einer der Höhepunkte des Kurztrips war, wundert sich ihr Sohn Leif immer noch darüber, dass es beim Synchronschwimmen lauter war als beim Hockey. Die ganze Halle feuerte die Sportlerinnen an.

Die Karten für den Eiffelturm waren schon lange ausgebucht

Die Drei waren viel unterwegs, haben alle öffentlichen Verkehrsmittel genutzt, die es in Paris gibt, Metro, Bus, Nahverkehrszug. „Alles war super ausgeschildert, überall waren Polizisten und Volunteers, man konnte sich gar nicht verlaufen“, erzählt Sabine. Überall haben sie Menschen in ihren Nationaltrikots und mit Flaggen gesehen. Es war jede Menge los in Paris. „Man hat gemerkt, dass das ein besonderer Anlass ist“, findet Carla. Ein Anlass, der auch dafür sorgte, dass die Sehenswürdigkeiten ziemlich überlaufen waren. Für den Eiffelturm zum Beispiel habe es bereits Anfang Juli keine Karten mehr für den Mittwoch ihres Besuchs gegeben, berichtet Sabine. Tickets brauchte man auch für die Tuilerien, in denen das olympische Feuer brennt.

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Aber die Drei waren auf den Champs-Élysées, dem Platz vor dem Louvre und im Künstlerviertel Montmartre. Mit ihrem Paris-Trip sind sie sehr zufrieden. „Obwohl es nur zwei Tage waren, haben wir ganz viel unternommen“, freut sich Carla. Papa Pascal musste leider arbeiten und konnte deshalb nicht mitkommen. „Ich wäre schon gerne dabei gewesen“, bedauert er auf der Terrasse, als die Drei von ihren Erlebnissen erzählen.

Sind sie auch 2028 in Los Angeles dabei?

Ob die Sütterlins auch bei den nächsten Olympischen Spielen wieder dabei sind? Wohl eher nicht. „2028 sind sie in Los Angeles, 2032 in Brisbane, einmal in der einen Ecke der Welt, dann in der anderen“, seufzt Sabine. Aber es gebe ja auch noch Winterspiele. Die seien in zwei Jahren in Mailand und in Cortina d’Ampezzo. Ist zwar nicht so nah wie Paris. Aber von Mannheim aus auch keine Weltreise.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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