Karlsuhe. Als Winfried Schäfers Ära beim Karlsruher SC zu Ende ging, war er nicht einmal 50 Jahre alt. An diesem Freitag wird er 75 und zeigt sich noch abenteuerlustig, während seine zwölf Trainerjahre beim KSC unvergessen bleiben.
In die Mitte von Schäfers Amtszeit fallen das als „Wunder vom Wildpark“ bekannte 7:0 gegen den FC Valencia am 2. November 1993 und der folgende Vorstoß ins UEFA-Cup-Halbfinale. Doch auch die Art und Weise, wie sich die Karlsruher zu jener Zeit in der Bundesliga etablierten, war sensationell. Unter Schäfer hatte der KSC eine Rolle inne wie inzwischen der SC Freiburg: Als ein Kleiner, der die Großen wie Rekordmeister Bayern München immer wieder ärgerte, spielten sich die Badener in die Herzen der Fans.
Nach Schäfers Abgang stieg der KSC unter Feuerwehrmann Berger ab
Er habe den Wert des Kaders jede Saison verdreifacht, so Schäfer launig. Unbestritten ist, dass Michael Sternkopf (1990), Oliver Kreuzer (1991), Mehmet Scholl (1992) sowie Torsten Fink und Michael Tarnat (beide 1997) dem Ruf aus München folgten. Und 1994 hätte auch der Trainer selbst - zusammen mit Torhüter Oliver Kahn - zum FCB gehen können. Er habe aber beim KSC bleiben wollen, so Schäfer gegenüber der „Pforzheimer Zeitung“: „Im Grunde war das mein Zuhause.“
Damals ließ Schäfer wissen: „Das Einzige, von wo ich zurücktrete, ist die Bahnsteigkante.“ Kurze Zeit später war aber gegen seinen Willen Schluss beim KSC. Als sich Schäfer nach dem Rausschmiss im März 1998 auf den Heimweg machte, sah er Jörg Berger heranfahren. Der galt zwar als Trainertyp Feuerwehrmann, konnte den KSC aber nicht mehr von Abstiegsplatz 16 wegbefördern: Am Ende sprach die bessere Tordifferenz für Borussia Mönchengladbach.
Ein Verfechter des Dribblings und der Macht eines Trainers
Mit jenem Club war Schäfer 1970 als Jungprofi Deutscher Meister geworden, ehe er kurioserweise ebenfalls noch 1970 beim Pokalsieg der Offenbacher Kickers dabei war. Den KSC führte Schäfer 1987 als 37-jähriger Trainerneuling zurück in die Bundesliga. Dennoch musste der Mann, der mit seiner Löwenmähne und Lederjacke stets auffiel, in der folgenden Saison zittern, da im Umfeld die Meinung herrschte, dass im Abstiegskampf ein erfahrener Mann auf der Bank guttäte.
Nun - als umtriebiger Oldie - propagiert Schäfer übrigens dasselbe. Etabliert hatte er sich als junger Motivator und Entwickler von Talenten. Schäfers Philosophie zufolge sollen beim Trainer jederzeit alle Fäden zusammenlaufen. Außerdem hält er viel vom Dribbling („Eine der besten Waffen“).
Die Ex-Coaches Rehhagel und Gutendorf als Vorbilder für lange Trainerkarrieren
Erstaunlich, dass Schäfer bei all der Eigenwerbung seine für April angekündigte Autobiografie „Fußball könnte so einfach sein“ gar nicht erwähnt. Dafür lobt er Kollege Carlo Ancelotti von Champions-League-Sieger Real Madrid („Der Beste“) und lästert ein wenig über Pep Guardiola und dessen als „Tiki Taka“ bekannten Ballbesitzfußball. Jürgen Klopps Trainerrückzug mit 57 verwundert Schäfer, der mit seinen nun 75 Jahren neue Jobs herbeisehnt. Er will mehr, als zu Hause in Ettlingen die Spülmaschine auszuräumen, Bücher zu lesen und mit seinem Enkel zu kicken: „Ich muss raus.“
Auch Schäfers Ex-Trainer dürften seinen Arbeitseifer geprägt haben: Otto Rehhagel und Rudi Gutendorf (beide Schäfers Trainer in Offenbach) kannten ebenfalls kein Alterslimit. Gerne würde Schäfer noch einmal seine Erfolgsrezepte anwenden. Er bekennt: „Ich bin gern Fußballromantiker.“
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