Mannheim. Hin und wieder geht es im Sport nicht nur um das Ergebnis, sondern auch um das Gefühl. Fans haben ein feines Gespür dafür, ob sich eine Mannschaft auf dem Feld zerreißt – oder sich auf einen Dienst nach Vorschrift beschränkt. So wie man es zuletzt von der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gesehen hatte. Am Freitagabend aber verließen die Anhänger des vierfachen Weltmeisters die Sinsheimer Arena überaus zufrieden. Denn es stimmte nicht nur das Ergebnis, sondern auch die Leistung. Am Ende stand in der WM-Qualifikation vor 25.249 Zuschauern ein überzeugender 4:0 (2:0)-Sieg über Außenseiter Luxemburg.
Ludwigshafener Amiri zunächst auf der Bank
David Raum (12.), Joshua Kimmich (21./Elfmeter, 50.) und Serge Gnabry (48.) trafen für das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann, die Luxemburger mussten nach einem Platzverweis gegen Dirk Carlson (21.) lange Zeit in Unterzahl spielen. Bereits am Montag geht es für die DFB-Elf in Belfast weiter. Dann trifft sie auf Nordirland.
Nagelsmann überraschte bei der Startelf mit einer Umstellung. Nachdem er Kapitän Kimmich zuletzt von der Rechtsverteidigerposition ins Mittelfeld verschoben hatte, beorderte er den Profi des FC Bayern München nun wieder zurück in die Abwehr. Eine Kehrtwende, die Nagelsmann vor einiger Zeit noch mehr oder weniger ausgeschlossen hatte. Mit einer Ausnahme. „Sollten die angedachten Rechtsverteidiger-Kandidaten auf ganzer Linie versagen, wovon ich nicht ausgehe, überlegen wir nochmal“, sagte der 38-Jährige im Sommer. Nun überlegte er. Entschied neu. Und begründete die Umstellung: „Wir schauen uns immer Alternativen an. Joshua ist auf beiden Positionen sehr, sehr stark. Da ist es nicht ganz so leicht für Konkurrenten vorbeizukommen – egal ob auf der Sechs oder rechts hinten.“
Ex-Waldhöfer Jans führt Luxemburg als Kapitän an
Im Mittelfeldzentrum kam das Bayern-Duo Leon Goretzka und Aleksandar Pavlovic zum Einsatz, der Ludwigshafener Nadiem Amiri saß zunächst auf der Bank. Nach seiner starken Leistung beim 3:1 über Nordirland waren ihm eigentlich gute Chancen auf einen Startelfeinsatz in der offensiven Dreierreihe hinter Stürmer Nick Woltemade zugeschrieben worden. Doch es begannen Gnabry, Florian Wirtz und Karim Adeyemi.
Die Luxemburger besannen sich von Beginn an erwartungsgemäß auf die Defensivarbeit. Angeführt von Kapitän Laurent Jans, der von 2022 bis 2024 beim Drittligisten SV Waldhof Mannheim unter Vertrag stand, geriet der Außenseiter aber schon früh in Rückstand. Raum zirkelte einen Freistoß über die Mauer ins Eck – ein Traumtor (12.). Zuvor hatten bereits Kimmich (3.) und Goretzka (8.) große Möglichkeiten, einem Treffer von Gnabry wurde die Anerkennung verweigert (4.). Sein Schuss war von Woltemades Arm abgefälscht worden.
Keine Frage: Was der vierfache Weltmeister in den ersten Minuten in Sinsheim zeigte, sah stark nach einem festen Willen zur Wiedergutmachung nach den tristen Auftritten im September in der Slowakei und gegen Nordirland aus. Entsprechend früh gelang dann auch der zweite Treffer: Der Luxemburger Carlson bekam den Ball im Strafraum an den Arm, nach einem Videobeweis entschied Schiedsrichter Nenad Minakovic auf Strafstoß. Kimmich verwandelte sicher (21.). Carlson sah zudem die Rote Karte. Eine regeltechnisch richtige, aber eben auch harte Entscheidung.
Zum vollkommenen Glück fehlt nur ein Treffer von Woltemade
Spätestens von diesem Zeitpunkt an ging es nur noch um die Höhe des Sieges in dieser einseitigen Partie. Doch ein weiterer Treffer wollte zunächst nicht fallen, obwohl sich die Deutschen einige Gelegenheiten erspielten. Gnabry (24.), Goretzka (31.), Raum (32.) und Kimmich (45.+2) vergaben allerdings.
Doch der nächste Treffer war nur aufgeschoben – und fiel direkt nach dem Seitenwechsel: Gnabry erhöhte auf 3:0 (48.) und Kimmich legte zwei Minuten später nach einem Eckball mit dem 4:0 (50.) nach. Besonders auffällig: Der umtriebige Gnabry, sonst eher nicht für intensive Laufwege zur Balleroberung in der eigenen Spielhälfte bekannt, spulte ein hohes Pensum ab, ging weite Wege und war sich selbst bei der deutlichen Führung nicht für die Defensivarbeit zu schade.
Was zum vollkommenen Glück der deutschen Mannschaft noch fehlte, war ein Treffer von Stürmer Woltemade. In der englischen Premier League trifft er bei seinem neuen Club Newcastle United regelmäßig, in der DFB-Elf will ihm einfach kein Tor gelingen. Gegen Luxemburg war für ihn in seinem fünften Länderspiel nach etwas mehr als einer Stunde Schluss. Die nächste Chance für den Ex-Stuttgarter gibt es am Montag in Belfast.
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