Fußball

Kaiserslautern geht im DFB-Pokalfinale über die Schmerzgrenze

Zweitligist 1. FC Kaiserslautern bot dem Deutschen Meister Bayer Leverkusen im DFB-Pokalfinale einen großen Kampf. Das sah auch FCK-Trainer Friedhelm Funkel so und gab den FCK-Verantwortlichen einen Wink mit dem Zaunpfahl

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Philipp Koehl
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Tapfer gekämpft, aber auch in Überzahl nicht getroffen: Kaiserslauterns Daniel Hanslik beim DFB-Pokal-Finale in Berlin. © Uwe Anspach/dpa

Der Tank war komplett leer. Marlon Ritter sackte nach dem Schlusspfiff des Unparteiischen Bastian Dankert in sich zusammen, lag auf dem Rücken und streckte - sichtlich nach Luft schnappend - die Arme von sich. Der Mittelfeldstratege des 1. FC Kaiserslautern ging bei der 0:1-Finalniederlage im DFB-Pokal gegen den Deutschen Meister Bayer Leverkusen - genau wie seine Mitspieler - bis zur Schmerzgrenze und darüber hinaus.

„Es war schon sehr anstrengend, weil man auch mental jederzeit auf der Höhe sein musste, denn Leverkusen ist unheimlich gut darin, Fehler zu bestrafen, wenn du einmal schläfst“, sagte Ritter in den Katakomben des Berliner Olympiastadions. Die Silbermedaille baumelte dabei um seinen Hals. Eine Ehrung, die er noch nicht so richtig genießen konnte. „Momentan regiert noch die Enttäuschung, auch wenn keiner von außen erwartet hat, dass wir den Titel holen. Aber wenn man das Spiel vom Ergebnis her so knapp gestalten kann, dann tut das schon weh.“

Kaiserslauterns Fans sorgten kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit für eine Spielunterbrechung. © Federico Gambarini

Auch seinem Trainer Friedhelm Funkel war unmittelbar nach dem Schlusspfiff die Enttäuschung anzusehen. Der 70-jährige Routinier, der den Zweitligisten im Februar übernahm, vor dem Abstieg bewahrte und nun laut eigener Aussage „unverhofft“ zum dritten Mal in seiner Trainerkarriere im DFB-Pokalfinale stand, strich sich fragend über den Kopf. Die Chance auf seinen ersten Titel als Trainer war dahin.

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Seine Mannschaft bot dem haushohen Favoriten einen großen Kampf, erspielte sich durch Daniel Hanslik (4. Minute) bereits in der Anfangsphase eine gute Chance und ließ das gefürchtete Kombinationsspiel der „Werkself“ durch disziplinierte wie laufintensive Defensivarbeit nie wirklich ins Rollen kommen. „Wir haben allen Grund zu feiern“, betonte Funkel entsprechend auf der Pressekonferenz nach dem Spiel mit nun reichlich Stolz in der Stimme. Ob er seine Karriere nun endgültig beendet, ließ er offen. „Ich brauche jetzt eine Pause. Wenn ich wieder erholt bin, bei Kräften bin, dann schließe ich nicht aus, noch mal was zu machen“, sagte Funkel.

Bezeichnend: Einziges Tor des Abends fällt aus der Distanz

Bezeichnend, dass der einzige Treffer des stimmungsvollen Abends in Berlin aus der Distanz fiel. Bitter für die Pfälzer, dass dieser ausgerechnet in einer Aktion passierte, in der gleich zweimal die größte Gefahr bereinigt schien. Doch Leverkusens Kapitän Granit Xhaka schoss den Ball mit seinem feinen linken Fuß in Weltklassemanier in die Tormaschen (16.). Auch in der Folge drückte Leverkusen gegen tapfer kämpfende Lauterer auf den zweiten Treffer. „Es ist natürlich schwierig, wenn du in der ersten Halbzeit fast kein Ballbesitz hast - und wenn du den Ball mal hast, hat Leverkusen direkt gepresst. Da bleibt dir oft nichts anderes übrig, als hinter die Abwehrkette zu spielen“, sagte Ritter.

Das gelang dem FCK hier und da auch mal, wirklich Durchschlagskraft konnten sie aber nicht entwickeln. Da kam es den Pfälzer, die auf den Tag genau vor 28 Jahren ihren zweiten und bis dato letzten DFB-Pokal gewannen, zu Gute, dass sich die Leverkusener zum Ende der ersten Halbzeit mit der Gelb-Roten Karte für Odilon Kossonou selbst schwächten. Mittelfeldmotor Tobias Raschl hatte in dieser Phase die beste Möglichkeit auf den Ausgleich, verzog jedoch knapp (45. +1).

Dass die große Druckphase der zunehmend erschöpften Lauterer in den zweiten 45 Minuten ausblieb, bezeichnete Funkel als „normal“. Sein Team sei in der zweiten Halbzeit „an Grenzen“ gestoßen, man dürfe aber auch nicht vergessen „wo wir herkommen“. Der Trainer räumte zwar ein, dass sein Team es verpasst habe, die numerische Überzahl besser auszuspielen, öfter mal die Seite zu wechseln, „aber ich weiß auch, wie schwer das ist, gerade gegen eine solche Mannschaft voller Nationalspieler“, sagte der 70-Jährige und hob vor allem den „Betzefußball“, den seine Mannschaft gezeigt habe, hervor. „Das ist immer wieder Einsatz, sich in Zweikämpfen zu bewähren, sehr laufstark zu sein und die Zuschauer mitzunehmen - meine Jungs haben ihr Herz auf dem Platz gelassen“, erläuterte Funkel.

„Dafür braucht man gewisse Spielertypen, die habe ich im Laufe meiner Zeit hier gefunden“, betonte er und ergänzte: „Ich hoffe, dass die Verantwortlichen bei künftigen Spielerverpflichtungen ein glückliches Händchen haben werden.“

Einer dieser Spieler ist Ritter, der während den Worten seines Trainers endlich seine Dopingkontrolle „abschließen“ zu können. Die Zeit nutze der 29-Jährige jedoch, um das Geschehen auf dem Platz besser einzuordnen. „Wir haben definitiv etwas zu feiern und werden das auch tun. Ich bin bisher dreimal in meiner Karriere aufgestiegen, aber dieses Spiel war der absolute Höhepunkt.“

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkt Adler Mannheim

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