Mannheim. Es war kurz vor der Halbzeit. Der Geschäftsführer der MLP Academics Heidelberg, Matthias Lautenschläger, nahm sein Handy in die Hand und filmte das volle Rund der SAP Arena. Das Strahlen in seinem Gesicht war dabei von dem eines Kindes vor dem Weihnachtsbaum kaum zu unterscheiden.
Bereits vor dem Spiel hatten die langen Autoschlangen auf der Abfahrt der A 656 angekündigt, dass etwas Besonderes in der Arena anstand. Wer bei Sport in der Halle am Bösfeld bisher immer nur an Eishockey und Handball dachte, wird nun wohl mit Basketball eine dritte Sportart dazunehmen müssen.
10 454 Zuschauer waren gekommen, um die Basketball-Bundesliga-Premiere der Academics im Mannheimer UFO gegen Bayern München zu sehen. Sie sahen ein Heidelberger Team, das den Titelfavoriten am Rande einer Niederlage hatte und sich am Ende mit 83:87 nur knapp geschlagen geben musste.
Iisalos Spielstil zahlt sich aus
„Es war eine mega Stimmung und ein überragender Abend. Natürlich sind wir aber traurig, dass wir trotz des Super-Spiels verloren haben,“ fasste Niclas Würzner, der Ur-Heidelberger im Team der Academics, den Abend zusammen. Würzner hob allerdings die Entwicklung seines Clubs hervor. „Wer hätte das vor zwei Jahren gedacht? Zu der Zeit haben wir in der 2. Liga gespielt, und kaum jemand hat noch damit gerechnet, dass wir aufsteigen. Und jetzt füllen wir im zweiten Jahr unserer BBL-Zugehörigkeit die Arena hier.“
Auch sportlich hat sich bei den Academics im Laufe der zweiten Saison in der Basketball-Bundesliga (BBL) viel getan. Wurde das Jahr nach dem Aufstieg noch der Kader in weiten Teilen zusammengehalten, kam es nach dem Klassenerhalt zum Umbruch. Prägnanteste Entscheidung dabei: Mit dem Finnen Joonas Iisalo wurde ein neuer Coach verpflichtet.
In der vergangenen Saison setzten die Heidelberger vor allem auf individuelle Aktionen, doch mit Iisalo ist nun ein attraktiver, moderner Spielstil bei den Academics eingezogen. Hohes Tempo, aggressive Verteidigung und viele Würfe von außen sind die hervorstechenden Merkmale dieses Systems.
Dreh- und Angelpunkt bei Iisalos Philosophie ist dabei Eric Washington. Der nur 1,83 Meter große Spielmacher kam vor der Saison von den Niners Chemnitz und riss das Publikum der SAP Arena mit seinen Antritten, Sololäufen und Pässen immer wieder von den Sitzen. Am Ende standen für den US-Amerikaner 18 Punkte und 7 Assists.
Verantwortlich für die Entscheidung zum sportlichen Kulturwandel ist der sportliche Berater der Academics, Alex Vogel. „Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht und sind zufrieden mit dem Prozess und damit, wie die Spieler umsetzen, was der Coach ihnen mitgibt“, so Vogel, der findet, dass Iisalo und sein Team gut harmonieren: „Das sieht man auf dem Parkett. Nichtsdestotrotz ist es ein Prozess, bei dem wir uns noch verbessern müssen.“
Und das am besten schon in den kommenden Partien, in denen wichtige Aufgaben gegen direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt anstehen. Dem pflichtete auch Power Forward Maximilian Ugrai bei. Angesprochen darauf, dass es Experten gab, die den Heidelbergern vor der Saison sogar Play-off-Chancen eingeräumt hatten, wehrte er ab: „Wir haben heute zwar ein gutes Spiel gemacht, aber aktuell stehen wir in der Tabelle im unteren Mittelfeld und müssen nach unten schauen. Wir haben jetzt wichtige Spiele vor der Brust.“
Doch auch Ugrai sieht Fortschritte im Vergleich zur vergangenen Saison: „Wir sind professioneller geworden. Der Coach versucht, uns ein neues System an die Hand zu geben, mit dem wir auch an schlechten Tagen erfolgreich sein können.“
Lob von Nationalspieler Zipser
Auch abseits des Feldes sind die Heidelberger die nächsten Entwicklungsschritte gegangen. Die Geschäftsstelle wurde erweitert, der Staff um das Team ausgebaut und für die Stimmung bei den Heimspielen sorgt als Hallensprecher nun Kevin Gerwin – eine bereits von den Rhein-Neckar Löwen bekannte Stimme. Einen weiteren wichtigen Schritt in ihrer Entwicklung hatten die Academics bereits Ende Oktober mit der Erweiterung des Gesellschafterkreises verkünden können.
Auch der Gegner aus München nimmt wahr, dass in Heidelberg etwas entsteht. Nationalspieler Paul Zipser, der in der Jugend noch gemeinsam mit Würzner für die Heidelberger auf dem Parkett stand, fand viel Lob für das Team seiner Heimatstadt: „Es ist schön, zu sehen, dass die Academics eine solche Entwicklung nehmen. Aber als ich gehört habe, dass Alex Vogel hierherkommt, wusste ich, dass es gut und erfolgreich werden würde.“
Unisono war nach dem Spiel von allen Beteiligten zu vernehmen, dass dieses Spiel in der SAP Arena kein einmaliges Ereignis bleiben soll und man auf jeden Fall zurückkehren werde. Und wahrscheinlich wird Matthias Lautenschläger dann wieder strahlend das Handy in die Hand nehmen.
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