"Trinkpause"

EM-Kolumne: Warum die deutschen Pfiffe gegen den Spanier Marc Cucurella an Peinlichkeit nicht zu überbieten sind

Beim EM-Halbfinale zwischen Spanien und Frankreich benehmen sich etliche deutsche Fans in München daneben. Im Visier: Der unschuldige Spanier Marc Cucurella. Peinlich, meint EM-Kolumnist Alexander Müller

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Alexander Müller
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Ausgepfiffen: Der Spanier Marc Cucurella. © dpa

München. Bei aller Aufregung sollten wir nicht vergessen, dass Al Bundy 1966 vier Touchdowns in einem Spiel gemacht und den Polk High School Panthers damit zur Stadtmeisterschaft verholfen hat.
Leute, kommt mal runter.

Die Auspfeiferei des Spaniers Marc Cucurella durch einen Teil der anwesenden deutschen Fans beim EM-Halbfinale zwischen „La Furia Roja“ und Frankreich in München war an Peinlichkeit nicht zu überbieten. Bisher haben wir uns bei diesem stimmungsvollen Turnier als gute Gastgeber präsentiert, die deutschen Nationalspieler und Bundestrainer Julian Nagelsmann nach dem Scheitern im Viertelfinale als anständige Verlierer. Und das sollte bitte auch so bleiben.

Cucurella ist sicher der Letzte, der irgendetwas dafür kann, dass sich die Schiedsrichterei bei der Auslegung der Hand-Regel in einem undurchsichtigen Dschungel verirrt hat, der durch die ganze elende Technologie noch verschlimmert wird. Ja, der Wuschelkopf aus España hat Jamal Musialas Schuss, der wahrscheinlich ins Tor gegangen wäre, mit dem Arm geblockt. Elfmeter gab es keinen. Sehr ärgerlich aus deutscher Sicht.
Aber wer den Mann dann im nächsten Spiel bei jedem Ballkontakt auspfeift, hat – wie man im Rheinland so schön sagt – einen am Sträußchen. Beschwerden sind vielmehr direkt an das International Football Association Board (Ifab) zu richten, die Regelhüter des Fußballs.
Statt selten dämlich zu pfeifen, hätten die Menschen in Deutschland-Trikots in München besser ihre Halbfinal-Karte für 400 Euro auf dem Schwarzmarkt vertickt. Wäre der Geldbeutel voll, und niemand müsste sich über ihr dummes Foul gegen das Fair Play aufregen.
In diesem Zusammenhang sollte man sich besser einfach mal ein Beispiel an Spaniens Nationaltrainer Luis de la Fuente nehmen. Der fand auf der Pressekonferenz nach dem 2:1 gegen Frankreich ausgleichende Worte, die sich die Pfeifhansel dick hinter die Ohren schreiben sollten. Diese Pfiffe, so de la Fuente, repräsentierten aus seiner Sicht niemanden, weder Deutschland als Gastgeberland noch den Sport. „Deutschland war als Gastgeberland außergewöhnlich“, sagte der spanische Coach. Bravo y muchas gracias, Señor.
Man kann nur hoffen, dass der Cucurella-Spuk im Endspiel am Sonntag schnell wieder beendet sein wird. Applaudieren sollte man stattdessen dem Mann, denn er hat ein überragendes Turnier gespielt.

 

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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