Eisenach/Mannheim. Die Nacht war kurz für die Rhein-Neckar Löwen. Während am Montagabend vor der altehrwürdigen Werner-Aßmann-Halle in Eisenach noch ausgelassen gefeiert wurde, machte sich der Bus der Mannheimer bereits auf den Heimweg nach Nordbaden. Im Kronauer Trainingszentrum wurde am Dienstag die überraschende 26:29-Niederlage beim Aufsteiger ThSV Eisenach aufgearbeitet, zugleich der Fokus aber schon auf die nächste Aufgabe beim noch ungeschlagenen Tabellenführer Füchse Berlin am Donnerstag (19 Uhr) gedreht.
Dort hätten die Löwen bei einem Sieg beim ThSV ein echtes Spitzenspiel gehabt, nun geht es darum, nicht weiter ins Mittelmaß zu rutschen. „Das ist vielleicht sogar positiv, nächste Woche geht es zudem mit der European League weiter. Dann können wir diese Partie schneller wegschmeißen und uns auf Berlin konzentrieren“, meinte Löwen-Torwart Joel Birlehm nach dem enttäuschenden Auftritt unter der Wartburg.
Allzu sehr in die Tiefe musste der Pokalsieger bei der Analyse der Partie ohnehin nicht gehen. „Wir verschießen zu viel, um hier Ruhe reinzubringen, und am Ende sind wir nicht stressresistent genug und machen in den letzten zehn Minuten vier technische Fehler. Das muss man hier Stück für Stück erledigen und das haben wir nicht getan“, waren für den enttäuschten Trainer Sebastian Hinze schon direkt nach der Partie die Knackpunkte des Scheiterns ausgemacht.
Torhüter-Duell geht verloren
Vor allem die Fehlwurfquote aus eigentlich aussichtsreichen Positionen erinnerte an die fahrigen Auftritte zum Saisonstart, selbst die Siebenmeter-Seuche war zurück, die nach der Vorstellung von Rückkehrer Olle Forsell Schefvert gegen Stuttgart - sechs Treffer bei sechs Versuchen - eigentlich schon kuriert schien. Doch auch der Schwede reihte sich in Eisenach in die Reihe der Fahrkarten-Schützen ein und vergab zwei Versuche vom Punkt oder verfehlte das leere ThSV-Tor aus der eigenen Hälfte.
Auffällig war zudem die unterdurchschnittliche Vorstellung der Löwen-Keeper, die bislang eigentlich immer die Basis für die jüngste Entwicklung vom Tabellenende bis auf Platz vier waren. Doch in Eisenach standen nach 60 Minuten nur überschaubare sieben Paraden und eine Fangquote von 20 Prozent für Birlehm und David Späth, während das Torhüter-Duo des Aufsteigers da nochmal zehn Prozent draufsatteln konnte. Die Torhüter-Leistung wollte im Löwen-Lager allerdings niemand isoliert betrachtet sehen.
„Wir haben es nicht geschafft, die Abschlussräume zu kreieren, in denen unsere Torhüter stark sind“, sagte Hinze, Kapitän Patrick Groetzki pflichtete seinem Chef bei. „Wir haben es in der Abwehr vor allem zu Beginn nicht geschafft, die Würfe zu erzwingen, die wir haben wollten und haben zu viele Durchbrüche über die Mitte- und Halbpositionen bekommen“, blickte Groetzki auf den schnellen Rückstand, dem die Löwen abgesehen von der eigenen 11:10-Führung (26. Minute) ständig hinterherlaufen mussten - und damit ordentlich Öl ins Feuer der ohnehin schon brodelnden Aßmann-Halle gossen.
„Eisenach hatte so immer das Gefühl, dass was geht“, meinte Hinze, während Keeper Birlehm das nur unterstreichen konnte. „Da sind wir mitverantwortlich, dass die Halle ein Faktor wird. Unser Anspruch muss sein, das Spiel hier zu gewinnen.“
Aufstand der Außenseiter?
Dass die unorthodox wirkende Abwehrarbeit der Eisenacher, die den Pokalsieger zeitweise in einer extrem offensiven 3:3-Formation erwartete, überraschend gewesen wäre und den Ausschlag für die Niederlage gab, war ebenfalls zu kurz gedacht. Schließlich hatten die Löwen Lösungen und Gelegenheiten. „Wir scheitern dann aber viel zu oft an uns selbst und am Torhüter“, meinte Groetzki zum Löwen-Auftritt, dem auch die ordnende Hand und am Ende der kühle Kopf fehlten. Spielmacher Juri Knorr war mit dieser Bürde der Verantwortung in einigen Szenen ebenfalls überfordert.
Ein schwacher Trost war für die Löwen, dass sich ihr Stolpern in Eisenach in die Reihe der jüngsten Überraschungen in der Handball-Bundesliga einreihte. Stuttgart schlug zuletzt Flensburg, Wetzlar gewann in Hannover und Schlusslicht Bergischer HC fügte der bislang ungeschlagenen MT Melsungen bekanntermaßen die erste Saisonniederlage bei. Droht nun also der Aufstand der vermeintlichen Underdogs? Laut Löwen-Coach Hinze hat der längst begonnen.
„Das hat mit der Qualität der Mannschaften zu tun und auch mit gestiegener Trainer-Qualität. Es ist einfach so, dass alle eine Idee haben, was ihre Mannschaft am besten kann. Dann wird es brutal schwer, wenn diese Mannschaften das vor allem zu Hause diszipliniert umsetzen. Das ist schön für die Liga - auch wenn das für uns nun weniger schön war“, schätzte der Löwen-Coach die allgemeine Lage ein.
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