Olympia

Dramatisches Aus der deutschen Volleyballer

Die deutschen Volleyballer haben Frankreich im Olympia-Viertelfinale am Rande der Niederlage, verpassen aber den Halbfinaleinzug. Auch der Schiedsrichter spielt dabei eine Rolle

Von 
Christian Rotter
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Georg Grozer sackt nach der unglücklichen Niederlage in sich zusammen. Im Hintergrund bejubeln die Franzosen den Halbfinaleinzug. © Marcus Brandt/dpa

Paris. Nach dem dramatischen Ende eines Volleyball-Krimis tauchte die Stadionregie die riesige Halle im Pariser Süden in die französischen Nationalfarben. Blau, Weiß, Rot leuchtete es über den ausgelassen feiernden Fans auf der Tribüne. Immer wieder stimmten sie die Nationalhymne an oder sangen „Allez, les Bleus“. Auf der anderen Seite herrschte Fassungslosigkeit. Im olympischen Viertelfinale hatte sich die Mannschaft des Deutschen Volleyball-Verbandes (DLV) eine 2:0-Satzführung nehmen lassen und unterlag dem amtierenden Olympiasieger Frankreich noch mit 2:3 (25:18, 28:26, 20:25, 21:25, 13:15).

Deutschlands Ausnahmespieler Georg Grozer fand als einer der ersten die Worte wieder. Seine Analyse so kurz nach dem bitteren Aus fiel emotional aus: „Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft. Es hat wirklich nur ein winziger Schritt gefehlt. Wir haben es nicht geschafft, diesen zu gehen. Ich gehe aber mit viel Stolz vom Spielfeld.“

Trotz der Enttäuschung durften Grozer & Co. zurecht mit ihrer Olympia-Leistung zufrieden sein. Die Mannschaft von Trainer Michal Winiarski, die erstmals seit 2012 wieder bei Olympia dabei war, zeigte in den Gruppenspielen unter anderem gegen Japan und die USA, dass es mit der Weltelite mithalten kann.

Dies gelang dem DVV-Team auch gegen die leicht favorisierten Franzosen. Es dominierte den ersten Satz und zeigte im zweiten große Moral. Mit dem Rücken zur Wand stehend packte Anton Brehme zwei knallharte Aufschläge aus und machte aus einem 23:24-Rückstand eine 25:24-Führung. Frankreich glich zwar aus, doch Grozer machte mit dem Punkt zum 28:26 den zweiten Satzgewinn perfekt.

Die Überraschung war zum Greifen nah. Hatten die französischen Fans die Stahlkonstruktion in der Arena zu Beginn ein ums andere Mal zum Wackeln gepackt und ihre Tricolore ausgepackt, mussten sie diesen nicht eingeplanten Rückstand erst einmal verdauen. Zu Beginn des dritten Durchgangs hätte das DVV-Team nachlegen müssen, um den Franzosen endgültig den Stecker zu ziehen. Stattdessen zog der Gastgeber davon und ließ sich die Führung nicht mehr nehmen. Frankreich war endgültig zurück im Spiel und holte sich auch souverän den vierten Satz - der Tiebreak musste die Entscheidung bringen.

In diesem spielte Schiedsrichter Juraj Mokry eine nicht unwesentliche Rolle. Als Mittelblocker Tobias Krick auf 5:8 verkürzte und seiner Mannschaft wieder Hoffnung auf eine Aufholjagd gab, wurde er mit einer Roten Karte vom Platz gestellt. Er soll seinen Gegenspieler mit seinem Jubel provoziert haben. Diese Entscheidung war hart, weil nicht mit gleichem Maß gemessen wurde. Gerade der französische Ausnahmespieler Earvin N’Gapeth griff zu den gleichen Psychotricks - und kam unbestraft davon.

Ruben Schott: „Es war das Turnier unseres Lebens“

Ruben Schott fiel es schwer, die richtigen Worte zu finden. „Obwohl es so zu Ende gegangen ist, war es das Turnier unseres Lebens“, sagte der Außenangreifer. „Es ist schade, dass wir in einigen wichtigen Situationen nicht da waren und die Franzosen bei der einen oder anderen Schiedsrichterentscheidung Glück hatten.“

Die DVV-Auswahl wollte als erstes Team der Bundesrepublik eine Medaille gewinnen. Die DDR-Auswahl holte bei den Männern 1972 Silber. In vier Jahren muss sie einen weiteren Anlauf nehmen.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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