Fußball-WM

Die Strategie hinter dem Erfolg von Kylian Mbappé

Im Alter von 23 Jahren kann Frankreichs Mbappé schon zum zweiten Mal Weltmeister werden. Er würde damit in die Sphären einer Legende vordringen. Doch zunächst muss er dafür das Duell mit einem anderen Superstar gewinnen

Von 
Frank Hellmann
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Kylian Mbappé lässt sich bei dieser WM bislang kaum aufhalten. © dpa

Doha. Prächtige Museen hat Doha einige. Wer sich weniger für die Geschichte von Katar, sondern mehr für den Sport interessiert, geht ins „3-2-1 Qatar Olympic and Sports Museum“. Der Ferrari von Michael Schumacher, die Boxhandschuhe von Muhammed Ali oder das Trikot von Pelé sind hier ausgestellt. Und natürlich fehlen die Devotionalien nicht, die mit Paris Saint-Germain in Verbindung stehen. Und damit auch ein WM-Star, der Rekorde jagt.

Kylian Mbappé kann im Alter von 23 Jahren im Finale mit Frankreich gegen Argentinien (Sonntag, 16 Uhr/live in der ARD) zum zweiten Mal Weltmeister werden, was ihn auf eine Stufe mit eben Pelé stellen würde. Sollte er in Doha den Coup aus Moskau wiederholen, würde er wohl noch breiter grinsen als auf dem Abbild im Medienzentrum gleich rechts hinter der Eingangstür.

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Kylian Mbappé meidet die Medien

Im Gegensatz zu den neben ihm angebrachten Sturmkollegen Antoine Griezmann oder Olivier Giroud ist Frankreichs bester Spieler noch nicht an diesen Ort im Komplex des Al Sadd Sports Club gekommen. Mbappés mediale Isolation hat Nationaltrainer Didier Deschamps abgesegnet, der das mit Geldstrafen belegte Fehlen bei zwei Pflichtterminen als „Man of the Match“ so verteidigte: „Er spricht mit den Füßen. Und er spricht sehr gut mit ihnen.“ Einmal kam der Wunderstürmer dann doch, um zu erläutern, dass er seine Konzentration dafür brauche, den Titel zu holen. Alles andere würde ihn ablenken.

So lange er Taten folgen lässt, meckert die französische Journaille nicht. Selbst Kollegen wie Giroud sagen, dass die Fußballwelt den besten Mbappé noch gar nicht gesehen habe. Dabei lesen sich 65 Länderspiele mit 33 Toren bis jetzt schon sehr gut.

Bei dieser WM steht er bei fünf Toren und vier Vorlagen - ein Scorerpunkt mehr als Lionel Messi. Zuletzt haben die Engländer und Marokkaner den Unterschiedsspieler fast umzingelt, um Überzahl in seiner Nähe zu erzeugen.

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„Gebt Kylian den Ball!“

In der Halbzeitpause des Halbfinals soll Deschamps gesagt haben: „Gebt Kylian den Ball!“ Seine Nummer zehn verarbeitet im letzten Drittel die meisten Bälle und erzielt die meisten Durchbrüche. Der Trainer wechselt schon mal so aus, um den Goldjungen aus der Pariser Banlieue besser zur Geltung zu bringen. Mbappé braucht - anders als Messi - etwas Anlauf, um seine Tempovorteile auszuspielen. 35 Stundenkilometer bringt kaum einer zustande. Er ist schneller als Messi, aber würde man seine Pappfigur an den Souq Waqif in Doha mit den vielen WM-Touristen tragen, würden sich beim Franzosen nicht so große Menschenaufläufe bilden wie beim Argentinier. Am Prachtboulevard Corniche kommt niemand mehr an Messis Konterfei vorbei.

Mbappé ist aber eben auch kein Anführer - und trabt im Training gerne mal hinterher. Wenn Steigerungsläufe anstanden, sprinteten Griezmann und Giroud die letzten Meter mit angestrengter Miene, während es Mbappé als Letzter der Gruppe locker auslaufen ließ - mit einem Lächeln.

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