Leichtathletik

Deutsche Athleten mit Knaller zum EM-Abschluss

Nach ereignisreichen und erfolgreichen Tagen sind die European Championships in München mit zwei weiteren deutschen Goldmedaillen zu Ende gegangen. Für einen Mannheimer Athleten gab es hingegen eine herbe Enttäuschung

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Christian Rotter
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Lisa Mayer (v.l.), Gina Lückenkemper, Alexandra Burghardt und Rebekka Haase ließen das Münchener Olympiastadion beben. © Sven Hoppe/dpa

München. Julian Weber mit dem ersehnten goldenen Wurf und die Frauen-Sprintstaffel mit einem unwiderstehlichen Schlussspurt haben für ein grandioses Finale der Leichtathletik-Europameisterschaften gesorgt. Das Quartett mit 100-Meter-Europameisterin Gina Lückenkemper stürmte in München unter dem ohrenbetäubenden Jubel der Fans am Sonntagabend zum siebten und letzten EM-Titel der Gastgeber bei dieser EM. Zu den Klängen des Klassikers „Rockin’ all over the world“ durften sich die WM-Dritten als Europas schnellste Staffel feiern lassen. „Das ist der absolute Wahnsinn“, sagte Lückenkemper im ZDF. Es war die insgesamt 16. Medaille für das deutsche Team.

Speerwerfer Weber feierte den größten Erfolg seiner Karriere, kündigte danach eine Riesenparty an und konnte nicht fassen, was gerade passierte: „Auf keinen Fall, überhaupt nicht. München, ihr seid so geil“, sagte der Mainzer, der 87,66 Meter weit warf und sich mit der ersten internationalen Medaille für vierte Plätze bei Olympia im Vorjahr und zuletzt bei der WM entschädigte. „Ich habe nicht gedacht, dass ich werfen kann. Die Schulter hat wehgetan, der Rücken hat wehgetan, ich habe keinen Wurf gemacht beim Einwerfen“, bekannte er danach im ZDF.

Julian Weber erfüllte sich in München einen Traum. © dpa

Andreas Hofmann nur Elfter

Eine ganz herbe Enttäuschung erlebte Andreas Hofmann von der MTG Mannheim. Nach der Qualifikation war sich der 30-Jährige noch sicher: „Ich habe Reserven fürs Finale.“ Beim Vize-Europameister von 2018 lief aber trotz der Unterstützung des Münchener Publikums gar nichts zusammen. Mit 74,75 Metern landete er auf dem elften Platz – und blieb sogar noch hinter seiner Qualifikationsweite (77,29). Dabei hatte er die Rückenprobleme überwunden, die ihn bei der WM in Eugene daran gehindert hatten, sein Leistungsniveau abzurufen. Doch die technischen Abläufe stimmten nicht.

Weber dagegen erwischte vor noch einmal rund 40 000 Zuschauern einen guten Start und führte gleich mit 83,05 Metern. Damit zeigte er sich erst einmal zufrieden. Die Fans versuchten, ihn bei jedem Versuch frenetisch anzutreiben – mit Erfolg: „Ich glaube, ich war heute mental so stark drauf wie noch nie. Nur deswegen hat es geklappt. Ich habe es wirklich gewollt heute und habe es gemacht“, erklärte er.

Den Schlusspunkt in München setzte die Frauenstaffel in 42,34 Sekunden. Die Polinnen wurden in 42,61 Sekunden Zweite, Rang drei ging an Italien in 42,84 Sekunden. „Ich hätte es nicht für möglich gehalten“, sagte Lückenkemper, die nach dem Einzeltitel wegen einer Wunde am linken Knie genäht werden musste. „Wir haben alles gegeben und es hat sich am Ende ausgezahlt. Ich weiß auch gar nicht, was ich gerade sagen soll“, fügte Startläuferin Alexandra Burghardt am Stadionmikrofon hinzu. Gar nicht dabei war die angeschlagene Tatjana Pinto.

Lisa Mayer, die bis 2020 bei Rüdiger Harksen in Mannheim trainiert hatte, kämpfte mit den Freudentränen. „Ich habe gedacht, ich breche emotional zusammen“, sagte die 26-Jährige, die für die angeschlagene Pinto in die Staffel gerückt war. Mayer dachte im Moment des Triumphs an das ganze Team. Jessica-Bianca Wessolly von der MTG Mannheim hatte Lückenkemper im Vorlauf ersetzt und eine starke Leistung gezeigt, ihre Vereinskollegin Lisa Nippgen hielt sich in München für den Ernstfall bereit.

Nach dem deutschen Rekord im Vorlauf mit 37,97 Sekunden gab es für die deutsche Männer-Staffel im Finale zuvor eine Enttäuschung. Gleich der erste Wechsel von Kevin Kranz auf Joshua Hartmann klappte nicht, das Quartett schied aus.

Eine gute Leistung zeigte Marie-Laurence Jungfleisch. Die 31-jährige Hochspringerin belegte mit Saisonbestleistung (1,90 Meter) den sechsten Platz. Der Sieg ging an die Ukrainerin Jaroslawa Mahutschich (1,95) vor der höhengleichen Marija Vukovic (Montenegro).

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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