Handball

Darum ist die Bundesliga für die Löwen immer noch wichtig

In dieser Saison werden die Rhein-Neckar Löwen in der Handball-Bundesliga ihre Ziele verfehlen. Trotzdem sind auch die letzten Saisonspiele noch wichtig. Das hat Gründe.

Von 
Marc Stevermüer
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Die Löwen wollen auch in Wetzlar mit ihren Fans feiern. © PIx

Mannheim. Wenn vom Tagesgeschäft die Rede ist, klingt das immer ein bisschen nach Gewohnheit und Routine. Vielleicht sogar nach Langeweile. Weil sich die Dinge wiederholen. Was für sich genommen aber auch einen Reiz haben und besonders herausfordernd sein kann. Denn letztlich geht es darum, die Konzentration aufrechtzuerhalten, die Sinne stets zu schärfen. Noch dazu lässt sich im Tagesgeschäft sehr gut – eigentlich sogar besser als überall anders – erkennen, was objektiv geleistet wird.

Zum Beispiel von einer Handball-Mannschaft wie den Rhein-Neckar Löwen, die in ihrem Tagesgeschäft namens Bundesliga in dieser Saison nicht sonderlich überzeugend abgeliefert und schon jetzt alle Ziele verfehlt hat. Denn die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb ist ausgeschlossen. Zumindest über die Liga.

„Selbstvertrauen bekommen wir nur durch Siege“

Als Titelverteidiger könnten die Mannheimer hingegen auch in der neuen Saison in der European League dabei sein. Im Viertelfinale trifft die Mannschaft am 23. und 30. April (jeweils um 20.45 Uhr) auf Sporting Lissabon. Das Hinspiel findet im Heidelberger SNP Dome statt.

Die Löwen gehen zwar nicht chancenlos, aber doch eher als Außenseiter in diese beiden Duelle gegen eine der formstärksten Mannschaften im Wettbewerb. Die Portugiesen haben in diesem Kalenderjahr alle Pflichtspiele gewonnen. Übrigens in der European League sogar zweimal gegen Bundesliga-Spitzenreiter Füchse Berlin. Was dann schon eine gewisse Aussagekraft hat.

Um also gegen die Portugiesen bestehen zu können, müssen die Löwen endlich das finden, was sie seit Monaten vergeblich suchen: eine konstant gute Form. Gepaart mit Sicherheit und Selbstvertrauen.

All das kann man sich zu einem gewissen Maß im Training erarbeiten. Aber eben nicht komplett. Letztlich muss man es in Drucksituationen – also im Ernstfall – vertiefen. Wozu die Löwen nun die Bundesliga als Startrampe für einen europäischen Höhenflug benötigen. Wenn man so will, geht es für sie im Tagesgeschäft nicht mehr zwingend um die Tabelle, sehr wohl aber um ein gutes Gefühl.

„Wir brauchen unserer Selbstvertrauen. Und das bekommen wir nur, wenn wir Spiele gewinnen“, unterstreicht Rückraum-Linkshänder Niclas Kirkeløkke vor der Begegnung am Sonntag (18 Uhr/live bei Dyn) bei der HSG Wetzlar den Wert der restlichen Bundesliga-Saison.

Was übrigens auch der zuletzt so starke Torwart Joel Birlehm so sieht: „Wir können nicht einfach sagen, dass wir uns von jetzt an auf den Europapokal konzentrieren, dass wir es also an dem einen Tag mal ein wenig ruhiger angehen lassen und uns schonen. Das wäre Unsinn. So etwas funktioniert auch nicht. Wir wären schlecht beraten, das so anzugehen. Mal ganz abgesehen davon, dass mich jede Niederlage nervt.“

HSG Wetzlar zuletzt mit sechs Niederlagen in sieben Spielen

Die Löwen wollen die Liga also nutzen, um im Saisonendspurt endlich in Form zu kommen. Die kommenden Aufgaben sind zumindest nicht unlösbar. Nach dem Duell in Wetzlar steht ein Heimspiel gegen den Tabellenvorletzten Bergischer HC an. Der Ex-Club von Löwen-Trainer Sebastian Hinze legte seit Mitte Dezember einen rasanten Absturz hin und verlor zehnmal in Serie.

Die Wetzlarer wiederum hängen momentan wie auch die Mannheimer im Tabellenmittelfeld fest. Nur mit dem Unterschied, dass die Mittelhessen sechs ihrer zurückliegenden sieben Spiele verloren haben, während der Pokalsieger die beiden Play-off-Begegnungen in der European League gegen Nexe Nasice aus Kroatien und dazwischen das Ligaspiel gegen Frisch Auf Göppingen gewann.

Zwar wirkte auch in diesen Duellen das badische Konstrukt nicht immer durchgehend stabil, anders als in vielen vorausgegangen Partien fiel der zweifache Deutsche Meister aber nicht bei der ersten Drucksituation komplett auseinander. „Wir haben jetzt dreimal hintereinander gewonnen und werden besser. Das hebt die Stimmung“, so Kirkeløkke, der Fortschritte sieht. Es sind zwar kleine. Aber auch die führen irgendwann zum Ziel. Immer vorausgesetzt, die Zeit reicht aus.

Personalien

Die Rhein-Neckar Löwen haben die beiden 19-jährigen Valentin Willner und Magnus Grupe mit Profiverträgen ausgestattet. Beide sind in dieser Saison schon im Training der Bundesliga-Mannschaft dabei. „Valentin und Magnus haben sich diesen Schritt durch konstant gute Trainingsleistungen verdient. Wir versprechen uns von ihnen weitere Entwicklungsschritte“, sagt Löwen-Trainer Sebastian Hinze.

Kreisläufer Willner bleibt bis 2025 und soll künftig in der Drittligamannschaft eingesetzt werden. Der Vertrag von Rückraumspieler Grupe endet 2026. Er wird darüber hinaus mit einem Zweitspielrecht an die Eulen Ludwigshafen in der 2. Liga ausgeliehen.

Torwarttrainer Dragan Jerkovic verlängert seinen Kontrakt bei den Löwen indes um ein weiteres Jahr bis Sommer 2025.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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