Handball

Bei den Rhein-Neckar Löwen explodieren die Emotionen

Die Rhein-Neckar Löwen gewinnen in der Handball-Bundesliga beim Bergischen HC mit 27:26. Das Siegtor fällt drei Sekunden vor Schluss. Damit bleibt die Mannschaft von Trainer Sebastian Hinze ohne Punktverlust

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Marc Stevermüer
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Weiter ungeschlagen: Die Löwen-Spieler feierten am Donnerstagabend einen knappen Sieg beim Bergischen HC. © Hirnschal/Pix

Düsseldorf. Uwe Gensheimer stürmte aufs Spielfeld und bespritzte Niclas Kirkeløkke mit Wasser, alle anderen Spieler stürzten sich anschließend auf den Dänen. Und das aus gutem Grund: Der Rückraum-Linkshänder war am Donnerstagabend der Matchwinner für die Rhein-Neckar Löwen, die in der Handball-Bundesliga einen hochspannenden Krimi beim Bergischen HC mit 27:26 (13:11) gewannen. Kirkeløkke traf drei Sekunden vor dem Abpfiff zum Sieg, nachdem sich die Löwen zuvor mit einer miserablen Chancenverwertung fast um den Lohn gebracht hätten. „Ich bin überglücklich“, sagte Kirkeløkke. Auch bei Kapitän Patrick Groetzki zeigte sich deutlich die Erleichterung: „Wir haben mehr als zehn ganz freie Bälle vergeben. Es tut dann gut, solch ein Spiel trotzdem zu gewinnen.“

Bergischer HC: Johannesson, Rudeck (bei einem Siebenmeter)– ...

Bergischer HC: Johannesson, Rudeck (bei einem Siebenmeter)– Beyer (3/1), Schönningsen (2), Nothdurft (5), Weck, Gunnarsson, Ladefoged, Fraatz (2), Babak (1), Arnesson (4/1), Bergner, Nikolaisen (1), M’Bengue, Stutzke (8).

Rhein-Neckar Löwen: Birlehm, Appelgren (bei drei Siebenmetern und ab 51. Minute) – Gensheimer (6/1), Kohlbacher (4), Groetzki (3) – Jaganjac (5), Knorr (1/1), Lagergren (4) – Forsell Schefvert (1), Kirkeløkke (3), Horzen, Gislason, Ahouansou (n.e.), Helander, Michalski..

Schiedsrichter: Zupanovic/Thone.

Zuschauer: 2374.

Strafminuten: Nikolaisen (2), Ladefoged (2), Beyer (2) – Forsell Schefvert (2), Gislason (4), Gensheimer (2), Kohlbacher (2), Jaganjac (2).

Beste Spieler: Johannesson, Stutzke – Jaganjac, Lagergren.

Nach seiner guten Leistung gegen die SG Flensburg-Handewitt startete Joel Birlehm bei den Löwen zwischen den Pfosten, und der Schlussmann führte sich auch gleich mit zwei Paraden ein. Die Badener verteidigten von Beginn an stark, zwangen den Gegner praktisch in jedem Angriff ins Zeitspiel und somit zu schwierigen Abschlüssen. Entsprechend führte der zweifache deutsche Meister schnell mit 3:0 (5.), doch danach ließ die Mannschaft von Trainer Sebastian Hinze Konzentration und Konsequenz im Angriff vermissen.

Viele Nachlässigkeiten

Jannik Kohlbacher vergab unbedrängt vom Kreis, die in Überzahl schön freigespielten Außen Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki ließen ebenfalls klare Möglichkeiten aus. Olle Forsell Schefvert warf außerdem neben das leere Tor, als der BHC in Ballbesitz seinen überragenden Schlussmann Peter Johannesson vom Feld genommen hatte. Einzig am schwedischen Keeper lag es, dass die Löwen nicht schon nach zehn Minuten mit sechs oder gar sieben Toren Vorsprung führten. „Leider hat sich das dann das ganze Spiel über fortgesetzt“, bedauerte Groetzki.

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Nächster Sieg für die Rhein-Neckar Löwen

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Und so waren die Badener zwar die klar bessere Mannschaft, nur spiegelte sich das nicht im Ergebnis wieder. Nach Kohlbachers viertem Fehlversuch hatte der BHC erstmals die Chance zur Führung, doch beim 6:6 (14.) war in einem nun wilden Spiel wieder Birlehm zur Stelle. Noch besser als er machte es aber Johannesson, der nach seiner siebten Parade bei einer Fangquote von 50 Prozent stand. Ein Weltklasse-Wert.

Gensheimer und Groetzki sorgten mit einem Doppelschlag gegen einen im Angriff wirklich extrem limitierten BHC für das 9:7 (18.), ehe sich die nächsten Ungenauigkeiten ins Spiel der Gäste einschlichen. Ymir Gislason fing den Ball nicht, Kirkeløkke spielte einen unsauberen Pass auf den an den Kreis eingelaufenen Gensheimer.

Da der BHC allerdings genauso fehlerhaft agierte, hatten die Löwen kurz vor dem Seitenwechsel sogar zweimal die Chance auf eine Vier-Tore-Führung. Doch die Badener machten sich weiterhin das Leben selbst extrem schwer und nahmen als logische Konsequenz aus diesen Nachlässigkeiten nur ein 13:11 mit in die Pause.

Hinzes Schachzug mit Lagergren

Nach dem Seitenwechsel übertrafen sich die Löwen weiterhin im Auslassen von besten Torchancen. Besonders Gensheimer scheiterte nun immer wieder an Johannesson, einmal traf er den Torwart sogar im Gesicht und kassierte eine Zeitstrafe. Und so war das 18:15 (39.) vier Minuten später schon wieder verspielt und die Partie beim 18:18 (43.) komplett offen. Bei den Löwen kam Mikael Appelgren bei zwei Siebenmetern - und wehrte beide Strafwürfe ab. Doch längst hatten die Badener echte Probleme.

Trainer Hinze stellte in der Schlussphase im Rückraum um, brachte Albin Lagergren auf der Mitte und Kirkeløkke auf der Halbposition. Ein Schachzug, der nicht nur wegen des letzten Tores aufging. „Lagergren hat aufgedreht“, erkannte BHC-Trainer Jamal Naji an. Seine Mannschaft glich zwar 55 Sekunden vor dem Abpfiff durch Linus Arnesson aus, es folgte jedoch der Wurf ins Löwen-Glück von Kirkeløkke.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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