Frankfurt. Tom Kühnhackl nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Wasserflasche. Beim Stürmer der Adler Mannheim saß der Frust über die deutliche 1:5-Niederlage im Winter Game der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gegen die Löwen Frankfurt tief. „Das Ergebnis schmerzt natürlich. Eine Derby-Niederlage, noch dazu vor einer solchen Kulisse, tut doppelt weh“, sagte der sichtlich niedergeschlagene 32-Jährige nach der dritten Saisonniederlage in Folge.
Dabei hatte alles so gut angefangen. 45 110 Zuschauer wollten sich die Partie zwischen den Löwen und den Adlern im Frankfurter Fußballstadion nicht entgehen lassen, tauchten die Arena vor dem Eröffnungsbully mit ihren Wunderkerzen in ein Lichtermeer.
Die Mannheimer Fans setzten noch einen drauf, zeigten eine Blockfahne mit einem überdimensionalen Adler darauf - begleitet von blau-weiß-rotem Rauch. „Solch ein Winter Game ist eins der geilsten Ereignisse für einen Eishockeyspieler überhaupt. Viele werden - wenn überhaupt - nur eins in ihrer Karriere erleben. Und da willst du dich natürlich auch von deiner besten Seite präsentieren“, sagte Kühnhackl.
Kühnhackl: „Gegentor hat uns den Wind aus den Segeln genommen“
Doch das gelang nicht. Was die Adler-Fans in den folgenden 60 Spielminuten sahen, ließ sie teils fassungslos zurück. Zwar zeigten die Mannheimer ein vor allem in der Defensive gutes erstes Drittel, doch nach der ersten Pause nahm das Unheil seinen Lauf. Der Frankfurter Daniel Wirt zog von der blauen Linie einfach mal ab, und vom Körper des Mannheimer Verteidigers Lukas Kälble schlug der Puck zum 1:0 (25.) im Tor ein - auch, weil Schlussmann Arno Tiefensee bereits auf dem Weg ins andere Eck war.
„Das Gegentor war unglücklich und hat uns auch irgendwie den Wind aus den Segeln genommen“, bilanzierte Kühnhackl. Doch nicht nur das. Die Mannschaft von Cheftrainer Dallas Eakins verlor nun komplett den Faden. Jenen, den sie bei genauer Beobachtung eigentlich schon seit den Weihnachtsfeiertagen sucht. Denn während die Adler seit Anfang November durch eine kompakte Defensive samt strukturierter Offensive zu gefallen wusste, sind diese Eigenschaften seit dem 27. Dezember wie vom Erdboden verschluckt.
Auch das Unterzahlspiel, das nach schwachem Start zuletzt eine verlässliche Stärke war, bereitet nun wieder Sorgen. In den vergangenen vier Partien kassierten die Mannheimer in 15 Unterzahlsituationen sechs Gegentore. Zwei davon fielen am Samstag gegen Frankfurt durch Maksim Matushkin und Linus Fröberg - in wohlgemerkt nur drei Situationen.
Kühnhackl sieht das schwache Unterzahlspiel als eine Phase in der Saison, in der wenig zusammenlaufen will. „Beim ersten Überzahltor fälsche ich den Schuss noch ein bisschen ab. Beim zweiten geht er hinten an die Bande. Darüber haben wir vor dem Spiel noch gesprochen, dass die Banden den Puck sehr stark abprallen lassen“, ärgerte er sich. Doch statt einem klärenden Adler-Schläger war nur der Frankfurter Fröberg zur Stelle.
Bereits in der Liga gab es zwei Niederlagen gegen Frankfurt
Es war das Ende eines katastrophalen dritten Drittels, in dem die Adler regelmäßig falsche Entscheidungen trafen und sich nicht einmal in gefährliche Schusspositionen brachten, während die Frankfurter ihre wenigen Gelegenheiten - unter dankbarer Mithilfe der Mannheimer - eiskalt verwerteten. Knackpunkt war dabei die Zeit zwischen der 47. und 50. Minute: Als die Adler die Scheibe nicht aus dem Gefahrenbereich bekamen, traf Cameron Brace zum 2:0 (47.).
Nur 57 Sekunden später erhöhte Dennis Lobach auf 3:0 (48.), ehe jener Matushkin 105 Sekunden später im Powerplay sogar das 4:0 folgen ließ. Der zwischenzeitliche Powerplaytreffer des Mannheimers Matthias Plachta zum 4:1, war letztlich nicht mehr als Ergebniskosmetik. „Da fehlen mir ein bisschen die Worte, das waren nicht wir“, sagte Kühnhackl kopfschüttelnd.
Dabei hatten sich die Adler vor diesem Derby so viel vorgenommen. Von Wiedergutmachung war nach den bereits zuvor erlitten zwei Niederlagen gegen Frankfurt von allen Beteiligten die Rede. Doch statt einer Reaktion, setzte es die nächste Schlappe - wohlgemerkt in bedenklicher Art und Weise. „Wie schon bei der 1:3-Niederlage in Frankfurt im November, bei der wir alle drei Gegentore in einem Drittel bekommen, fangen wir uns auch heute wieder vier der fünf Treffer in einem Abschnitt - daraus müssen wir endlich lernen“, forderte Kühnhackl.
Der Flügelstürmer wollte letztlich aber nicht nur lamentieren. „So schmerzhaft das auch für uns alle ist. Aber jetzt wischen wir den Mund ab und bereiten uns auf die nächsten Tage vor“, sagte Kühnhackl. Höchste Zeit, den verlorenen Faden wiederzufinden.
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