Eishockey

Adler Mannheim gehen gegen Wolfsburg mit 3:7 unter

Von 
Christian Rotter
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Die Grizzlys jubeln, während sich Nico Krämmer (v. l.), Tim Wohlgemuth und Torhüter Dennis Endras enttäuscht abwenden. © Sörli Binder

Mannheim. Pavel Gross blieb in der Analyse der heftigen Abreibung zwar ruhig. Die Worte des Trainers der Adler Mannheim ließen nach dem 3:7 (1:5, 1:1, 1:1) gegen die Grizzlys Wolfsburg allerdings keinen Raum für Interpretationen. „Wir haben das schon im Vorfeld geahnt, wir haben ein ganz anderes Gesicht gezeigt als gegen München. Das war Arroganz“, sagte der 53-Jährige.

Für ihn war klar: Die Ursache für das Debakel am Sonntag lag in den beiden Siegen in den Topspielen gegen München – besser gesagt darin, wie seine Mannschaft damit umging: „Es ist ein Klassiker, wenn du denkst, dass du Weltmeister bist, wenn du zweimal München geschlagen hast. Wir waren einfach nicht bereit“, betonte Gross, um zu ergänzen: „Ich will nicht negativ sein, ich kritisiere die Mannschaft nicht, ich sage nur die Wahrheit.“

Im ersten Geisterspiel dieser Saison in der SAP Arena ließen die Adler in der Tat alles vermissen. Sie enttäuschten in allen Bereichen, kamen nicht in die Zweikämpfe, spielten in der eigenen Zone desaströs, verloren die Zuordnung und schluckten drei Gegentore in Unterzahl. Dabei feierten David Wolf und Nico Krämmer nach ihren auskurierten Corona-Infektionen ihr Comeback. Personell sah es wieder gut aus, obwohl für Mark Katic ein Einsatz noch zu früh kam und Markus Eisenschmid angeschlagen ausfiel. Beide sollten am Freitag (19.30 Uhr) gegen Düsseldorf wieder mit von der Partie sein.

Eine Frage der Einstellung

Doch egal, wie das Team dann auch aussehen wird – es muss eine andere Einstellung an den Tag legen. Im ersten Drittel ließen sich die Adler nach allen Regeln der Kunst den Hintern versohlen. Darren Archibald und Anthony Rech nach einem Scheibenverlust von Thomas Larkin holten zu einem frühen Doppelschlag aus, die Mannheimer lagen nach gerade einmal 70 Sekunden bereits mit 0:2 zurück. Besser wurde es danach nicht, weil die Blau-Weiß-Roten allein im ersten Abschnitt vier Zwei-Minuten-Strafen kassierten. Spencer Machacek erhöhte im Powerplay auf 3:0 für Wolfsburg (8.), wenig später ließ er den vierten Streich folgen: Nach gut zwölf Minuten hatten die Adler gegen die Grizzlys so viele Gegentore hinnehmen müssen wie in den beiden Spielen gegen den Spitzenreiter aus München insgesamt!

Es mag Partien geben, in denen sich selbst nach einem 0:4-Rückstand der Eindruck gewinnen lässt, dass da noch etwas geht, weil eine Mannschaft auf dem Eis steht, die die Wende herbeikämpfen will. Die Partie am Sonntag gehörte nicht dazu. Selbst als Jordan Szwarz mit einem Tor in Unterzahl auf 1:4 verkürzte (17.), bekamen die Adler keine Luft unter die Flügel. Denis Reul wanderte in die Kühlbox, der Treffer zum 1:5 von Garrett Festerling zählte zurecht (20.). Die Scheibe war zwar vom Schlittschuh des ehemaligen Mannheimers über die Linie gerutscht, die Schiedsrichter erkannten aber keine Kickbewegung. „Was für ein Ergebnis erwartet man, wenn man für ein Spiel nicht bereit ist?“, betonte Larkin: „Es wurde im zweiten und dritten Drittel zwar etwas besser, aber nur, weil Wolfsburg das zugelassen hat.“

Zu Beginn des zweiten Abschnitts setzte Gross ein Zeichen. Er nahm den bemitleidenswerten Dennis Endras, den an den Gegentoren keine Schuld traf, aus dem Tor und brachte Felix Brückmann. Der Adler-Coach stellte auch die Sturmreihen um, nur die Formation Plachta-Desjardins-Wolf blieb zusammen. Die Wirkung war überschaubar. Wieder bekamen die Mannheimer den Puck nicht aus der eigenen Zone, wieder bestraften das die Wolfsburger sofort. Jan Nijenuis zog vor den Kasten und traf mit einem Schuss in den Winkel zum 1:6 (28.). Auch auf Ilari Melarts Powerplaytor zum 2:6 (38.) hatten die Niedersachsen die passende Antwort parat: Julian Melchiori zog in Überzahl von der blauen Linie ab, Brückmann war chancenlos – 2:7 (45.).

Erst als das Spiel längst entschieden war, hatten die Adler einige gute Szenen. Nigel Dawes, Matthias Plachta und Lean Bergmann vergaben im Powerplay (47.), Melarts Kracher landete am Pfosten (48.). Als die Grizzlys wieder komplett waren, schickte Plachta Wolf auf die Reise, und der Rückkehrer netzte zum 3:7 ein (49.). Die Freude über den Treffer zum Endstand fiel beim 32-Jährigen äußerst überschaubar aus. „Das war heute ein Totalausfall“, konstatierte Wolf. Die Gelegenheit, es besser zu machen, bietet sich den Adlern erst am Freitag. Nicht nur, aber vor allem Gross ist gespannt, welches Gesicht seiner Mannschaft er dann zu sehen bekommt. „Mich interessiert aber noch viel mehr die langfristige Reaktion“, sagte der Mannheimer Coach.

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Drittelergebnisse: 1:5, 1:1, 1:1. Die Adler: Endras (Brückmann ...

Drittelergebnisse: 1:5, 1:1, 1:1.

Die Adler: Endras (Brückmann ab dem zweiten Drittel) – Reul, Akdag; Larkin, Melart; Wirth, Lehtivuori; Dziambor – Plachta, Desjardins, Wolf; Tosto, Szwarz, Dawes; Krämmer, Wohlgemuth, Bergmann; Klos, Bast, Elias.

Tore: 0:1 Archibald (1:00), 0:2 Rech (1:10), 0:3 Machacek (7:58), 0:4 Machacek (12:39), 1:4 Szwarz (16:08), 1:5 Festerling (19:06), 1:6 Nijenhuis (27:47), 2:6 Melart (37:39), 2:7 Melchiori (44:04), 3:7 Wolf (48:56).

Schiedsrichter: Benjamin Hoppe (Bad Nauheim) und Aleksi Rantala (Finnland).

Zuschauer: keine.

Strafminuten: Adler 12 – Wolfsburg 10.

Nächstes Spiel: Adler – Düsseldorfer EG (Freitag, 19.30 Uhr).

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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