Eishockey

Ex-Adler Moritz Seider: „Ich will es weiter allen zeigen“

Als bester NHL-Rookie hat Moritz Seider Eishockey-Geschichte geschrieben. Im Interview verrät der Verteidiger der Detroit Red Wings und frühere Adler-Spieler, wen er gewählt hätte und was er noch vorhat.

Von 
Christian Rotter
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Moritz Seider schoss in seiner ersten NHL-Saison sieben Tore. Zudem bereitete´er 43 Treffer vor. © dpa

Mannheim. Mo, was bedeutet Ihnen die Wahl zum „Rookie des Jahres“ in der NHL?

Moritz Seider: Das ist schon unbeschreiblich. Mit so etwas rechnet man nicht, wenn man in sein erstes Jahr in dieser starken Liga geht. Daher war die Überraschung umso größer. Diesen einzigartigen Moment im Nachhinein mit der Familie und meinen Freunden teilen zu können, ist schön.

Inwiefern war der Moment anders als der beim Draft 2019?

Seider: Beim Draft war die Aufregung zwar schon groß, aber nicht ganz so riesig, weil man davon ausgehen kann, dass irgendwann der eigene Name fällt. Bei den Awards ist aber alles auf diesen einen Moment ausgelegt. Der Spannungsbogen war ziemlich ausgereizt. Ich wollte mir das zwar nicht anmerken lassen, aber innerlich hofft man schon, dass man nicht enttäuscht wird.

Wie wäre denn Ihre Wahl ausgefallen, wenn Sie über den Top-Rookie hätten entscheiden müssen?

Seider: Wenn ich hätte wählen müssen, wäre ich bei Lucas Raymond gelandet. Bei meinem Teamkollegen erlebe ich hautnah mit, wie er sich Tag für Tag weiterentwickelt. Manchmal muss man sich aber selbst eingestehen, dass man sich nicht verstecken muss und eine Daseinsberechtigung hat. Unter den Top Drei, die letztlich zur Wahl standen, habe ich mir den Sieg schon auch zugetraut.

Dieser fiel nicht knapp, sondern mit einem überwältigenden Vorsprung aus. Hat Sie das überrascht?

Seider: Ich mache ja auch nicht viel anders als die anderen. Ich habe einfach sehr viel Spaß an dem, was ich mache. Vielleicht habe ich damit die Leute angesteckt.

Moritz Seider

  • Seider wurde am 6. April 2001 in Zell (Mosel) geboren.
  • Mit dem Eishockeyspielen begann er beim EHC Erfurt, ehe er 2015 zu den Jungadlern Mannheim wechselte.
  • Am 25. Oktober 2017 bestritt er im Alter von 16 Jahren sein erstes Profispiel für die Adler. Gegner war die Düsseldorfer EG.
  • Seider gewann bereits in der DEL die Auszeichnung zum besten Neuling des Jahres. In der schwedischen SHL wurde er gar zum besten Verteidiger gewählt.
  • Am 14. Oktober 2021 bestritt er sein erstes NHL-Spiel für Detroit und sammelte dabei zwei Assists.

Wie groß war die Bedeutung dieser Auszeichnung für die Red Wings?

Seider: Ich war komplett davon überrascht, dass so viele von den Red Wings dieses Erlebnis mit mir geteilt haben. Das hat vielleicht noch ein bisschen mehr Druck aufgebaut, als ich unbedingt wollte (lacht). Wenn man das komplette Management mit dem Besitzer an der Spitze in Tampa sieht und auch noch dein Kapitän Dylan Larkin mit dir am Tisch sitzt, macht das alles umso schöner. Es hat ja auch ein paar Jahre gedauert, bis wieder ein Red Wing die Calder Trophy gewonnen hat. Ich bin froh, dass ich ein bisschen was vom Vertrauensvorschuss zurückzahlen konnte, den mir der Club mit auf den Weg gegeben hat.

50 Scorerpunkte in der Rookie-Saison - was bedeutet Ihnen diese Zahl?

Seider: Die 50-Punkte-Marke geknackt zu haben, freut mich schon sehr. Diese Zahl zeigt mir aber in erster Linie, dass wir als Mannschaft richtig gut funktioniert haben. Es waren ja nicht unbedingt viele Tore dabei, daher ist es gut zu wissen, dass wir in der Offensive gute Jungs haben, die die Scheibe haben wollen und sie über die Linie drücken. Es gibt dir das Gefühl, noch mehr zu machen, noch mehr zu investieren, weil du weißt, dass da jemand ist, der seine Chancen nutzt.

Im Schnitt standen Sie mehr als 20 Minuten auf dem Eis. Wie hält man das bei einer 82-Spiele-Saison durch?

Seider: Die harte Arbeit im Sommer war ein Teil der Grundlage. Eine andere Sache war, dass ich gut in den Rhythmus gekommen bin. Das hat mir ein besseres Gefühl gegeben. Mir haben auch die erfahrenen Spieler geholfen, mental frisch zu bleiben. Heute New York, dann nach Toronto und so weiter - das ist nicht nur anstrengend für den Körper, sondern auch für den Geist.

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Auch Ihr Körperspiel hat Eindruck hinterlassen. Wie ist es, jemanden zu „seidern“?

Seider: Bei den angesprochenen Checks geht es in erster Linie darum, sich richtig zu schützen. Das lernt man in frühen Jahren gegen Gegner, die einen Kopf größer sind. Das Blatt hat sich nun gewendet. Man kann selbst beim Gegner Eindruck hinterlassen und will in seinen Kopf kommen. Wenn du die besten Spieler des anderen Teams aus dem Spiel nimmst, hat deine Mannschaft bessere Chancen, erfolgreich zu sein.

Der Teamerfolg ist in dieser Saison noch ausgeblieben. Wie lange haben Sie gebraucht, um das Aus nach der Hauptrunde zu verkraften?

Seider: Leider war es relativ schnell absehbar. Insofern konnte ich mich leichter darauf einstellen. Trotzdem ist der Frust da, wenn man nach Hause fliegt und es im Kampf um den Stanley Cup erst richtig rund geht. Bei uns gibt es aber gerade echt einen Wandel in der Kabine, es entsteht eine Gewinnermentalität. Wir Jungen leisten unseren Beitrag dazu. Es wird Zeit, Detroit endlich wieder in den Play-offs zu sehen. Ich habe jetzt nur ein Jahr das Verpassen der Play-offs miterlebt. Aber mit hat schon das gereicht.

Unterm Strich bewegen sich die Red Wings in die richtige Richtung?

Seider: Absolut. Wir haben einige gute Spieler dazubekommen. Uns werden wohl einige Jungs verlassen müssen, dafür werden aber wieder junge, hungrige Spieler nachrücken. Es liegt auch in meiner Verantwortung, dafür zu sorgen, dass sie so schnell wie möglich ihre Topleistung abrufen können.

Wenn Sie den Moritz Seider von heute mit dem von 2021 vergleichen - wo hat er sich am meisten verbessert, wo muss er sich noch steigern?

Seider: Für mich war es wichtig, dass ich über 82 Spiele eine gute Konstanz gezeigt habe. Darauf kann ich sehr gut aufbauen. Jetzt geht es darum, an der blauen Linie noch schneller zu werden, die ersten zwei Schritte müssen noch besser sitzen. Außerdem will ich an meinem Schuss feilen: Sieben Tore sind für meine eigenen Ansprüche noch nicht gut genug, da muss mehr kommen!

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Noch einmal zurück ins Jahr 2019. Als Ihr Name schon an sechster Stelle des Drafts fiel, gab es Verwunderung und vielleicht auch Unverständnis. Haben Sie gemerkt, wie sich Ihr Bild bei Medien und Fans gewandelt hat?

Seider: Das schon, das ist aber hoffentlich erst der Anfang. Ich will es weiter allen zeigen, dass da noch viel, viel mehr kommen kann. Das motiviert mich, noch härter zu trainieren und es auch dem letzten Kritiker zu beweisen, dass ich zu Recht an sechster Stelle gedraftet wurde.

Nach der NHL-Saison haben Sie die WM gespielt, wir fällt Ihre Bilanz der Titelkämpfe in Finnland aus?

Seider: Ich glaube, wir hätten noch tagelang weiterspielen können, ohne ein anderes Ergebnis im Viertelfinale gegen Tschechien zu erzielen. Solche Tage gibt es einfach. Ansonsten haben wir uns sehr gut verkauft. Wir sind dabei, jedes Jahr ein Stück besser zu werden. Man freut sich, zum DEB-Team eingeladen zu werden, weil man weiß, dass es eine geile Zeit wird.

Kai Wissmann von den Eisbären Berlin hat nach einer starken WM ein Angebot aus der NHL erhalten. Völlig verdient, oder?

Seider: Absolut. Kai hat in Berlin schon Jahr für Jahr bewiesen, dass er zu den besten Verteidigern der DEL zählt. Er hat bärenstarke Play-offs gespielt und ist mit den Eisbären verdient Meister geworden. Mit seinen 25 Jahren trägt er viel Verantwortung und hat das alles mit zur WM gebracht. Es war nur eine Frage der Zeit, wann er ein NHL-Angebot bekommen würde. Ich behaupte mal, dass er zwischen einigen Vereinen wählen konnte.

Was sind Ihre nächsten Pläne? Steht jetzt mal ein Urlaub an?

Seider: Nein, den Urlaub habe ich direkt nach der WM gemacht. Es ging auf die Seychellen. Ich habe ein wenig abgeschaltet. Das war sehr schön. Jetzt freue ich mich darüber, dass das Sommertraining für mich am Montag begonnen hat. Da gibt es einen Grund, mich wieder zu motivieren. Es geht darum, an der Basis zu arbeiten. Von Einheiten auf dem Eis bin ich noch ein gutes Stück entfernt.

Eine Leistung zu zeigen, ist das eine. Etwas anderes ist es, diese im zweiten Jahr zu bestätigen. Machen Sie sich schon Gedanken darüber?

Seider: Gar nicht. Ich freue mich eher darauf, dass es bald wieder losgeht. Geplant ist, dass ich Anfang September rüberfliege, weil das Camp in diesem Jahr später startet.

Bei der Preisverleihung in Tampa haben Sie für Lacher gesorgt, als Sie erzählt haben, dass Ihre Eltern lieber in Kroatien Urlaub gemacht haben, als in Tampa dabei zu sein. Haben Sie schon zusammen mit Ihnen anstoßen können?

Seider: Die waren natürlich auch super-happy und haben alles mitverfolgt. Am vergangenen Freitag gab es eine kleine Überraschungsparty. Die war richtig cool.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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