Interview

Wiesbadens Trainer Kauczinski: „Waldhof ist ein Team mit Feuer“

Am Samstag tritt der SV Waldhof gegen den formstarken SV Wehen Wiesbaden an. Im Interview spricht Wiesbadens Trainer Markus Kauczinski über das Topspiel und seine Favoriten auf den Aufstieg

Von 
Alexander Müller
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Wehen Wiesbadens Trainer Markus Kauczinski lässt sich selten aus der Ruhe bringen. Am Samstag treten die Hessen beim SV Waldhof an. © IMAGO/Fabian Kleer

Mannheim. Es ist das Duell SVW gegen SVWW: Am Samstag (14 Uhr) tritt der SV Waldhof im Carl-Benz-Stadion gegen den SV Wehen Wiesbaden an. Seit November 2021 ist Markus Kauczinski der Trainer der Hessen - ein erfahrener Fußballlehrer mit einigen Stationen in der 1. und 2. Liga. Im Interview spricht der 52-Jährige über das Topspiel, die Favoriten auf den Aufstieg und seine eigene Karriere.

Herr Kauczinski, in der vergangenen Saison fehlte es beim SV Wehen Wiesbaden oft an der einen oder anderen Stelle, um die Aufstiegsplätze angreifen zu können. Was macht Ihnen Hoffnung, dass Ihr Team in dieser Saison bis zum Ende stabiler auftreten kann?

Markus Kauczinski: Es ist erst der achte Spieltag vorbei, aber im Moment wirkt es so, dass wir als Mannschaft stabiler und torgefährlicher geworden sind. Viele Dinge im Fußball kann man aber erst am Ende beurteilen. Das kann man noch nicht abschätzen. Was ich sagen kann, ist: Wir spielen einen guten Fußball, sind topfit, können Tempo gehen und freuen uns auf jedes Spiel. Das sind schon einmal gute Voraussetzungen, um erfolgreich sein.

Wehen Wiesbaden hat in Gustaf Nilsson, der in die erste belgische Liga gewechselt ist, seine prägende Figur in der Offensive verloren. Wie haben Sie das kompensiert?

Kauczinski: Wir haben neue Wege gefunden, torgefährlich zu sein. Wir spielen anders, haben eine andere Raumaufteilung, spielen mal mit zwei oder drei Spitzen. Das ist eine ganz andere Ausrichtung, auch mit neuen Typen und einem neuen Spirit auf dem Platz. Das sind viele Puzzleteile, die zusammenkommen.

Der Trend mit sechs Spielen ohne Niederlage stimmte zuletzt. Beenden Sie am Samstag die Heimserie des SV Waldhof, der alle vier bisherigen Ligapartien im Carl-Benz-Stadion gewonnen hat?

Kauczinski: Das weiß ich nicht. Ich bin so lange im Geschäft, kann aber immer noch keine Ergebnisse voraussagen. Dann würde ich jede Woche wetten (lacht). Im Ernst: Es wird ein spannendes Spiel zweier offensiv ausgerichteter Teams. Waldhof Mannheim ist eine gefährliche Mannschaft. Ein Team mit Feuer, gerade zu Hause, wo sie von den Fans angetrieben werden. Waldhof sagt, sie wollen oben mitspielen und vielleicht aufsteigen. Wir haben auch untermauert, dass wir eine gute Mannschaft sind. Man darf uns nie abschreiben und wir sind immer gefährlich für den Gegner.

Markus Kauczinski

  • Markus Kauczinski (52) ist seit November 2021 Trainer des Fußball-Drittligisten SV Wehen Wiesbaden.
  • In der Szene einen Namen machte sich der gebürtige Gelsenkirchener als Coach beim Karlsruher SC (2001 bis 2016) – erst im Jugendbereich, dann in der 2. Liga.
  • Es folgten Stationen beim FC Ingolstadt (damals in der Bundesliga), dem FC St. Pauli und Dynamo Dresden.
  • 2015 wurde Kauczinski zum „Trainer des Jahres“ gewählt. Er lebt mit seiner Familie in Karlsruhe. Mit Wiesbaden steht Kauczinski nach acht Spieltagen auf dem fünften Platz.

Der Waldhof hat offensiv den Zweitliga-Aufstieg als Ziel ausgegeben. Für wie stark halten Sie das Mannheimer Team?

Kauczinski: Das ist sicher ein gutes Team, das man auf dem Zettel haben muss. Aber in der 3. Liga geht es zwischen Platz 1 und Platz 10 traditionell eng zu. Man wird sehen, welche Mannschaft am stabilsten und stressresistentesten ist. Ich traue Mannheim etwas zu, aber auch vielen anderen. Für große Prognosen ist es jedoch zu früh.

Wie sehr hilft die Erfahrung von Profis wie Marco Höger, der am Samstag rotgesperrt fehlt, oder Marc Schnatterer in der 3. Liga?

Kauczinski: Das hängt immer von der Leistung ab. Erfahrung und Alter alleine haben noch keinem geholfen. Wir haben auch mit Johannes Wurtz und Sascha Mockenhaupt Spieler, die Erfahrung mitbringen. Aber auch die müssen ihren Status immer mit Leistung untermauern.

Sie haben schon beim Karlsruher SC, in St. Pauli und bei Dynamo Dresden gearbeitet. Verglichen mit diesen wuchtigen Traditionsvereinen geht es in Wiesbaden fast beschaulich zu. Erleichtert es die Arbeit mit und die Weiterentwicklung einer Mannschaft, wenn das Umfeld nicht zu hektisch ist und die Fans bei schlechten Ergebnissen nicht schnell nervös werden?

Kauczinski: Nein, denn ich habe ja selbst in der Hand, wie ich damit umgehe. Ich bin immer auf die Arbeit mit der Mannschaft fokussiert und habe mich von außen nie verrückt machen lassen. Deshalb konnte ich bei diesen Vereinen auch arbeiten. Entscheidend ist, dass die Zusammenarbeit im Verein mit dem Manager und Geschäftsführer top ist, um das Schiff ruhig halten zu können. Dann ist es mir ziemlich egal, ob da 10 000 stehen oder nur drei Fans beim Training zuschauen. Das juckt mich nicht.

2015, als Sie mit dem KSC gerade unglücklich die Relegation zur Bundesliga gegen den Hamburger SV verloren hatten, wurden Sie noch zum „Trainer des Jahres“ gewählt. Sie haben beim FC Ingolstadt auch schon in der Bundesliga gearbeitet. Wie glücklich macht Sie als Trainer die 3. Liga?

Kauczinski: Entscheidend ist die Aufgabe. Ich habe das ja freiwillig gewählt. Ich habe das im vollen Bewusstsein entschieden, weil ich das Gefühl hatte, dass man in Wiesbaden mit den Verantwortlichen etwas aufbauen kann, um dann ein Ziel zu verfolgen. Das hat mich gereizt, da hatte ich Bock drauf. Natürlich gibt es auch andere schöne Aufgaben. Aber ich blicke nie zurück, ich kann Dinge hinter mir lassen. Wenn du die ganze Vergangenheit im Rucksack hast, wirst du als Trainer und Mensch nicht glücklich. Ich hatte viele schöne Momente. Manchmal kriegst du aber auch auf die Fresse. Das hält sich die Waage.

Ist die Bedeutung einer eingespielten Mannschaft, um erfolgreich zu sein, in der 3. Liga noch höher als weiter oben - wenn man sich das aktuelle Beispiel von Sensationstabellenführer Elversberg anschaut?

Kauczinski: Das ist nicht nur in der 3. Liga so, sondern auch in der 2. Liga. Es gibt immer wieder Beispiele, die durchgehen und oben anklopfen. Wenn man sich lange kennt, sind die Abläufe eben sehr stabil.

Haben Sie eine Erklärung dafür, dass sich Aufsteiger häufig sehr schwertun, sich in der 2. Liga zu etablieren? Wie die Beispiele Dresden oder jetzt wieder Magdeburg und Braunschweig zeigen?

Kauczinski: Die Schere geht schon auseinander. Das hängt mit der großen Differenz beim Fernsehgeld zusammen. Nach einem Aufstieg muss man schauen, dass man seine Mannschaft zusammenhält. Es fischen aber alle im gleichen Teich, und da spielt das Geld natürlich eine Rolle.

Nach Ihren bisherigen Eindrücken: Wer wird in dieser Saison ein Wort um den Aufstieg in der 3. Liga mitreden?

Kauczinski: Wenn ich die ersten sechs, sieben Mannschaften in der Tabelle sehe, glaube ich schon, dass die alle das Zeug zum Aufstieg haben. Manche wie Saarbrücken, Ingolstadt oder 1860 haben mehr investiert und das wird sich auf lange Strecke normalerweise durchsetzen. Aber es gibt auch immer wieder Überraschungen.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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