Mehr Druck geht fast nicht - und der SV Waldhof hat ihn bravourös gemeistert. Mit einem hart erkämpften, aber verdienten 2:1 (1:0)-Sieg im Abstiegsduell gegen Alemannia Aachen am Sonntagnachmittag holten die Mannheimer einen fast existenziell wichtigen Sieg im engen Rennen um den Klassenerhalt. Andre Becker (17.) und Julian Rieckmann (68.) trafen für den SVW, der nach dem Anschlusstreffer von Sasa Strujic (76.) noch einmal zittern musste. „Heute war Abstiegskampf pur. Beide Mannschaften wussten, was auf dem Spiel steht und haben gefightet“, sagte Waldhof-Trainer Bernhard Trares. „Ein großes Lob an meine Mannschaft. Es war vom Tabellenstand nicht so einfach. Wir wussten: Ein Punkt reicht nicht, eine Niederlage ist brutal, wir müssen gewinnen. Das haben die Jungs fantastisch gemacht.“
Der Druck auf den Waldhof war durch die Ergebnisse am Samstag noch einmal gewachsen – unter anderem landeten die direkten Konkurrenten Osnabrück (2:1 in Cottbus), 1860 München (3:1 bei Hannover II) und Essen (1:0 bei Dortmund II) Auswärtssiege. Bei Anpfiff lag der SVW somit vier Punkte hinter dem ersten Nichtabstiegsplatz. „Keiner kann mir erzählen, dass er nicht auf die Tabelle guckt. Das ist natürlich unangenehm. Aber wir haben es gut geschafft, damit umzugehen“; sagte Mannheims Kapitän Lukas Klünter nach dem Abpfiff.
Von der äußerst angespannten tabellarischen Situation war den Waldhöfern in der ersten Halbzeit in der Tat nichts anzumerken. Der SVW zeigte wie schon beim 5:0 gegen Rostock vor zwei Wochen eine tadellose Leistung – die sich mit dem 1:0-Pausenstand im Ergebnis fast unzureichend widerspiegelte. Der omnipräsente Arianit Ferati zog in der Offensive die Fäden, der überragende Mittelstürmer Becker war ein ständiger Gefahrenherd, und in der Abwehr ließen die griffigen Kurpfälzer 45 Minuten lang fast nichts anbrennen. Sieht man einmal von einer Szene in der achten Minute ab, als Aachens Anton Heinz nach einem Stellungsfehler von Tim Sechelmann den Außenpfosten traf.
Fein bereitet die Führung wunderbar vor
Ansonsten bestimmte der Waldhof in einer unterhaltsamen Partie das Geschehen. Felix Lohkemper verpasste die frühe Führung auf Ferati-Zuspiel nur knapp (2.). Einen gewaltigen Anteil am 1:0 hatte Adrian Fein, dessen butterweicher Flanke Torschütze Becker nur noch die entscheidende Richtungsänderung mitgeben musste (17.).
SV Waldhof - Alemannia Aachen 2:1 (1:0)
SV Waldhof: Bartels - Matriciani, Klünter, Sechelmann, Voelcke – Thalhammer (46. Rieckmann), Sietan (81. Hoffmann), Fein, Ferati (89. Benatelli) – Becker (81. Shipnoski), Lohkemper (85. Okpala).
Alemannia Aachen: Olschowsky – Wiebe (59. Castelle), Yarbrough, F. Meyer – Heister (71. Winter), Strujic, Gaudino (88. Sarar), Bahn, Bakhat, Scepanik (71. Beleme) – Heinz.
Tore: 1:0 Becker (17.) 2:0 Rieckmann (68.) 2:1 Strujic (76.)
Beste Spieler: Ferati, Becker, Klünter, Bartels/Heinz.
Gelbe Karten: Thalhammer, Voelcke, Fein, Okpala, Bartels/Heister, Winter.
Schiedsrichter: Assad Nouhoum (Oberweikertshofen).
Zuschauer: 12.920.
Nächstes Spiel: RW Essen – SV Waldhof, Sonntag, 9. März, 19.30 Uhr.
Für die Leihgabe von Arminia Bielefeld wäre sogar ein Hattrick locker möglich gewesen: Aus allerdings abseitsverdächtiger Position zielte Becker nach Vorlage von Ferati nur knapp vorbei (24.), und als sich in der Nachspielzeit der ersten Hälfte Ferati und Sascha Voelcke auf der linken Seite mit viel Tempo durchkombinierten, fehlten dem 1,97-Meter-Angreifer nur Zentimeter zum 2:0 (45.+2). „Becker hätte heute vier Tore schießen können und müssen“, meinte Trares. Das war korrekt, eine starke Leistung zeigte der Mittelstürmer dennoch.
„Es wäre sicher mehr als ein Tor und eine Vorlage drin gewesen“, rechtfertigte sich Becker hinterher mit einem Lächeln. „Aber ich bin glücklich und froh, dass es gereicht hat und letztlich drei Punkte mehr auf unserem Konto sind.“
Aachen will es nach der Pause wissen
Denn diese Zähler waren hart erkämpft. Aachen kam mit viel Wucht und Willen aus der Kabine. An Florian Heisters strammen Abschluss bekam SVW-Schlussmann Jan-Christoph Bartels gerade noch so die Fingerspitzen und verhinderte den Ausgleich (47.). Die Mannheimer mussten eine gute Viertelstunde lang den Druck der Alemannia aushalten. „Da hätte ich mir schon gewünscht, dass wir ein bisschen klarer die Räume bespielen. Es kam vielleicht auch ein bisschen Müdigkeit dazu“, sagte Trares, der in dieser Phase zu wenig Entlastungsangriffe bemängelte.
Doch der Waldhof befreite sich aus der zeitweiligen Umklammerung – und kam wieder zu Chancen. Erst köpfte Becker nach einer Ferati-Ecke an den Pfosten (64.), bevor das 2:0 fiel. Ausgangspunkt war erneut Fein, dessen lange Freistoßflanke Sturm-Tower Becker auf den eingewechselten Rieckmann verlängerte, der problemlos einköpfte (68.).
Der Aufsteiger steckte jedoch nicht auf. Bartels rettete zunächst noch einmal stark Heister (70.), bei einem Eckball stimmte jedoch die Zuordnung überhaupt nicht – und Strujic köpfte völlig freistehend zum 1:2-Anschlustreffer ein (76.). Danach war noch über eine Viertelstunde lang das große Zittern angesagt, auch wenn Aachen zu keinen ganz klaren Chancen mehr kam. „Nach dem Tor zum 1:2 ist es auch normal, dass der Kopf dazukommt, wenn du wie wir aktuell ein bisschen etwas zu verlieren hast“, sagte Mannheims Sportchef Anthony Loviso, der von einem „dreckigen Sieg“ sprach, „den wir gerne mitnehmen“.
Am nächsten Sonntag kommt es zum nächsten Abstiegskracher
Ein Dreier, der mit Blick auf die Tabelle aber auch bitter nötig war - und der mit jetzt sieben Punkten aus drei Partien ohne Niederlage die Trendwende bestätigt zu haben scheint. Vor dem Sonntagabendspiel zwischen Bielefeld und Stuttgart II steht der SVW jetzt mit einem Punkt Rückstand auf Aachen auf dem ersten Abstiegsplatz, hat aber fünf weitere Clubs mit nur einem Sieg weiter in Reichweite.
Schon im nächsten Duell am nächsten Sonntag (19.30 Uhr) bei RW Essen ist der Druck wieder immens groß.
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