Mannheim. Die 3000 gut gelaunten Waldhof-Fans wirkten nach dem Abpfiff zufriedener als der Trainer. Sie feierten ihr Team nach einem warmen Frühlingssamstag in Wiesbaden, der für den SVW mit einem leistungsgerechten 2:2 (1:1) zu Ende gegangen war. Ein Unentschieden, das trotz des vergleichsweise späten Mannheimer Ausgleichs durch Sascha Voelcke (86.) das Gefühl zurückließ, dass gegen einen weitgehend biederen SV Wehen Wiesbaden noch mehr möglich gewesen wäre. „Wir sind fast ein bisschen enttäuscht, wir waren dem Sieg näher“, sagte Waldhof-Coach Bernhard Trares. „Wir nehmen den Punkt mit, aber wir sind nicht hundertprozentig zufrieden.“
Der Grund dafür liegt auf der Hand. Denn es ist ein altes Lied seit der Einführung der Drei-Punkte-Regel für einen Sieg 1995. Unentschieden, bekanntlich weiterhin mit einem Punkt belohnt, bringen einen in der Tabelle nicht entscheidend weiter. Und da der SV Waldhof gegen Dortmund II (0:0) und jetzt in Wiesbaden zweimal in Folge remis gespielt hat, bleibt die Situation im Abstiegskampf mehr als angespannt. Der SVW kommt nicht vom Fleck. Durch das 3:3 im ersten Sonntagsspiel Dortmund II gegen Ingolstadt beträgt der Vorsprung auf den ersten Nichtabstiegsplatz einen Punkt und das bessere Torverhältnis. Das ist sieben Spiele vor dem Ende wenig bis nichts.
SV Wehen Wiesbaden - SV Waldhof 2:2 (1:1)
SV Wehen Wiesbaden: Stritzel - Fechner, Carstens, Luckeneder – Goppel (83. Nink), Greilinger (66. Johansson), Gözüsirin, E. Taffertshofer (74. Kiomourtzoglou), Bätzner (74. Agrafiotis), Kaya (83. Wohlers) – Flotho.
SV Waldhof: Bartels - Klünter, Matriciani (79. Yigit), Sechelmann, Abifade (71. Voelcke) - Fein, Rieckmann (71. Benatelli), Thalhammer (79. Sietan), Ferati - Lohkemper, Becker (63. Boyd).
Tore: 1:0 Bätzner (44.) 1:1 Lohkemper (45.+3) 2:1 Johansson (73.) 2:2 Voelcke (86.).
Beste Spieler: Bartels, Lohkemper/Bätzner.
Gelbe Karte: Taffertshofer, Bätzner, Kiomourtzoglou /Ferati.
Schiedsrichter: Robert Schröder (Hannover).
Zuschauer: 5417.
Nächstes Spiel: SV Waldhof – SpVgg Unterhaching, Dienstag, 19 Uhr.
„Wir sollten mit dem Remis zufrieden sein. Wir müssen jeden Punkt aufsammeln, den es zu holen gibt“, bewegte sich Torschütze Voelcke fast schon im Bereich der Fußball-Floskeln. Der Linksverteidiger gehörte nicht nur wegen seines wichtigen Treffers zu den Gewinnern eines wechselhaften Drittliga-Spiels. Nach zwei Wochen Zwangspause zeigte Voelcke, dass er auf dem linken Flügel mit seiner Dynamik praktisch unersetzlich geworden ist. Vor allem im Vergleich zu Ersatzmann Samuel Abifade, der nach zwei anständigen Auftritten in Aue und gegen Dortmund am Samstag große Probleme in der Absicherung des eigenen Strafraums offenbarte. Zum Beispiel beim Wiesbadener 1:0 durch Nick Bätzner (44.), das über die völlig verwaiste linke Mannheimer Abwehrseite eingeleitet wurde. „Abifade hat heute nicht seinen besten Tag erwischt. Da war ich nicht ganz so zufrieden“, sagte Trainer Trares offen.
Rückkehrer Boyd: „Ein geiles Gefühl, wieder in Action zu sein“
Neben Voelcke gab es in Torjäger Terrence Boyd noch einen zweiten Rückkehrer, der über 100 Tage nach seinem Mittelfußbruch erstmals wieder auf dem Platz stand. „Es ist einfach schön, wieder in Action zu sein. Das ist ein geiles Gefühl. Schade, dass wir keinen Sieg eingefahren haben. Das wäre in der wilden Schlussphase vielleicht möglich gewesen“, sagte Boyd, den Trares in der 63. Minute einwechselte. Der 34-jährige Mittelstürmer blieb ohne eigene Chance, deutete aber in einigen Szenen an, dass er mit seinen Qualitäten im Strafraum im Schlussspurt eine weitere wichtige Offensivoption werden kann. „Die Einwechselspieler haben nochmal für Dampf gesorgt“, lobte Trares – und meinte damit neben Voelcke und Boyd auch Rico Benatelli, der den 2:2-Ausgleich mit einem schönen Chip-Ball einleitete.
Klünters Hummels-Hommage vor dem 1:1
Getoppt wurde dieses Waldhof-Tor in der B-Note für die künstlerische Ausführung allerdings noch beim 1:1 durch Felix Lohkemper (45.+3), das Lukas Klünter mit einem Mats-Hummels-Gedächtnispass per Außenrist fantastisch einleitete. „Das war eine Hommage an ihn“, sagte der Waldhof-Abwehrchef mit einem Augenzwinkern. 2014-Weltmeister Hummels hatte am Freitag sein Karriereende im Sommer bekanntgegeben.
„Wir sind zweimal zurückgekommen, das zeigt Moral. Gefühlt war ein bisschen mehr drin, aber wir müssen trotzdem zufrieden sein“, sagte Klünter. Ryan Johansson hatte Wiesbaden mit einem sehenswerten Distanzschuss zwischenzeitlich 2:1 in Führung gebracht (73.). „Dann mussten wir diesem Sonntagsschuss hinterher rennen“, sagte Trainer Trares. „Ich bin ein Stück weit stolz, dass wir ruhig geblieben und nicht hektisch geworden sind.“ Voelckes verdienter Ausgleich kurz vor Schluss verhinderte einen empfindlichen Rückschlag im engen Rennen um den Klassenerhalt.
Im nächsten Spiel wird ein Unentschieden aber auf jeden Fall zu wenig sein. Am Dienstag (19 Uhr) stellt sich der designierte Absteiger SpVgg Unterhaching im Carl-Benz-Stadion vor. Eine Partie, in der der SV Waldhof zum Siegen verpflichtet ist, um über dem Abstiegsstrich zu bleiben. „Das ist natürlich ein wichtiges Spiel, aber kein Endspiel“, blickte Klünter voraus. Was ihm Hoffnung macht: „Unsere Leistungen sind konstant, das wird uns auch in den nächsten Spielen helfen.“ Nach Haching kommt im TSV 1860 München (Sonntag, 13.30 Uhr) gleich der nächste bayerische Verein ins Carl-Benz-Stadion.
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