Mannheim. Kapitän Marcel Seegert fühlte sich „extrem traurig, sehr geknickt und komplett leer“. Es dürfte einige Tage dauern, bis die Protagonisten des SV Waldhof die schmerzhafte 0:3-Niederlage im richtungsweisenden Spitzenspiel gegen Eintracht Braunschweig verdaut haben. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur Situation beim SVW.
Eine klare Niederlage im „Sechs-Punkte-Spiel“ gegen Braunschweig. War’s das endgültig mit den Waldhöfer Aufstiegshoffnungen?
Höchstwahrscheinlich schon. Die Mannheimer sollten der Versuchung widerstehen, sich die Tabelle schönzurechnen – und ihre Leistungen in der Rückrunde schönzureden. Um bis zum Schluss um die Aufstiegsplätze mitzuspielen, fehlen seit der Winterpause in den meisten Bereichen schlicht die entscheidenden Prozentpunkte. „Braunschweig hat von den Punkten schon einen guten Step gemacht, Kaiserslautern auch mit dem Sieg am Samstag. Da müssen wir uns erst einmal hinten anstellen“, sagte Trainer Patrick Glöckner am Sonntag. Der 45-Jährige will aber die Resthoffnung auf ein kleines Fußball-Wunder in den verbleibenden neun Partien nicht aufgeben. „Natürlich ist in der Saison noch alles möglich.“
Klingt das mit Blick auf die Punkteausbeute und Leistungen der vergangenen Wochen nicht schon nach Durchhalteparolen?
Ein bisschen, ja. 19 Punkte auf Tabellenführer Magdeburg, sieben auf den Zweiten Kaiserslautern, fünf auf die drittplatzierten Braunschweiger – dazu das schlechteste Torverhältnis aller Teams unter den Top 7. Der Zug nach oben ist für den SV Waldhof wohl abgefahren. Und das hängt mit der schwachen eigenen Bilanz seit der Winterpause zusammen: Die Rückrundentabelle führt die Mannheimer als 13. (3 Siege/3 Remis/4 Niederlagen). Das ist nur unterer Durchschnitt in der 3. Liga.
Warum läuft es in der Rückrunde denn so viel schlechter als in der ersten Halbserie, die der SVW als Dritter beendete?
Die Mannschaft hat vor allem im Angriff erheblich nachgelassen. Aus knapp 1,7 erzielten Toren pro Spiel vor Weihnachten sind in der Rückrunde mickrige 0,9 Treffer im Schnitt geworden. Diese Offensivflaute wirkt umso erstaunlicher, da mit Pascal Sohm im Januar der schon länger gewünschte Stoßstürmer für den Strafraum von Zweitligist Dynamo Dresden geholt wurde. Aber die von Glöckner seit Sohms Verpflichtung komplett durchgezogene Umstellung auf ein 4-4-2-System mit zwei Spitzen hat dem Mannheimer Angriffsspiel überhaupt nicht gutgetan. Es fehlt die Tiefe, es krankt an einstudierten Abläufen. Der Trainer hat es bisher nicht geschafft, Sohm (3 Tore) so zu integrieren, dass er mit spiel- und sprintstarken Mitspielern wie Dominik Martinovic oder Joseph Boyamba harmoniert. Als Ergebnis ist die Waldhof-Offensive viel leichter auszurechnen als noch in der Vorrunde – und der SVW insgesamt ungefährlicher geworden.
Wie erklärt Trainer Glöckner den Abwärtstrend im neuen Jahr und welchen Anteil hat er daran?
„Man sieht bei Braunschweig, dass es wichtig war, dass sie viel Erfahrung haben. Sie haben unsere Druckphase am Anfang überstanden und mit dem nötigen Spielglück die Partie gewonnen“, analysierte der Waldhof-Coach das 0:3 gegen den direkten Konkurrenten. Damit springt er ein bisschen zu kurz. Klar wäre der SV Waldhof mit 1:0 in Führung gegangen, wenn Marcel Costly den Ball in der 38. Minute einfach nicht mehr berührt hätte. Schiedsrichter Bastian Dankert entschied fälschlicherweise auf Abseits. Aber nur am Spielglück lag es nicht, dass die Braunschweiger als Sieger den Platz verließen – die Niedersachsen stellten das reifere Team mit der gefestigteren Spielanlage. Klassische Trainerarbeit also. Und wenn Glöckner mehr Erfahrung auf dem Rasen hätte haben wollen, hätte dies in seiner Hand gelegen: In der Innenverteidigung stellte er aber Gerrit Gohlke statt Ex-Zweitliga-Profi Jesper Verlaat auf. Gohlke verschuldete mit einer Nachlässigkeit das vorentscheidende 0:2 kurz nach der Pause.
0:3 in Magdeburg, 0:0 gegen Kaiserslautern, 0:3 gegen Braunschweig. Warum kann der SV Waldhof keine Topspiele?
Es fehlt immer in einem anderen Bereich etwas Spielentscheidendes, gerade in den engen Duellen gegen die Besten der Liga. In Magdeburg blieb eine gute Phase in der ersten Halbzeit ertraglos, gegen den FCK mangelte es an Wucht und der nötigen Effizienz bei den wenigen Torchancen. Gegen Braunschweig fehlte nach einem guten Beginn der emotionale Verstärker durch das Führungstor. „Du brauchst das Momentum: Ob in der Champions League, in der 3. Liga oder in der Kreisklasse“, sagte Seegert.
Was gibt das Programm der nächsten Wochen noch her?
Um die minimale Restchance auf Platz drei zu wahren, braucht der SVW wahrscheinlich sieben Erfolge aus neun Spielen. Das klingt mehr als ambitioniert. Anfangen können die Blau-Schwarzen am Samstag bei Abstiegskandidat SC Verl, bevor der formstarke TSV 1860 München ins Carl-Benz-Stadion kommt.
Info: Alle Spiele der 3. Liga live bei MagentaSport.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/sport/vereine_artikel,-sv-waldhof-sv-waldhof-mannheim-verspielt-aufstiegschance-nicht-schoenreden-nicht-schoenrechnen-_arid,1922318.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/vereine_verein,_vereinid,12.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/vereine_verein,_vereinid,12.html