Fußball

SV Waldhof 3:1 gegen Köln: Neidhart gleich in Feierlaune

Mit dem 3:1-Auftaktsieg gegen Viktoria Köln beschert der SV Waldhof Christian Neidhart einen gelungenen Einstand. Es lässt sich schon in Ansätzen erkennen, was der neue Trainer verändern will.

Von 
Alexander Müller
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Sein Standard-Training zahlte sich aus: Waldhof-Trainer Christian Neidhart. © Michael Ruffler/PIX

Mannheim. Eine langbeinige Jeans war sicher nicht das Kleidungsstück der Wahl bei schwülwarmen 30 Grad unten auf dem Rasen des Carl-Benz-Stadions. Doch das Klima wie in einem Gewächshaus schien Christian Neidhart egal. Hinsetzen, aufspringen, die Hände in die Luft werfen – der neue Trainer des SV Waldhof war mittendrin, als Mannschaft und Betreuer mit dem harten Kern der SVW-Fans auf der Otto-Siffling-Tribüne den 3:1 (0:0)-Erfolg gegen Viktoria Köln feierten. „Wir wollen als Team und als Einheit auftreten, da gehören alle dazu. Wir wollen das gemeinsam genießen“, sagte Neidhart, der sich bei den knapp 8000 Anhängern auch persönlich für die lautstarke Unterstützung bedankte. „Es hat Spaß gemacht. Das war eine gute Atmosphäre, auch nach dem Kölner 1:1 gab es nichts Negatives zu hören. So muss das sein.“

Im nachweislich völlig verdienten Auftaktsieg gegen ersatzgeschwächte Kölner steckte viel Arbeit und wenig Glanz. Aber das war genau so zu erwarten. „Wir sollten den Sieg nicht zu hochhängen. Aber wir sind rundum zufrieden, dass wir gut in die Saison gekommen sind. Jetzt können wir lockerer in die Pokalwoche gehen“, sagte Neidhart. Am Sonntag (18 Uhr) kommt Zweitligist Holstein Kiel nach Mannheim. „Das ist ein Bonusspiel, aber natürlich wollen wir eine Runde weiterkommen.“

Vorgeschmack auf die Saison

Die Hauptkonzentration gilt aber der 3. Liga, in der die ambitionierten Waldhöfer sofort oben andocken wollen. Der komplizierte Auftakt gegen die Viktoria lieferte dabei einen Vorgeschmack darauf, wie hart diese Saison werden dürfte. „In der 3. Liga gibt es selten ein Feuerwerk, bei dem man den Gegner abschießt. Es sind oft Spiele auf ähnlichem Niveau, bei denen auch mal Standardsituationen entscheiden“, sagte Neuzugang Baxter Bahn. Genau wie gegen die sich lange wehrende Viktoria eben.

Standards in allen möglichen Variationen hatte Neidhart im Abschlusstraining am Freitag einstudieren lassen. „Da hat fast nichts funktioniert“, berichtete der SVW-Coach. Aber als es darauf ankam, klappte es. Youssef Amin (73.) hatte die Mannheimer Führung durch Baris Ekincier (64.) ausgeglichen, weil der SVW bis dahin offensiv ziemlich harmlose Kölner bei einem Eckball zu einfach gewähren ließ. „Das hat mich maßlos geärgert“, meinte Neidhart.

Das Spiel steuerte auf seine Schlussminuten zu, ein völlig unnötiges Remis rückte näher, als die Mannheimer im rechten Halbfeld einen Freistoß zugesprochen bekamen. Marcel Seegert hielt noch auf dem Platz eine flammende Ansprache. „Cello ist vorher zu mir gekommen und hat gesagt: ,Ich krieg‘ den Ball, egal wie und du hast die richtige Nase dafür, wo er hinkommt‘“, berichtete Gerrit Gohlke von den prophetischen Fähigkeiten seines Kapitäns. Alexander Rossipal brachte die Kugel herein, aber gefühlt war der Ball viel zu lang für Zielspieler Seegert („Die Jungs wissen, dass ich meine Rübe da immer reinhalte, deshalb schicken sie mich voran“). Doch der Abwehrchef kratzte den Ball irgendwie noch mit dem Kopf von der Grundlinie, Pascal Sohm verlängerte und in der Mitte stand – wie vorhergesagt – Gohlke, der den Ball unter die Latte bugsierte. Das 2:1 in der 86. Minute – die späte Entscheidung. Dominik Kothers 3:1 (90.+2) nach einem fulminanten Alleingang über 60 Meter war da nur noch ein nettes Extra.

Der erste Sieg der Saison war geschafft. Ein Mentalitäts-Dreier, der erst einmal viel Ruhe bringt für die Aufgaben, die vor dem SVW liegen. Die gelungene Pflichtspiel-Premiere gab einige Fingerzeige, wie der Fußball unter Neidhart künftig aussehen könnte. Taktisch wählte der neue Waldhof-Coach zunächst ein 4-4-2-System mit Bahn als zweitem Angreifer neben Martinovic, stellte aber während des Spiels auf das gewohnte 4-2-3-1 um, als Köln statt mit einer Mittelfeld-Raute im 4-3-3 agierte. In der Schaltzentrale im defensiven Mittelfeld gab Marco Höger den Spieleröffner, der in seiner Rolle ein wenig an den späten Xabi Alonso beim FC Bayern erinnerte. Stefano Russo war einige Meter weiter vorne als dynamischer Achter mit mehr Freiheiten nach vorne positioniert.

„Das war auch etwas Neues für mich, aber ich glaube, ich habe es ganz gut gemacht“, sagte der überzeugende Ludwigshafener, der unter Neidhart-Vorgänger Patrick Glöckner in der Regel den klassischen Abräumer vor der Abwehr gegeben hatte. Überhaupt spielten sich einige Profis in den Vordergrund, denen man in dieser Saison nicht unbedingt eine Hauptrolle zugetraut hat: Gohlke zum Beispiel, auch abseits seines wichtigen 2:1 mit einer konzentrierten und aggressiven Leistung in der Innenverteidigung. Oder Flügelstürmer Ekincier, der seinen Formanstieg gegen Ende der vergangenen Saison unter Neidhart verstetigt hat und dafür mit einem Platz in der Startelf belohnt wurde. „Baris hat schon in der Vorbereitung eine Unbekümmertheit an den Tag gelegt. Er ist einer der Gewinner der vergangenen Wochen“, sagte der SVW-Coach.

Vor allen Dingen: Die Mentalität im Team scheint vom ersten Spieltag an zu stimmen. „Zum Glück hatten wir hinten raus die zweite Luft und den Willen, es zu erzwingen. Das hat mir gefallen“, sagte Sportgeschäftsführer Tim Schork am späten Nachmittag.

Ein paar Meter weiter stand bei diesen Aussagen Trainer Neidhart unbeirrt in seiner langen Jeans. Man darf gespannt sein, ob er am Sonntag im Pokal gegen Kiel bei ähnlichen Temperaturen auf das kurze Beinkleid umschwenken wird.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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