Saarbrücken/Mannheim. Ein Unentschieden, zwei Verlierer: Der Frust über das 0:0 zwischen dem 1. FC Saarbrücken und dem SV Waldhof entlud sich bei beiden Teams nach dem Abpfiff eines fußballerisch enttäuschenden Drittliga-Spitzenspiels in einer Rudelbildung. „Es gab ein paar kleinere Meinungsverschiedenheiten, die haben wir geklärt. Alle haben sich wieder lieb“, berichtete Saarbrückens Trainer Uwe Koschinat, der sich mit den Mannheimern Adrien Lebeau und Marc Schnatterer ein paar Wortgefechte geliefert hatte. „Irgendwie gefällt das Ergebnis keinem so richtig“, meinte der frühere Sandhausen-Coach. Das liegt vor allem daran, dass sowohl der SVW (50 Punkte) als auch Saarbrücken (51) den Zweiten 1. FC Kaiserslautern (60/2:1 in Würzburg) und den Dritten Eintracht Braunschweig (58/1:0 in Wiesbaden) ziehen lassen mussten.
Die Mannheimer können ihre Aufstiegsträume bei nur noch fünf ausstehenden Saisonspielen begraben. Waldhof-Trainer Patrick Glöckner ging es ähnlich wie Kollege Koschinat. „Generell freut man sich über einen Auswärtspunkt, aber heute hätten wir drei gebraucht, um das 1:1 in Zwickau auszugleichen", sagte der 45-Jährige. "Das haben wir leider nicht geschafft, am Ende war es ein gerechtes Ergebnis."
2000 Fans wollten den SVW nach Saarbrücken begleiten – und wurden vom späten Wintereinbruch am Freitagabend kalt erwischt.
100 Liter Freibier für Daheimgebliebene
Die Anreise stand unter erheblich erschwerten Bedingungen. Wegen eines Oberleitungsschadens zwischen Neustadt und Homburg war die Bahnstrecke von Mannheim nach Saarbrücken nicht befahrbar, der Sonderzug mit SVW-Fans wurde deshalb abgesagt. Auch die Anreise mit dem Auto gestaltete sich sehr kompliziert und langwierig: Die A6 war wegen Glatteis und Schnees zwischen Grünstadt und Kaiserslautern zeitweise voll gesperrt, es bildeten sich kilometerlange Staus. Der Anbieter „Google Maps“ berechnete zwischenzeitlich eine Fahrzeit von über drei Stunden von Mannheim ins nur 130 Kilometer entfernte Saarbrücken.
Auch in der saarländischen Landeshauptstadt herrschte nach Überflutungen ein Verkehrschaos. Um dennoch möglichst vielen Zuschauern zu ermöglichen, live bei der Partie dabei zu sein, wurde der Anpfiff von 14 Uhr um eine halbe Stunde auf 14.30 Uhr nach hinten verlegt. Für alle SVW-Fans, die ihre Fahrt nach Saarbrücken aufgrund des Verkehrschaos nicht antreten konnten oder abbrechen mussten, reagierte der SV Waldhof mit einer spontanen Aktion. Im Clubhaus bei Dimi am Alsenweg spendierten Geschäftsführer Markus Kompp und die Mannschaft 100 Liter Freibier.
Die Mannschaft war zum Glück schon am Vortag angereist und konnte sich optimal auf das richtungsweisende Match zwischen dem Vierten und dem Sechsten vorbereiten. Glöckner reagierte auf die muskulären Probleme von Adrien Lebeau, der immerhin in der Schlussphase eingewechselt werden konnte, mit einer Umstellung. Niklas „Willy“ Sommer feierte nach Verletzung sein Comeback als Rechtsverteidiger, Marcel Costly rückte eine Reihe weiter nach vorne auf die rechte offensive Außenbahn. Topscorer Dominik Martinovic (Zerrung) fehlte auch im mit rund 15.000 Zuschauern vollen Ludwigsparkstadion.
Saarbrücken verschießt Elfmeter
Spitzenspiel stand drauf, Spitzenspiel steckte aber nicht drin. Die von Saarbrückens Trainer Uwe Koschinat angestrebte Dominanz auf dem Platz verhinderte der Waldhof im ersten Durchgang zwar mit solider Abwehrarbeit in der Viererkette. Aber sobald die Mannheimer den Ball hatten, geriet der Vortrag sehr dünn. Aus dem Spiel heraus kreierte der SVW keine einzige echte Chance, auch die Standardsituationen von Marc Schnatterer – unter anderem vier Eckbälle – verpufften in einer generell niveauarmen ersten Halbzeit wirkungslos. „Wir waren in der ersten Halbzeit gar nicht gut drin und hatten Probleme“, gestand Glöckner.
Saarbrücken spielte ebenfalls nicht die Sterne vom Himmel, hätte aber zur Pause in Führung liegen müssen. Zunächst wehrte SVW-Keeper Timo Königsmann einen ersten Warnschuss von Dominik Ernst mit den Fäusten ab (15.). Kurz danach präsentierte Stefano Russo dem FCS das 1:0 auf dem Silbertablett. Der Mannheimer Abräumer spielte ohne großen Druck einen viel zu laschen Rückpass, Julian Günther-Schmidt sprintete dazwischen – und fiel über den herauseilenden Königsmann. Ein Kontakt lag zwar nicht vor, Bundesliga-Schiedsrichter Christian Dingert gab den Elfmeter nach Nachfrage bei Günther-Schmidt trotzdem. „Es war ein klarer Elfmeter. Königsmann zieht durch“, sagte er. Saarbrückens Stürmer, einst auch in der Waldhof-Jugend am Ball, trat selbst an – und setzte die Kugel neben das Tor (23.). „Es tut mit unfassbar leid für die Mannschaft“, entschuldigte sich Günther-Schmidt. Die letzte Gelegenheit des ersten Durchgangs vergab wieder der gebürtige Pforzheimer, als er aus sehr spitzem Winkel nur den Pfosten traf (32.).
Großchance in letzter in Minute
Glöckner reagierte auf den mindestens ausbaufähigen offensiven Auftritt seines Teams und brachte zur zweiten Halbzeit Anton Donkor für Routinier Schnatterer. Im mittlerweile gefüllten Mannheimer Block wurden vor Wiederanpfiff zahlreiche Rauchtöpfe gezündet – bis sich die dichten Rauchschwaden verzogen hatten, dauerte es mehrere Minuten. Joseph Boyambas 16-Meter-Schuss, den FCS-Keeper Daniel Batz parierte, und der nachfolgende Kopfball von Jesper Verlaat (49.) machten den Waldhof-Fans Hoffnung auf Besserung. Und die Kurpfälzer wirkten nun tatsächlich weitaus präsenter als in den ersten 45 Minuten. „Nach der Umstellung sind wir besser und griffiger geworden“, meinte SVW-Coach Glöckner, der allerdings die Ungefährlichkeit seines Teams bei ruhenden kritisierte. „Wir hatten acht, neun Eckbälle. In so einem engen Spiel muss sich die Effektivität auch einmal über Standardsituationen zeigen.“
Denn richtig zwingend vors gegnerische Tor kamen die Mannheimer in der Folge nicht mehr, genauso wenig wie Saarbrücken. Die Schlussphase brach an, es ging im Ludwigspark nur noch darum, wer möglicherweise einen „Lucky Punch“ würde setzen können. Doch das letzte Risiko ging keines der beiden Teams mehr ein: Der FCS zeigte sich in Person des eingewechselten Minos Gouras einmal vor Königsmann, beim Waldhof ebbte der Schwung der Anfangsphase in der zweiten Hälfte wieder ab.
Doch plötzlich war die Chance auf den glücklichen Sieg für den SVW doch noch da: In der dritten Minute der Nachspielzeit tauchte Dominik Kother, mittlerweile auf dem Platz, auf Zuspiel von Donkor völlig frei vor Batz auf, bekam den Ball aber nicht an Saarbrückens Schlussmann vorbei. „Vielleicht hätte Dome den rechts am Torwart vorbeilegen sollen, dann kann er ihn möglicherweise einschieben“, haderte Glöckner mit der verpassten Möglichkeit zum Last-Minute-Sieg. Verdient gewesen wäre ein Dreier für den Waldhof in einem ausgeglichenen Südwest-Duell aber sicher nicht.
1. FC Saarbrücken: Batz - Becker, Boeder, Zellner (85. Steinkötter) - Ernst, Zeitz, Gnaase (69. Kerber), Krätschmer, Jänicke (63. Scheu) - Günther-Schmidt (69. Gouras) , Jacob.
SV Waldhof: Königsmann - Sommer, Verlaat, M. Seegert, Rossipal – Russo (71. Wagner), Höger – Costly (80. Butler), Boyamba (85. Kother), Schnatterer (46. Donkor) – Sohm (71. Lebeau).
Tore: Fehlanzeige.
Beste Spieler: Günther-Schmidt/Seegert, Verlaat, Boyamba.
Gelbe Karten: Krätschmer/Verlaat, Sommer.
Besonderes Vorkommnis: Günther-Schmidt verschießt Foulelfmeter (23.).
Schiedsrichter: Christian Dingert (Gries).
Zuschauer: 15.000.
Nächstes Spiel: SV Waldhof – SC Freiburg II, Montag, 18. April, 19 Uhr.
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