Mannheim. „Nachlegen“ war das Zauberwort nach dem 6:1 gegen Essen am Samstag. Natürlich freuten sich die Waldhof-Buwe über den Kantersieg und die Befreiung vom Drei-Niederlagen-Fluch der Englischen Woche. Gleichsam wirkten die Jungs um Matchwinner Nicklas Shipnoski nach wie vor gezeichnet von den drei vorangegangenen Drittliga-Partien. In das Gastspiel des neunten Spieltags beim TSV Havelse, das am Dienstag um 19 Uhr angepfiffen wird, wollen die Mannheimer auf keinen Fall überheblich gehen.
Man könne sich jetzt freuen über den Sieg, müsse aber ziemlich schnell danach den Blick nach vorne richten, sagte Terrence Boyd. Gerade hatte der Torjäger das 6:1 erzielt. Wer weiß, wie emotional der Vollblutstürmer ist, kann sich denken, wie es in dem gebürtigen Bremer aussah. Zumal er in dieser Saison nicht gerade mit Einsatzzeit verwöhnt wird. In vier von acht Liga-Spielen kam er gar nicht zum Zug, in den anderen vier Partien reichte es für gerade einmal 40 Minuten – und jetzt ein Tor.
Das Sieben-Tore-Spektakel war für alle Waldhöfer eine Wohltat. Nicht zuletzt auch für den Trainer. Luc Holtz hatte speziell nach dem Cottbus-Desaster (0:3) und der katastrophalen Schlussphase von Aachen (2:3 nach 2:1) so gewirkt, als müsse er das alles erst einmal verdauen. Jetzt, nach einer intensiven Trainingswoche inklusive Samstagsbelohnung, steht der Cheftrainer des SV Waldhof lächelnd auf dem Platz am Alsenweg und spricht am Mikrofon von Pressechef Yannik Barwig über den kommenden Gegner.
Die Englische Woche ist vor allem ein Organisationsproblem
„Die Stimmung ist hervorragend, wie es nach einem 6:1 auch sein soll. Das war gut für Moral und Selbstvertrauen“, fasst Holtz seine Trainingseindrücke zusammen. Am Sonntag habe man regeneriert, am Montagvormittag eine „kurze und knackige Einheit mit taktischen Dingen“ absolviert. Die Krux mit der Englischen Woche sei der schiere Zeitmangel: „Eigentlich hätten wir auch am Montag noch regenerieren müssen“, sagt Holtz und hofft, in seinem breiten Kader genügend frische Kräfte für Dienstagabend zu finden.
Klar ist: In Havelse wartet die nächste knifflige Aufgabe, warten harte Zweikämpfe, intensive Momente, die den SV Waldhof fordern werden. „Wenn wir da nicht bereit sind, wieder 100 Prozent zu geben, werden wir nichts bekommen. In der Dritten Liga gibt es keine leichten Spiele“, so die Einschätzung des Waldhof-Coaches. Dass der Aufsteiger aus dem Nordwesten Hannovers noch keinen Sieg landen konnte, mache ihn eher noch gefährlicher: „Die werden mit aller Macht versuchen, das gegen uns zu ändern.“
Die zweite Englische Woche für den SVW
Der TSV Havelse steht nach acht Spielen noch ohne Sieg da und mit vier Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz.
Nur Schlusslicht Schweinfurt hat mit drei Punkten noch weniger Zählbares eingefahren und mit 20 Gegentoren mehr kassiert als die Niedersachsen (16).
Der größte bisherige Vereinserfolg ist der Aufstieg in die Zweite Liga 1990 . Nach einer Spielzeit ging es allerdings direkt wieder eine Klasse tiefer.
In die Dritte Liga aufgestiegen ist der TSV durch einen überraschenden Erfolg über Lokomotive Leipzig , gegen das man sich in zwei Aufstiegsspielen knapp durchsetzen konnte.
Die letzten beiden Duelle zwischen Waldhof und Havelse gab es in der Drittliga-Saison 2021/22. Damals gewann der SVW zu Hause 7:0 und beim TSV 2:1 .
Gewonnen haben die Havelser zwar noch nicht, dafür aber schon Punkte gegen Rostock, Essen und Duisburg geholt. Qualität steckt allemal in der Truppe von Samir Ferchichi, der mit Skandal-Rapper Bushido lediglich den Nachnamen gemein hat. Unter dem gebürtigen Mindener zeigt die Entwicklung kontinuierlich nach oben, auch wenn der Start in die aktuelle Saison einigermaßen in die Binsen ging. Auf das 0:0 bei Hoffenheim II und das 1:1 gegen Essen folgten vier Niederlagen in Serie, darunter ein deftiges 2:6 daheim gegen Ingolstadt.
Havelse sehnt den ersten (Heim-)Sieg herbei
Umso wichtiger waren die beiden jüngsten Punktgewinne. Dabei war gegen Primus Duisburg und Aufstiegskandidat Rostock (jeweils 1:1) nicht unbedingt mit Zählbarem zu rechnen. Von den sechs erzielten Toren hat einzig Stürmer John Xaver Posselt mehrere erzielt (3). Der Rest des Kaders strahlt nicht gerade ständige Torgefahr aus. Und trotzdem ist der SVW gewarnt, rechnet Luc Holtz mit dem nächsten harten Fight: „Ich erwarte ein kampfbetontes Spiel, so wie das typisch ist für diese Liga.“
Havelses Marko Ilic wird vor dem Spiel auf der TSV-Website zitiert: „Wir freuen uns auf das Flutlicht-Heimspiel gegen Mannheim. Beide Teams stehen in der Tabelle eng beieinander, das verspricht ein intensives Duell. Es geht darum, den nächsten Schritt zu gehen und uns endlich für unsere Arbeit zu belohnen. Mit einem Sieg könnten wir nicht nur wichtige Punkte holen, sondern auch die Tabellensituation aufbessern. Dafür werden wir alles reinhauen.“ Das vorerst letzte direkte Duell entschied Marc Schnatterer mit seinem späten 2:1 in der Saison 2021/22 zugunsten des SV Waldhof.
Mit welcher Aufstellung Luc Holtz seine Männer am Dienstag ins Rennen schickt? „Ich muss schauen, wo die frischen Kräfte sind. Es ist definitiv möglich, wieder auf mehreren Positionen zu rotieren“, so ein erster Hinweis auf die eine oder andere Startelfveränderung. Empfohlen für mehr Einsatzzeit hat sich nicht nur Terrence Boyd, sondern auch Essen-Dreierpacker Nicklas Shipnoski sowie der trainingsfleißige Djayson Mendes.
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