Fußball - 3. Liga

Niederlage in Freiburg: 52-Meter-Tor schockt den SV Waldhof Mannheim

Von 
Alexander Müller
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Es schlägt zum 1:2 ein aus 52 Metern: SVW-Torwart Jan-Christoph Bartels kann dem Ball nur noch hintersehen. © PIX-Sportfotos/Michael Ruffler

Freiburg. Patrick Glöckner trat den Ball direkt nach Abpfiff frustriert in den Freiburger Novemberhimmel, Jesper Verlaat sank enttäuscht auf die Knie: Nach sieben Partien ohne Niederlage hat Fußball-Drittligist SV Waldhof  wieder verloren. Ein Traumtor von Vincent Vermeij aus 52 Metern in der 87. Minute besiegelte den verdienten 2:1 (1:0)-Sieg der U23 des SC Freiburg gegen ein Mannheimer Team, das eine schwache Leistung zeigte und nie richtig ins Spiel fand. Alexander Rossipal hatte mit einem ebenfalls sehenswerten 25-Meter-Schuss für den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich gesorgt (66.), zur Pause führten die Südbadener nach einem Treffer von Emilio Kehrer (23.) mit 1:0. Der SVW rutschte in der Tabelle vorläufig vom dritten auf den fünften Platz ab, hat aber noch das Nachholspiel beim TSV 1860 München in der Hinterhand.

"Ich bin sauer", gab SVW-Trainer Glöckner eine Stunde nach dem Spiel einen Einblick in seinen Gemütszustand. Der 44-Jährige ärgerte sich vor allem über die mangelnde Aggressivität seines Teams in den Zweikämpfen, die er im Vorfeld mehrfach angemahnt hatte. "In der ersten Halbzeit hatten wir gar keinen Zugriff. Wir haben sehr verkopft gespielt, und es war auch von der Ballsicherheit nicht so, wie wir es gewöhnt sind", analysierte der Coach, bevor er in drastischen Worten formulierte: "Manchmal ist es nicht schlecht, wenn du mal auf die Fresse bekommst und dann wieder hochfährst."

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Waldhof Mannheim verliert in Freiburg

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Der französische Tempodribbler Adrien Lebeau fiel mit muskulären Problemen aus, für ihn rückte Top-Torjäger Dominik Martinovic wieder in die Startelf. Gillian Jurcher spielte deshalb statt in der Sturmspitze als zentrales Glied der offensiven Dreierreihe. 

Obwohl Glöckner im Vorfeld mit Nachdruck davor gewarnt hatte, die U23 des Bundesligisten nicht zu unterschätzen und die Zweikämpfe mit der nötigen Konsequenz zu bestreiten, lieferten die Mannheimer eine erste Halbzeit zum Vergessen ab. In der Offensive fehlten Ideen und Durchschlagskraft, und hinten präsentierte sich die bisher beste Abwehr der 3. Liga völlig unsortiert. Schon in der 10. Minute musste Schlussmann Jan-Christoph Bartels einen 22-Meter-Schuss von Robert Wagner entschärfen, auch ein Abseitstor von Kehrer (21.) sorgte nicht dafür, dass die Kurpfälzer konzentrierter zur Sache gingen. Vor allem Linksverteidiger Anton Donkor wirkte indisponiert. Freiburg II durfte sich per Doppelpass durch den gegnerischen Strafraum kombinieren, Marcel Seegert fälschte unglücklich auf Kehrer ab, der unhaltbar zum 1:0 einschoss (23.). "Das war ein echtes Eiertor", seufzte Kapitän Seegert.

Danach übernahm der SVW zwar zunehmend die Spielkontrolle, aber weil Marco Högers Abschluss zu lasch geriet (28.), blieb Schnatterers Gelegenheit nach Zuspiel von Martinovic (21.) die beste Gelegenheit in einem schlechten ersten Durchgang des Waldhof. "Wir haben alle 50:50-Zweikämpfe verloren", sagte Mittelfeld-Mann Stefano Russo. In den Minuten vor der Pause arbeiteten sich die Mannheimer mehr am ziemlich britisch geprägt pfeifenden Schiedsrichter Tobias Reichel ab, statt sich aufs eigene Spiel zu konzentrieren. Beim Gang in die Kabine winkte Glöckner genervt ab.

Der Coach reagierte auf die fahrige Vorstellung im herbstlich-sonnigen Südbaden mit einem Dreifachwechsel zu Beginn der zweiten Hälfte. Jesper Verlaat, Fridolin Wagner und Joseph Boyamba kamen für Donkor, Russo und Jurcher.  Sofortige Besserung setzte allerdings nicht ein. Im Gegenteil: Das aggressive Freiburger Talent-Team hielt das Geschehen clever vom eigenen Tor weg, der SVW fand weiter keine Mittel, um mehr Druck zu entwickeln. Erst eine Freistoßflanke von Schnatterer, die Seegert aus guter Position am zweiten Pfosten neben das Tor bugsierte, taugte als Mannheimer Mutmacher (57.). Jetzt war zumindest ein bisschen mehr Zug drin im Offensivspiel der Waldhöfer, auch dank Joker Boyamba: Höger verzog aus 16 Metern (64.).

SC Freiburg II - SVW 2:1 (1:0)

SC Freiburg II: Atobolu - Schmidt, Braun-Schumacher, Rosenfelder (69. Risch) - Tauriainen, Engelhardt, Kammerknecht, Kammerbauer (75. Vermeij) - Leopold (75. Furrer), Wagner -  Kehrer (90. Flum).

SV Waldhof: Bartels - Sommer, Seegert, Rossipal, Donkor (46. Verlaat) - Höger, Russo (46. Wagner) - Costly, Jurcher (46. Boyamba), Schnatterer (73. Saghiri) - Martinovic (82. Ekincier).

Tore: 1:0 Kehrer (23.) 1:1 Rossipal (66.) 2:1 Vermeij (87.).

Beste Spieler: Leopold, Kehrer/Rossipal.

Gelbe Karten: - / Sommer.

Schiedsrichter: Tobias Reichel (Sindelfingen).

Zuschauer: 3200.

Nächstes Spiel:  FC Zuzenhausen - SV Waldhof, Mittwoch, 19 Uhr, Viertelfinale badischer Verbandspokal

Für den Ausgleich benötigte der Tabellendritte aber das, was im Fußballjargon unter dem Begriff "echtes Pfund" firmiert: Rossipal, mittlerweile Linksverteidiger, schaltete sich vorne ein und zimmerte den Ball aus 25 Metern genial zum 1:1 ins lange Eck (66.). "Wir sammeln uns in der Kabine, kommen gut aus der Halbzeit. Wir sind am Drücker und belohnen uns mit einem richtig guten Schuss von Rossi", erklärte Seegert.

Beinahe hätte Freiburg allerdings schon nur zwei Minuten später wieder zurückschlagen: Julius Tauriainen traf aus 16 Metern nur den Pfosten, nachdem die Waldhof-Defensive wieder nicht konsequent genug geklärt hatte. Der Mannheimer Schwung ebbte so schnell wieder ab, wie er gekommen war. "Wir hatten zehn, 15 gute Minuten", meinte Coach Glöckner. Viel Konstruktives gelang dem SVW nicht mehr, was primär an einer enormen Fehlerquote lag. Stattdessen hätte der kurz eingewechselte Vincent Vermeij den Ball schon bei einer Szene vor seinem Traumtor beinahe an Bartels vorbei zum 2:1 ins Tor gezirkelt (81.). Und nach einem Konter zwang Guillaume Furrer den Mannheimer Torwart zur nächsten Parade (83.). Nach einem Einwurf am Mittelkreis kam schließlich Vermeij an den Ball und überwand den vor seinem Tor postierten Bartels mit einem Traumschuss aus 52 Metern. "Ich wusste, als der Ball den Fuß verlassen hat, dass der gut kommt. Manchmal riecht man das", erklärte Seegert zur spielentscheidenden Szene, nahm aber Torwart Bartels aus der Schusslinie: "Ich glaube nicht, dass man ihm einen Vorwurf machen kann." Sein Trainer Glöckner ärgerte sich vor allem darüber, dass sein Team nach dem Ausgleich nicht besonnener aufgetreten war und  an einem durchwachsenen Nachmittag zumindest das Remis für den SVW gesichert hatte. "Dann musst du das Spiel lesen und entscheiden, auch mal einen Punkt mitzunehmen", erklärte der Waldhof-Coach.

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