Dresden. Julian Riedel bekam auf dem Weg auf die Kabine noch ein paar Beleidigungen von Dresdner Fans entgegengeschleudert. Das war ein bisschen zu viel für den Innenverteidiger des SV Waldhof. Es hatte sich sehr viel Frust aufgestaut. Verständlicher Frust nach einer maximal unglücklichen 1:2 (1:1)-Niederlage im Topspiel bei der SG Dynamo, mit der der Zweitliga-Aufstieg für die Mannheimer bei jetzt fünf Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz in ganz weite Ferne rückt. „Heute hätte es hier nur einen Sieger geben dürfen…“, sagte Riedel – und er meinte den SVW. „Das ist ganz bitter, lachhaft.“
Doch nach Dominik Martinovics früher Führung glich Dresden mit einem umstrittenen Foulelfmeter durch Ahmet Arslan aus (31.), Stefan Kutschke erzielte mitten in die Waldhof-Dominanz im zweiten Durchgang hinein den 2:1-Siegtreffer (73.). „Ich bin ehrlicherweise stinksauer und enttäuscht“, sagte Waldhof-Trainer Christian Neidhart eine Viertelstunde nach dem Abpfiff. „Wir hatten das Spiel im Griff. Dresden ist nur durch die Elfmetersituation zurück ins Spiel gekommen. Auch in der zweiten Halbzeit waren wir spielbestimmend und müssen eigentlich selbst das 2:1 machen, nicht Dresden. Dynamo hat heute wenig gereicht, um das Spiel zu gewinnen.“
SV Waldhof - Dynamo Dresden
- Dynamo Dresden: Drljaca - R. Becker, Ehlers, Knipping, Park – Akoto (90.+1 Oehmichen), Will, Arslan (90.+1 Kammerknecht) – Conteh (49. Lemmer), Kutschke (77. Schäffler), Borkowski (77. Meier).
- SV Waldhof: Bartels - Jans, Riedel, Wagner, Rossipal – Malachowski (77. Karbstein), Bahn – Schnatterer (63. Pledl), Winkler (77. Taz), Martinovic (82. Ekincier) – Sohm.
- Tore: 0:1 Martinovic (5.) 1:1 Arslan (31., Foulelfmeter) 2:1 Kutschke (73.)
- Beste Spieler: Conteh, Arslan/Martinovic, Sohm, Malachowski.
- Gelbe Karten: Conteh, Kutschke, Arslan, Borkowski, Becker/Neidhart (Trainer), Malachowski,
- Schiedsrichter: Florian Heft (Neuenkirchen).
- Zuschauer: 29.210.
Mit einer atemberaubenden Choreographie hatten die Dresdner Fans vor dem Anpfiff ihren 70. Vereinsgeburtstag zelebriert, die Lautstärke im Rudolf-Harbig-Stadion war ohrenbetäubend. Doch der SVW ließ sich von dieser außergewöhnlichen Atmosphäre erstaunlicherweise überhaupt nicht beeindrucken. Pascal Sohm und Marc Schnatterer kombinierten am rechten Flügel miteinander, bis Sohm gedankenschnell erkannte, dass Martinovic am anderen Flügel völlig frei einlief. Die perfekt getimte Flanke landete auf dem Kopf von Martinovic, von dort am Innenpfosten und im Tor (5.).
"Das war nie im Leben ein Elfmeter"
Das 0:1 kühlte den Dresdner Anhang ein wenig herunter – und sorgte für zusätzliches Selbstbewusstsein beim Waldhof, der eine glänzende Auswärtsleistung abspulte. Während Dynamo in der ersten halben Stunde zu keiner klaren Torchance kam, fehlte bei Fridolin Wagners Schuss aus spitzem Winkel nach Ablage von Malachowski nicht viel zum zweiten Mannheimer Tor (17.). Wagner spielte wie schon beim 3:0 in Essen in der Innenverteidigung, Kapitän Marcel Seegert (Adduktoren) fehlte weiterhin.
Doch dann fand Dresden kurz den Schlüssel für dieses Spiel – und glich umgehend aus. Erst parierte SVW-Keeper Jan-Christoph Bartels gegen Michael Akotos Schuss aus kurzer Distanz noch überragend (29.), doch nach der aus dieser Großchance resultierenden Ecke entschied Schiedsrichter Florian Heft auf Elfmeter. Sohm hatte den einlaufenden Dynamo-Angreifer Stefan Kutschke ein wenig festgehalten, beide gingen zu Boden. Es war eine Situation, die bei objektiver Betrachtung nicht für einen Strafstoß ausreichte. „Das war nie im Leben ein Elfmeter“, meinte Verteidiger Riedel. Und der Betroffene Sohm erklärte: „Ich habe versucht, ihn aufzunehmen. Er reißt mich mit sich runter, ich kann gar nichts machen. Kutschke macht es brutal clever. Das ist sehr bitter, den muss man nicht geben“, sagte der Mittelstürmer. Dresdens Topscorer Ahmet Arslan vollstreckte den Strafstoß mit einem platzierten Schuss in die linke Ecke (31.). Kurz verlor der Waldhof danach seine Stabilität: Christian Conteh sprintete an Rossipal vorbei, in der Mitte fabrizierte Laurent Jans fast ein Eigentor (38.).
Nach der Pause fanden die Kurpfälzer aber in ihre Ordnung zurück und waren mit einer herausragenden Mannschaftsleistung dem erneuten Führungstreffer lange näher als die Sachsen dem zweiten Tor. Dynamo wirkte trotz der fanatischen Unterstützung von den Rängen ideenlos und schaffte es in keiner Phase, Druck aufzubauen. Doch während der SVW seine große Gelegenheit aufs 2:1 vergab, als Martinovic mit einem sehenswerten Drehschuss am Fünfmeterraum ans Lattenkreuz traf (68.), bewies Dynamo Effizienz. Jakob Lemmer konnte ein bisschen zu ungestört flanken, Kutschke wuchtete den Ball mit dem Kopf ins Netz (73.). Nachdem Sohm in der 90. Minute noch vorbeigeschossen hatte, war eine unverdiente Niederlage besiegelt. „Wir hätten hier auf jeden Fall was mitnehmen müssen“, resümierte der überzeugende Martinovic. Da den Mannheimern dies aber nicht gelang, braucht es ein in den verbleibenden fünf Saisonspielen ein mittleres Fußballwunder, wenn nach oben noch etwas gehen soll.
Das nächste Spiel: SV Waldhof gegen Hallescher FC (Freitag, 29. April, 19 Uhr). Alle Spiele der 3. Liga live bei MagentaSport.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/sport/vereine_artikel,-sv-waldhof-nach-12-in-dresden-elfmeter-frust-beim-sv-waldhof-mannheim-_arid,2075959.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/vereine_verein,_vereinid,12.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/vereine_verein,_vereinid,12.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/waldhof-gartenstadt-luzenberg.html