Interview - Beim Aufstieg vor zwei Jahren war er einer der Helden, nun kehrt Michael Schultz zurück nach Mannheim

Ex-Waldhöfer Michael Schultz geht am Sonntag von "Spiel auf Augenhöhe aus"

Von 
Alexander Müller
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Michael Schultz zu Waldhof-Zeiten. © Ruffler

Braunschweig/Mannheim. Der Waldhöfer Aufstiegsheld kehrt nach fast zwei Jahren ins Carl-Benz-Stadion zurück: Mit seinem neuen Verein Eintracht Braunschweig gastiert Michael Schultz (28) am Sonntag (14 Uhr) im Drittliga-Topspiel bei seinem Ex-Club SVW. Im Interview spricht der Innenverteidiger aus Herxheim in der Südpfalz über das enge Aufstiegsrennen, ein Tal in seiner Karriere und sein Leben in Braunschweig. 

Bei Eintracht Braunschweig unter Vertrag, in Kaiserslautern in den Seniorenbereich gerutscht, mit dem SV Waldhof den Durchbruch geschafft: Beim Kampf um den Aufstieg in die 3. Liga führen erstaunlich viele Spuren zu Michael Schultz.
Michael Schultz: (lacht) Kann man so sehen, es gibt da schon Anknüpfungspunkte. Klar gibt es eine gewisse Verbindung zu Lautern, weil ich da in der zweiten Mannschaft gespielt habe. Aber den Schritt in den Profifußball habe ich mit dem SV Waldhof geschafft, und jetzt spiele ich für Braunschweig. 

Am Sonntag steht Ihre Rückkehr nach Mannheim an. Ihr letztes Spiel für den SV Waldhof im Carl-Benz-Stadion bestritten Sie am 27. Juni 2020, ein 0:0 gegen Preußen Münster. Persönlich sicher ein besonderes Spiel?

Schultz: Ja, auf jeden Fall. Es ist das erste Mal, dass ich wieder in Mannheim spiele. Es gab schon das Hinspiel in Braunschweig vor begrenzter Zuschauerzahl, am Sonntag wird aber schon wieder einiges los sein. Ich habe im Carl-Benz-Stadion schon einige besondere Spiele erlebt: Das Derby gegen Lautern, die Relegation. Es wird bestimmt ein schönes Gefühl, ich freue mich zurückzukehren. 

Michael Schultz

  • Der in Landau geborene Michael Schultz (28) startete seine Karriere bei Viktoria Herxheim, bevor er in den Nachwuchsbereich des Karlsruher SC wechselte (2005-2012).
  • Seine ersten Schritte im Seniorenbereich unternahm er in der Regionalliga-Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern, bevor er 2016 zum SV Waldhof wechselte und mit den Mannheimern 2019 in die 3. Liga aufstieg.
  • Der Innenverteidiger wechselte in der Saison 2020/21 zum damaligen Zweitligisten Eintracht Braunschweig, von dem er in der Rückrunde an Drittligist Viktoria Köln verliehen wurde.
  • In dieser Spielzeit hat sich der Südpfälzer beim niedersächsischen Traditionsverein durchgesetzt (25 Einsätze/1 Tor/1 Vorlage).

Das erste Wiedersehen mit einigen der alten Kumpels aus Mannheimer Tagen ist gleichzeitig auch ein wichtiges Topspiel um den Aufstieg in die 3. Liga. Wie bedeutend sind diese direkten Duelle, um am Ende oben zu stehen oder kommt es doch eher darauf an, in den Partien gegen die vermeintlich Kleineren stabil zu punkten?

Schultz: Die 3. Liga ist immer eng. Da ist es wichtig in der heißen Phase, die jetzt langsam beginnt, in Schlagdistanz zu bleiben. Egal wie das Spiel am Sonntag ausgeht, werden auch danach beide Mannschaften noch Chancen haben. Klar sind die Topspiele wichtig, wenn man sich in eine gewisse Position gebracht hat und diese behaupten will. Aber in der 3. Liga ist jedes Spiel 50:50 und in jedem Spiel gibt es drei Punkte – auch wenn das natürlich eine Floskel ist. In den nächsten Wochen musst du durchgehend am Start sein und deine Punkte holen, wenn du am Ende das finale Wort mitsprechen möchtest.  

Wie schätzen Sie die Situation im Kampf um den Aufstieg in dieser Saison ein? Magdeburg dürfte durch sein, aber dahinter ist es bis Platz acht sehr eng?

Schultz: Ja, Magdeburg ist so gut wie durch. Der zweite und der dritte Platz sind noch für einige Teams erreichbar. Da wird es bis zum Ende eng bleiben.  

Wie sehen Sie sportlich die Ausgangslage am Sonntag?
Schultz: Waldhof ist eine Topmannschaft, die zurecht da oben steht. Sie haben sich im Winter mit Pascal Sohm meiner Meinung nach echt gut verstärkt, er hat ja auch schon seine Tore gemacht. Ein richtig guter Stürmer, der sich gut mit Dominik Martinovic ergänzt. Waldhof hat schon eine Top-Offensive und ist auf allen Positionen gut besetzt. Das ist eine Mannschaft, die da oben hingehört. Wir aber auch. Deshalb wird es ein Spiel auf Augenhöhe.

Zu wem aus dem aktuellen Waldhof-Kader haben Sie denn noch regelmäßig Kontakt?

Schultz: Es sind nicht mehr so viele da aus meiner Zeit. Zu „Cello“ (Marcel Seegert, d.Red.), Gerrit Gohlke oder Timo Königsmann habe ich noch Kontakt. Vor ein paar Wochen habe ich mit „Cello“ noch gesprochen, als ich in der Heimat zu Besuch war. 

Sie sind im Sommer 2020 mit großen Hoffnungen in die 2. Liga nach Braunschweig gewechselt, mussten dann nach einer Halbserie noch einmal den Umweg über ein Leihgeschäft in die 3. Liga mit Viktoria Köln nehmen, bevor Sie sich in dieser Saison bei der Eintracht durchgesetzt haben. Was haben Sie für sich als Lehre aus dieser Zeit mitgenommen?

Schultz: Das war keine ganz einfache Zeit. Ich habe damals den Schritt in die 2. Liga unbedingt machen wollen. Aber du hast immer das Risiko, dass du dich dann auch durchsetzen musst. Wir hatten dann nicht den Erfolg mit Braunschweig, ich hatte nicht die Einsatzzeiten. Ich bin sehr froh, dass der Umweg über Köln in der Situation zustande kam, das hat auch gut geklappt. Ich habe zurück zu alter Stärke gefunden und einen neuen Anlauf in Braunschweig genommen. So eine Karriere im Profifußball ist oft eine Achterbahnfahrt: Da geht es mal leichter von der Hand, manchmal muss man sich durchbeißen. Das Wichtigste ist, immer an sich zu glauben und sich nicht runterziehen zu lassen. 

Ihnen gefällt es aber so gut in Braunschweig, dass Sie sich vorstellen könnten, auch über den Sommer hinaus bei der Eintracht zu bleiben?

Schultz: Ja klar. Wichtig ist zunächst natürlich, dass man spielen darf. Ich habe mich damals bewusst für Eintracht Braunschweig entschieden, weil es eben ein Traditionsverein mit vielen Fans ist, der Ambitionen hat und Richtung 2. Liga schaut. Ich bin froh über die Entscheidung, trotz der Höhen und Tiefen. Was über den Sommer hinaus passiert, wird man sehen. Ich bin offen, hier zu bleiben.   

Braunschweig und der SV Waldhof pflegen ja eine Fan-Freundschaft. Gibt es zwischen beiden Regionen Anknüpfungspunkte bei der Mentalität oder ist das schon grundverschieden?

Schultz: Ich komme ja aus Herxheim in der Südpfalz. Vom Dialekt und der Mentalität ist es da schon sehr ähnlich zu Mannheim. Hier in Braunschweig spricht natürlich keiner Pfälzisch (lacht). Das Problem in der Corona-Zeit war, dass ich 90 Prozent meiner Zeit Zuhause oder auf dem Fußballplatz verbracht habe. Um so eine Stadt oder Region richtig kennenzulernen, müsste man mehr unternehmen können.

Sprechen Sie denn jetzt perfektes Hochdeutsch?

Schultz: (lacht) Ich kann mir ja Mühe geben, aber am Ende hört man es immer raus, wo ich herkomme. Man kann es nur bis zu einem gewissen Punkt kaschieren, ich werde auch immer wieder darauf angesprochen. Aber perfektes Hochdeutsch ist auch nichts, was ich so schnell hinbekommen werde – und was ich auch nicht anstrebe. 

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

Thema : SV Waldhof Mannheim

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