Mannheim. Die Gesten nach dem Abpfiff hatten auf Seiten des SV Waldhof etwas von einem verlorenen Endspiel. Laurent Jans saß gedankenverloren auf dem Boden, Fridolin Wagner zog sich das Trikot über den Kopf und Bentley Baxter Bahn malträtierte den Rasen, überall da wo er ihn nur zu fassen bekam. Und der Ärger des Mittelfeldspielers hatte einen guten guten Grund. „Weil wir das Spiel innerhalb von sechs Minuten mit zwei rotzblöden Standards verschenkt haben. Da fehlen mir etwas die Worte“, versuchte Bahn nach der 1:2 (1:0)-Niederlage des SVW beim 1. FC Saarbrücken, seine Gedanken irgendwie in geordnete Bahnen zu lenken.
Sechs chaotische Minuten im Mannheimer Strafraum
Der Ärger des 30-Jährigen war nachvollziehbar, denn der Waldhof war im auch für die Tabelle nicht unerheblichen Südwest-Vergleich nicht die schlechtere Mannschaft. Der SVW zeigte vor allem im ersten Durchgang gegenüber den jüngsten beiden Auftritten eine klare Steigerung in allen Bereichen.
Nach der 1:0-Führung durch die einmal mehr sehenswerte Sprinteinlage von Marten Winkler (22.), genügten aber sechs chaotische Minuten im Mannheimer Strafraum, in denen die Saarbrücker die Partie durch die Treffer von Bjarne Thoelke (49.) und Lukas Boeder (53.) drehten.
In diesem Spielabschnitt verlor der SVW verletzungsbedingt auch noch Innenverteidiger Malte Karbstein, was in dieser Phase natürlich fatal war, Trainer Christian Neidhart wollte daran aber nicht alles festmachen. „Diese sechs Minuten müssen wir uns ankreiden lassen. Da haben wir es auch nicht gut verteidigt“, blickte der Waldhof-Coach auf den Kipppunkt der Partie.
Nur mit dem Lattentreffer von Berkan Taz nach seinem scharf geschossenen Freistoß (60.) kamen die Waldhöfer dann nochmals in Reichweite des Ausgleich, mussten am Ende aber mit der dritten Niederlage in Folge die Heimreise antreten. Damit rutschte der SVW endgültig ans Ende der Teams, die noch Chancen auf den Aufstieg haben. Auch deshalb war am Ende die Stimmung auf dem Rasen sicher so, wie sie war.
Nur noch ein Innenverteidiger auf dem Platz
Mit etwas Abstand versuchten die SVW-Profis, die Lage etwas nüchterner einzuordnen. „Ich glaube nicht, dass schon mehr entschieden ist, wenn man sieht, wie schnell es in der Liga geht. Aber natürlich sind wir jetzt von den anderen abhängig“, blickte etwa Thomas Pledl auf die Situation nach der Derby-Niederlage, die im FCS-Kabinentrakt entsprechend für lautstarke Party-Stimmung sorgte. Im blau-schwarzen Lager herrschte dagegen Frust pur.
„Jetzt haben wir drei Spiele in Folge verloren, das muss man jetzt erst einmal sacken lassen. Jetzt auch noch auf die Tabelle zu schauen, ist müßig. Das ist gerade bitter genug“, meinte etwa Julian Riedel, der am Ende noch der einzige gelernte Innenverteidiger auf dem Platz war. Dass hier in der Winterpause nicht nachgelegt wurde, könnte sich gerächt haben. Zusehen musste schließlich auch der verletzte Kapitän Marcel Seegert, der vor dem Anpfiff noch ein gutes Gefühl hatte.
„Ich denke, wir sind einfach mal dran“, meinte „Cello“ und hätte tatsächlich Recht behalten können, denn die Halbzeitführung der Mannheimer war nicht nur wegen Winklers Glanzleistung verdient, sondern weil sich der SVW vom Start weg griffig in den Zweikämpfen zeigte, in Derby-Manier die zweiten Bälle beackerte und insgesamt die besseren Möglichkeiten hatte. Denn Winkler selbst hätte eine Viertelstunde nach seinem Führungstreffer nachlegen können (37.). Auch der fleißige Thomas Pledl hatte nach einer verunglückten Freistoßvariante dann doch noch die Möglichkeit und prüfte aus rund 20 Metern, ob FCS-Keeper Daniel Batz noch auf dem Posten war (42.).
Es geht nicht nur um den Aufstieg
In der Defensive kamen die Mannheimer mit den vornehmlich langen Bällen der Saarländer zunächst gut zurecht. Entweder standen die FCS-Angreifer im Abseits oder wurden rechtzeitig gestellt. In der Innenverteidigung machte Seegert-Vertreter Karbstein über weite Strecken einen guten Job. Saarbrücken kam nur zwei Mal vielversprechend durch Boeder (19.) und Rahibic in der Nachspielzeit der ersten Hälfte zum Abschluss. Letztlich reichten der Heimmannschaft aber sechs wilde Minuten nach dem Wechsel, um die Partie zu drehen und den SVW nun fünf Punkte hinter dem Relegationsplatz aus dem direkten Aufstiegsrennen zu schießen.
Eine Situation, die natürlich auch Trainer Neidhart wahrnahm. „Aktuell ist das frustrierend“, meinte der 54-Jährige, warnte aber davor, jetzt völlig abreißen zu lassen. „Es geht auch weiter um Platzierungen oder um den DFB-Pokal, der weiter sehr wichtig für uns ist“, sagte der Waldhof-Coach.
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