Sandhausen. Den Reißverschluss seiner Winterjacke bis ans Kinn hochgezogen, stürmte Kenan Kocak gemeinsam mit seinen Assistenten Joti Stamatopoulos und Emre Büyükakpinar auf den vierten Offiziellen Kristijan Rajkovski zu. Zu beruhigen war das Trainerteam des SV Sandhausen nach Abpfiff der Partie in der 3. Fußball-Liga gegen die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund nicht. Zu früh habe Hauptschiedsrichter Cristian Ballweg ihrer Ansicht nach das Spiel abgepfiffen. Kocak sah aufgrund der Vehemenz, mit der er sich beschwert hatte, die Rote Karte – der Tiefpunkt der bitteren 0:1 (0:1)-Niederlage, bei der die Schwarz-Weißen erst nach dem Seitenwechsel ihr Leistungsniveau abriefen.
„In der ersten Halbzeit waren wir nicht so da, da haben es nicht so umgesetzt. In der zweiten Halbzeit waren wir ganz klar spielbestimmend und tonangebend, haben es aber versäumt, das 1:1 zu machen“, sagte Kocak.
Nur noch fünf Punkte Vorsprung
Nach dem Befreiungsschlag beim 1:0 gegen Arminia Bielefeld vor etwas mehr als einer Woche mussten der Chefcoach und seine Schützlinge wieder einen Rückschlag bei der geplanten Aufholjagd hinnehmen. Der Vorsprung des zu Saisonbeginn noch so ambitionierten Vereins vom Hardtwald auf die Abstiegsränge beträgt aufgrund der Ergebnisse auf den anderen Plätzen nur noch fünf Punkte.
Im Mittelpunkt stand in der ersten Halbzeit Torhüter David Richter, der nach seiner glänzenden Leistung beim Sieg gegen Bielefeld erneut zwischen den Pfosten beim SVS stand und direkt wieder gefordert wurde. Seine Vorderleute taten ihm dabei keinen Gefallen. Obwohl die BVB-Reserve zuletzt dreimal in Folge als Verlierer vom Platz gegangen war, dominierten die Gastgeber im Stadion Rote Erde das Geschehen. Gleich bei der ersten Großchance nach 17 Minuten war Richter machtlos. Die Dortmunder spielten die SVS-Defensive schwindelig, ehe Franz Roggow den Ball über die Linie beförderte.
Besser wurde es vonseiten des SVS bis zum Pausenpfiff nicht. Stattdessen waren die Hausherren deutlich näher dran am zweiten Treffer und Sandhausen meist einen Schritt zu langsam.
Katastrophale erste Halbzeit
„Es war eine katastrophale erste Hälfte. Ich weiß nicht, wo wir waren und was wir da gespielt haben. Deshalb lagen wir verdient hinten“, meinte Winter-Neuzugang Taylan Duman.
Nach dem Seitenwechsel lief es für die Schwarz-Weißen dann etwas besser. Duman probierte es per Freistoß und zwang Marcel Lotka zu einer Parade (57.) und eine Viertelstunde vor Ablauf der regulären Spielzeit prüfte Stanislav Fehler den Dortmunder Keeper. Zudem hatten Patrick Greil und Jakob Lewald Möglichkeiten. Aber alle Angriffsversuche führten nicht zum Erfolg, sodass die bereits neunte Saisonniederlage für den SVS letztlich nicht mehr abzuwenden war.
Zu allem Überfluss folgte dann eben noch die Rote Karte für Kocak nach Abpfiff, die er jedoch überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Er wisse selbst nicht, warum er sanktioniert wurde, meinte der 44-Jährige und ergänzte: „Da muss man den Schiri fragen. Er hat nach dreieinhalb Minuten in der Nachspielzeit abgepfiffen, obwohl vier Minuten angezeigt waren – selbst das war grenzwertig nach unserem Ermessen. Ich bin selbst gespannt, wieso, weshalb, warum.“
Zur Wahrheit gehört aber auch: Ballweg pfiff die Partie nach exakt vier Minuten Nachspielzeit ab, das wird auch durch die Fernsehbilder belegt.
Sandhausen: Richter - Kreuzer, Lang (46. Girdvainis), Lewald, Schikora, Ehlich - Duman, Simnica (46. Fehler), Greil (67. Halimi) – Otto (73. Granath), Butler (73. Stolze).
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