Sandhausen. Die Geschichten, die Kenan Kocak seinen noch lange nicht geborenen Enkeln erzählen möchte, haben einen negativen Touch bekommen. Denn auf seine Rote-Karte-Premiere vom zurückliegenden Sonntag ist der Coach des weiter taumelnden Fußball-Drittligisten SV Sandhausen laut eigener Aussage „nicht stolz“.
Wenn am Sonntagabend (Spielbeginn: 19.30 Uhr) zum Abschluss des 25. Spieltages Wehen Wiesbaden an den Hardtwald kommt, werden an der Seitenlinie andere die Verantwortung übernehmen müssen – in erster Linie Ex-Kapitän Dennis Diekmeier. „Er ist am längsten bei uns“, sagte Kocak. „Aber im Verbund wird es das Trainerteam gemeinsam und hoffentlich besser lösen als ich zuletzt.“
Beim 0:1 gegen Borussia Dortmund II sah Kocak nach Abpfiff die Rote Karte. Zu vehement hatte er auf den Vierten Offiziellen und den Hauptschiedsrichter eingeredet. „Aber ich habe in keinster Weise gepöbelt oder war beleidigend“, erklärte der 44-Jährige. „Ich wollte nie eine Rote Karte bekommen. Denn jetzt kann ich meinen Enkeln, die ich vielleicht irgendwann mal habe, nicht mehr erzählen, dass ich nie eine Rote Karte bekommen habe. Jetzt ist das wirklich passiert und es tut mir leid, auch für die Mannschaft.“
Nächste Grippewelle schwächt SV Sandhausen
Kocak ist der Überzeugung, dass die Profis es schaffen, sich selbst zu coachen. Allerdings bleibt abzuwarten, wer gegen Wiesbaden tatsächlich auf dem Feld stehen wird. Die nächste Grippewelle hat den Hardtwald erreicht. Neben den fünf langzeitverletzten Spielern drohen auch Stanislav Fehler, Luca Zander, Niklas Kreuzer und Patrick Greil wegen einer Erkrankung auszufallen. „Wir müssen schauen, ob es Sinn macht, ob sie bei Kräften sind. Sie haben Medikamente genommen und wir müssen täglich abwarten“, so Kocak, der zudem möglicherweise ohne den am Knie verletzten Jeremias Lorch auskommen muss.
Durch die vielen Fragezeichen im Aufgebot war Kocak in dieser Woche auch als Tüftler gefragt. Es gehe immer noch darum, die Abläufe reinzukriegen. „Es war aber nicht gut, dass beide Rechtsverteidiger ausgefallen sind, dadurch ist eine andere Dynamik für den Matchplan entstanden“, erklärte der Übungsleiter.
Gegen Wiesbaden geht es darum, den Anschluss an das Tabellenmittelfeld zu halten und nach Punkten zum Gegner aufzuschließen. „Wir sollten die Demut beibehalten. Wir spielen nicht gegen elf Stangen, sondern einen Gegner, der auch einen Plan hat“, so Kocak weiter.
Talfahrt in Sandhausen noch nicht gestoppt
Doch die Talfahrt, die nur kurz von dem Heimerfolg gegen Arminia Bielefeld unterbrochen wurde, ist noch nicht vollends gestoppt. „Wir befinden uns nach wie vor in einem Prozess, da gibt es Schwankungen“, erklärte Kocak. „Ich hoffe, dass sich die Jungs belohnen.“
Doch die Zeit drängt. Präsident Jürgen Machmeier kritisierte kürzlich die Zusammenstellung des Kaders und nahm jeden einzelnen Profi in die Pflicht. Kocak hat für die klaren Worte des Clubbosses Verständnis. „Grundsätzlich muss man sich vorstellen, dass er in den letzten Jahren großes Vertrauen hatte. Aber dann ist nicht das rausgekommen, was man sich erhofft hat. Wir sollten selbstkritisch sein und dürfen nicht alles schönreden, das wäre der falsche Ansatz. Jürgen Machmeier geht es nur um den SV Sandhausen und wir werden versuchen, den SVS wieder nach oben zu führen.“
Die Zeit drängt. Denn der Blick des ehemaligen Spitzenreiters sollte nach nur elf Zählern aus 15 Spielen derzeit eher nach unten gerichtet sein.
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