Sandhausen. Es knirscht am Hardtwald – und zwar gewaltig. Zum ersten Mal in dieser Saison rückt Trainer Jens Keller von seiner Mannschaft ab. Zu enttäuschend verlief aus Sicht des SV Sandhausen die Phase vor der Pause im Duell der 3. Fußball-Liga beim akut abstiegsgefährdeten MSV Duisburg. „Ich kann mich nicht mehr vor die Mannschaft stellen, das war erschreckend“, sagte der Coach nach der 1:3 (0:2)-Niederlage am Samstagnachmittag. „Als Trainer und als Verein kann man sich so etwas nicht bieten lassen.“
Der Aufstieg, der als großes Ziel ausgerufen worden war, ist nur noch theoretisch möglich. Alle Konkurrenten müssten ihre Spiele verlieren, während die Schwarz-Weißen am Samstag daheim gegen Rot-Weiss Essen, anschließend im Derby bei Waldhof Mannheim und zum Abschluss gegen den FC Ingolstadt alle Partien siegreich gestalten müssten – am besten jeweils sehr deutlich. „Wir müssen das ganz klar ansprechen, so gewinnst du kein Spiel mehr in dieser Liga“, sagte Abwehrspieler Tim Knipping und ergänzte: „Wir haben verdient verloren. Es geht darum, dass sich jetzt jeder bei seinem Stolz packt. Wir sind es dem Verein schuldig, dass wir in den verbleibenden drei Spielen alles raushauen und versuchen, diese zu gewinnen.“
Auch in Duisburg hätte die Chance bestanden, die Minimalchance in puncto Aufstieg am Leben zu erhalten. Allerdings vergab Alexander Mühling einen Strafstoß (21.). Dieser Versuch und der Nachschuss neben das MSV-Gehäuse passen in die mäßige Saison des erfahrenen Hoffnungsträgers. Auf der Gegenseite machte es Alexander Esswein besser. Der 34-Jährige, der in der Vorsaison mit dem SVS abgestiegen war, verwandelte einen Handelfmeter (29.) und nur drei Minuten später erzielte Benjamin Girth die 2:0-Pausenführung.
SVS-Sportdirektor Imhof: „Bodenlose Leistung“
„Es war ein guter Beginn, dann kommen wir durch einen verschossenen Elfmeter komplett aus dem Konzept und liefern über 30 Minuten eine bodenlose Leistung ab“, sagte Sportdirektor Matthias Imhof.
Nach dem Seitenwechsel stemmte sich der SVS zumindest ein wenig gegen die drohende Niederlage. Der eingewechselte Tim Maciejweski sorgte mit seinem Anschlusstreffer für Hoffnung. Doch Duisburgs Joshua Bitter stellte den alten Abstand wieder her und besiegelte den nächsten Sandhäuser Rückschlag. „Nach dem Seitenwechsel hatten wir zwar viele Chancen. Aber uns fehlte die Gier, ein Tor zu machen“, sagte Imhof. „Als wir nah dran am Ausgleich waren, lassen wir bei einem Freistoß einen Spieler alleine direkt vor dem Tor zum Kopfball kommen. Das ist einfach zu wenig - in allen Bereichen.“
Maximilian Braunes Glanztaten halten den MSV im Rennen
Der große Held der Zebras war indes keiner der Torschützen, sondern der erst 20 Jahre alte Schlussmann Maximilian Braune. Mit zahlreichen Glanztaten sorgte er dafür, dass die Duisburger weiter vom Klassenerhalt träumen dürfen. „Er hat einen Sahnetag erwischt“, fand Knipping.
Beim SVS steht in dieser Woche eine Menge Arbeit an. Möglicherweise ziehen die Verantwortlichen schon erste Schlüsse, wie es in der kommenden Saison weitergehen soll. „Wie wir reagieren, bleibt intern“, sagte Keller. „Aber wir müssen die Leistung gegen eine Mannschaft, die am Boden liegt, schon hinterfragen. Das war eine halbe Stunde lang eine Frechheit und das wird richtig Ärger geben.“
Bedeutet: Die Mehrheit der SVS-Profis wird in den kommenden Tagen wohl eher ungern zum Training kommen. Dennoch geht es vor dem Spiel am Samstag gegen Essen um eine Reaktion – und für den einen oder anderen Profi sicher auch um die eigene Zukunftsplanung.
SVS: Klein – Zander, Göttlicher, Girdvainis (46. Otto), Knipping (82. Diekmeier) – Ben Balla (46. Maciejewski), Mühling, Greil, El-Zein (46. Richardson), Weik – Pink (61. Meier).
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