Handball

Wie Dragan Jerkovic die Rhein-Neckar Löwen besser machen will

Von 
Marc Stevermüer
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Der Neu-Löwe Dragan Jerkovic bei seiner Vertragsunterschrift. © RNL

Mannheim. Die tägliche Trainingsarbeit ist für Dragan Jerkovic momentan noch weit weg. In seiner kroatischen Heimat genießt er die Sonne und das Meer. Doch Mitte Juli wird er zurück in Deutschland erwartet – und zwar bei den Rhein-Neckar Löwen. Dort arbeitet der 46-Jährige ab der nächsten Saison als Torwarttrainer. Der Ex-Profi kommt vom Schweizer Handball-Erstligisten Kadetten Schaffhausen, wo er sich in der Branche einen exzellenten Ruf erwarb. Nun folgt der nächste Karriereschritt in der Bundesliga, die für ihn jetzt genauso wie einst schon als Spieler „ein Traum“ ist.
In Deutschland stand er beim ThSV Eisenach, dem TVB Stuttgart, Post Schwerin und Eintracht Hagen zwischen den Pfosten, aus seiner Zeit in Hagen kennt er auch den neuen Löwen-Trainer Sebastian Hinze, der vom Bergischen HC kommt. Und zwischen Wuppertal, der Heimat des BHC, und Hagen sind es eben nur 30 Kilometer. „Wir haben uns damals beim Fitnesstraining gesehen“, berichtet Jerkovic, der fast sogar mal beim BHC gelandet wäre: „Sebastian wollte mich in Doppelfunktion als dritten Keeper und Torwarttrainer.“ Damals klappte das nicht. Nun aber im zweiten Anlauf.
Jerkovic wird bei den Löwen Teil eines größeren Trainerteams sein. Neben ihm und Hinze gehören auch Athletikcoach Florian Schulz und der künftige Assistent Michael Jacobsen dazu. Jerkovic hält diese Spezialisierung für wichtig, gerade mit Blick auf seinen Aufgabenbereich. „Wir reden stets darüber, dass der Torwart eine große Bedeutung für eine Mannschaft hat, dass er sogar der wichtigste Spieler ist. Aber warum haben dann so wenig Vereine einen Torwarttrainer?“, wundert sich der Kroate: „In meiner Karriere hatte ich oft einen Torwarttrainer, der aber selbst kein Torwart war. Das ist zwar besser als nichts, aber die Arbeit mit einem Torwart ist etwas Spezielles.“ Sprich: Man muss diese Position zwischen den Pfosten selbst erlebt und gelernt haben, um anderen helfen zu können.
Der letzte bei den Löwen fest angestellte Torwarttrainer war Tomas Svensson, der in seiner Karriere einige Weltklassekeeper prägte und 2014 den Verein verließ. Damals bei den Löwen bildete er Niklas Landin aus, später beim SC Magdeburg Jannick Green und nun Gonzalo Perez de Vargas beim FC Barcelona. Jeder aus diesem Trio gehört zu den Weltbesten – wie auch Löwe Mikael Appelgren, der zuletzt zwei Jahre lang verletzt pausiert hatte und in der Rückrunde der gerade zu Ende gegangenen Bundesligasaison trotz fehlender Spielpraxis schon wieder viele überraschend gute Leistung zeigte.
„Mikael ist ein Top-Torwart. Bei ihm wird es vor allem darum gehen, dass er gesund bleibt“, sagt Jerkovic, der 65 Mal für sein Heimatland spielte und aus der jugoslawisch geprägten Torwartschule stammt. In eben dieser geht es vor allem um die Abwehr von Abschlüssen aus der Nahwurfzone. Wie ist das also mit dem Schweden Appelgren vereinbar, der die skandinavisch angehauchte Ausbildung genoss, in der viel Wert auf Rückraumabschlüsse gelegt wird? Jerkovic lacht. „Das ist kein Problem“, sagt der 46-Jährige und liefert die Erklärung gleich mit: „Tomas Svensson war einst mein Vorbild.“ Also ein Schwede, von dem sich der Neu-Löwe viel abgeschaut hat.
Ohnehin bringt er viele Eindrücke mit, war er doch auch in Portugal (FC Porto) und Frankreich (US Créteil) am Ball, in seiner Vita stehen zehn unterschiedliche Profistationen. „Ich habe ja auch lange gespielt“, relativiert Jerkovic, der erst mit 43 Jahren seine Laufbahn beendete und genau weiß, dass er bei den Löwen mit allen Schlussmännern anders arbeiten muss. Denn Joel Birlehm stand zwar schon für die deutsche Nationalmannschaft zwischen den Pfosten, ist mit seinen 25 Jahren aber noch relativ jung. Erst recht für einen Schlussmann.
„Joel muss ein wenig ruhiger werden“, meint der Torwarttrainer mit Blick auf den sehr, sehr ehrgeizigen Birlehm. Und dann wäre da noch Junioren-Nationalkeeper David Späth, der nach überstandener Kreuzbandverletzung zurückkehrt. Jerkovic attestiert ihm „großes Talent“, allerdings müsse Späth auch viel spielen. Aber wann? Die European League gibt es in der nächsten Saison nicht für die Badener. Doch das soll eine Ausnahme bleiben. Ein Verein wie die Löwen müsse international spielen, sagt Jerkovic. Er selbst will dazu seinen Beitrag leisten.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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