Gummersbach. Die Klatsche war historisch, so hoch wie beim 25:36 (11:17) am Samstagabend hatten die Rhein-Neckar Löwen in der Handball-Bundesliga noch nie gegen den Altmeister VfL Gummersbach verloren, seit es dieses Duell in der höchsten deutschen Spielklasse gibt. „Das war brutal“, fasste Löwen-Trainer Sebastian Hinze den bedenklichen Auftritt seines Teams zusammen, das nach einer eigentlich guten ersten Viertelstunde in der Schwalbe Arena so ziemlich alles vermissen ließ, um überhaupt für Punkte infrage zu kommen.
Doch die ohnehin ersatzgeschwächten Mannheimer müssen sich nicht nur mit den Gründen für diesen üblen Aussetzer auseinandersetzen, sondern den nächsten personellen Rückschlag verkraften: So wird am Mittwoch (19 Uhr, SAP Arena) in der nächsten Partie gegen Frisch Auf Göppingen nun auch noch Ivan Martinovic fehlen, der in Gummersbach schon nach 25 Minuten vom Feld musste.
„Man muss davon ausgehen, dass er ausfällt“
„Ivan hat am Montag eine MRT-Untersuchung, da muss man davon ausgehen, dass er ausfällt“, hatte Coach Hinze mit Blick auf den kroatischen Weltklassespieler keine guten Nachrichten. Der wurfgewaltige Linkshänder plagt sich schon seit der WM mit Schmerzen herum, stand zuletzt mit dicken Tape-Untersützungen auf der Platte, am Samstag signalisierte das rechte Knie dann aber, dass es nicht mehr geht. Martinovic musste sich den Rest des Spiels mit einem dicken Eispack auf dem Gelenk anschauen. Mehr Hoffnung haben die Löwen bei Kapitän Patrick Groetzki, der in der Schlussphase ebenfalls vom Feld musste. „Bei Patrick war es ein Pferdekuss, da gehe ich schon davon aus, dass das funktioniert“, hofft Hinze darauf, dass die Zeit bis Mittwochabend ausreicht.
Knorrs Trainingsrückstand deutlich sichtbar
Angesichts dieser personellen Ausgangslage könnte man nachvollziehen, wenn sich im Löwen-Lager Frust über das Verletzungspech und eine Grippe-Welle zur Unzeit breitmacht. Schließlich traten mit Sebastian Heymann und Jannik Kohlbacher zwei Nationalspieler die Reise nach Gummersbach erst gar nicht an, Halil Jaganjac stand nach überstandenem Infekt eigentlich nur auf der Stand-by-Liste und Spielmacher Juri Knorr war ebenfalls anzumerken, dass er seit der WM kaum trainiert hatte. Doch Hinze ist bekanntermaßen kein Coach, der sich hinter solchen durchaus einflussreichen Faktoren versteckt.
„Das gehört alles zu den Erklärungen, aber dennoch darf das nicht das Endprodukt sein. Wir haben einfach ein sehr, sehr schlechtes Spiel gemacht. So ehrlich müssen wir sein“, meinte der 49-Jährige. „Wir haben zwölf oder 13 technische Fehler mehr gemacht, was auch ungefähr dem Ergebnis entspricht und ein Spiel entscheidet“, räumte Hinze ein, der bis zum 8:8 (16.) eine Partie auf Augenhöhe sah, die danach eine völlig andere Wendung nahm. Ein 1:6-Lauf zum 9:14 ebnete den Weg zu Gummersbachs 17:11-Pausenführung und der VfL setzte nach dem Wechsel bis zum 25:13 (39.) sogar noch einen drauf, während die Mannheimer Fehler um Fehler produzierten. „In den zehn Minuten vor und nach der Halbzeit haben wir das Spiel komplett aus der Hand gegeben – und auch unseriös aus der Hand gegeben“, meinte Hinze. „Nach 20 Minuten keinen Zugang mehr zum Spiel zu finden, darf uns auch in dieser Konstellation nicht passieren und das tut schon weh.“
Auch den Löwen-Profis war ihr Auftritt sichtlich peinlich, der Dank an die mitgereisten Fans fiel deshalb knapp aus. „Wir sind gut reingekommen, aber dann verlieren wir alles. Jeder hat eigene Ideen und wir spielen nicht als Mannschaft zusammen. Das ist einfach eine Leistung, die nicht den Rhein-Neckar Löwen entspricht“, sagte Kreisläufer Steven Plucnar. „Wir müssen uns jetzt im Training in die Augen schauen und am Mittwoch eine ganze andere Leistung für unsere Zuschauer bringen. Das war nicht das Gesicht der Löwen“, meinte der Däne, der nach Kohlbachers Ellenbogen-OP die Last am Kreis derzeit alleine tragen muss.
VfL Gummersbach - RN Löwen 36:25 (17:11)
VfL Gummersbach: Kuzmanovic, Obling – Vidarsson (8), Kodrin (3/2), Köster (3), Blohme (4), Häseler, Schluroff (11), Tskhovrebadze (2), Mahé (2), Pregler (1), Horzen (1), Koschek (1), Zeman.
Rhein-Neckar Löwen: Späth, Appelgren (n.e.) – Nothdurft, Plucnar (3), Groetzki (1) – Forsell Schefvert (2), Davidsson (4), Martinovic (1) – Móré (6/3), Knorr (1), Jaganjac (1), Lindenchrone (5), Willner, Michalski (1).
Strafminuten: Köster (4) – Jaganjac (2), Forsell Schefvert (2), Plucnar (2). – Beste Spieler: Schluroff, Vidarsson, Kuzmanovic – Späth, Móré. – Schiedsrichter: Kern/Kuschel (Bellheim/Kandel). – Zuschauer: 4132.
Nach dem freien Sonntag müssen sich die Löwen nun schnell wieder auf ein Mindestniveau versammeln. „Der Rückblick war nochmals frustrierend“, berichtete Hinze im Gespräch mit dieser Redaktion von der Video-Nachbereitung auf der Heimfahrt. „Aber der Blick geht jetzt dahin, das zu lösen“, sagt der Löwen-Coach, der Zuversicht daraus zieht, dass es seinem Team in der Vergangenheit durchaus schon gelungen war, den äußeren Umständen mit einer soliden Leistung zu trotzen. „Dazu müssen wir aber zu hundert Prozent da sein und zu hundert Prozent wissen, was wir gerade im Angriffsspiel abrufen wollen. Das Gefühl, dass wir nach den ersten Wechseln auftreten, als ob wir das erste Mal zusammenspielen, darf so nicht noch mal entstehen. Sonst wird es ganz schwer für uns.“
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