Balingen. Die Mienen auf der Bank der Rhein-Neckar Löwen entspannten sich schon einige Minuten vor dem Abpfiff. Und das aus gutem Grund. Denn das Spiel gegen HBW Balingen-Weilstetten hatte der Handball-Bundesligist da schon gewonnen. Mit 34:23 (18:13) bezwangen die Badener am Ende den Abstiegskandidaten. „Das war ein richtig gutes Spiel von uns. Es gab zwar wieder ein, zwei Phasen, in denen wir unsere Chancen nicht genutzt haben. Aber das war trotzdem ein überzeugender Sieg“, freute sich Trainer Klaus Gärtner.
Nach überstandener Corona-Infektion kehrte Rückraummann Philipp Ahouansou zurück in den Löwen-Kader, für Mait Patrail kam das Spiel gegen die Schwaben hingegen noch zu früh. Ansonsten fehlten nur der langzeitverletzte Schlussmann Mikael Appelgren sowie Kapitän Uwe Gensheimer, der nach wie vor Probleme mit der Achillessehne hat. „Mein Ziel ist es, nach der Länderspielpause wieder einzusteigen“, sagte der Weltklasse-Linksaußen, eine zuverlässige Prognose ist bei ihm allerdings nicht möglich. Am 10. November treffen die Löwen in eigener Halle auf den TBV Lemgo-Lippe, drei Tage später steht der Klassiker bei der SG Flensburg-Handewitt an.
Starke Abwehr
Rhein-Neckar Löwen – HBW Balingen-Weilstetten 34:23 (18:12)
- Löwen: Palicka (1 Tor), Späth (ab 45. Minute) – Helander (5), Kohlbacher (5), Diocou (7) – Nilsson, Schmid (7/2), Kirkeløkke (4) – Abutovic, Gislason, Zacharias (1), Ahouansou, Knorr (4), Lagergren (n.e.), Horzen, Groetzki (n.e.).
- Balingen: Sejr (1 Tor), Ruminsky – Lipovina (4/1), Thomann (2), Ingason, Nothdurft (3), Wiederstein (1), Beciri (3), Schoch (2), Zintel (2), Scott (2), Stevanovic (1), Saueressig (1), Heinzelmann, Strosack (1).
- Schiedsrichter: Grobe/Kinzel (Braunschweig/Bochum).
- Zuschauer: 2957. – Strafminuten: Gislason (2), Knorr (2) – Strosack (2), Saueressig (2)), Ingason (2). – Disqualifikation: Ahouansou (46./grobes Foulspiel). – Beste Spieler: Diocou, Kohlbacher, Schmid – Beciri.
Die Norddeutschen sind wie auch die Badener nicht optimal in die Saison gestartet, beim zweifachen deutschen Meister aus Mannheim kehrt aber Schritt für Schritt die Sicherheit zurück. Vor nur 2957 Zuschauern war es erneut die seit der Pokalpartie in Leipzig bevorzugte 5:1-Variante in der Abwehr, die der Mannschaft von Trainer Klaus Gärtner die nötige Stabilität verlieh. Bisweilen glichen die Löwen in der Defensive einem Bienenschwarm. Sie waren schnell auf den Beinen, deswegen auch überall aufzufinden und stellten den HBW zu Beginn vor riesige Probleme. „In der 5:1-Deckung fühlt sich meine Mannschaft einfach wohler“, sagte Gärtner. Zu sehen war das von der ersten Minute an.
Immer wieder drängten die Badener die Balinger ins Zeitspiel und zwangen sie zu schwierigen Abschlüssen, die kein Problem für den guten Torwart Andreas Palicka waren. Schnell stand es 3:0 (7.) – und angesichts der Ratlosigkeit seines Teams im Angriff beorderte HBW-Trainer Jens Bürkle bei eigenem Ballbesitz den siebten Feldspieler aufs Feld. Nach gerade einmal zwei Angriffen beendete er dieses taktische Manöver aber schon wieder. „Das haben wir gut verteidigt und dann hatte sich das erledigt“, meinte Gärtner.
Die Löwen erhöhten danach auf 5:1 (9.), trotz einiger personeller Umstellungen in der Startformation hatten sie überhaupt keine Probleme mit ihrem Gegner. Mamadou Diocou agierte anstelle von Fast-immer-Spieler Patrick Groetzki auf der Rechtsaußenposition, Niclas Kirkeløkke erhielt im rechten Rückraum den Vorzug vor dem Schweden Albin Lagergren.
Über 8:2 (14.) erhöhten die Löwen anschließend auf 13:6 (21) – und dieser Vorsprung basierte allen voran auf harter Schufterei in der Abwehr. Unerbittlich und unnachgiebig stürzten sich die Badener in die Zweikämpfe und kamen zu Ballgewinnen, die allerdings nicht alle genutzt wurden. Entsprechend verkürzte Balingen noch einmal (17:12/30.), doch Kirkeløkke besorgte kurz vor dem Seitenwechsel noch das Tor zum 18:13.
Diocou vergab zu Beginn des zweiten Durchgangs einen Gegenstoß, dafür machte es aber der zuletzt beim Sieg in Wetzlar so unglücklich agierende Benjamin Helander deutlich besser. Nach Ballgewinn in der Deckung traf der pfeilschnelle Finne zum 21:14 (36.), 36 Sekunden später lief er erneut allein auf HBW-Keeper Simon Sejr zu und erhöhte auf 22:14 (37.).
Balingens Trainer Bürkle schwante Böses, nahm eine Auszeit und musste dann frustriert den nächsten katastrophalen Ballverlust seiner überforderten Mannschaft zur Kenntnis nehmen. Die Schwaben fanden einfach keine Lösungen gegen das badische Bollwerk, Andy Schmid legte das 23:14 (39.) nach und in Überzahl traf Keeper Palicka sogar zur ersten Zehn-Tore-Führung (24:14./40.).
Gärtner brachte Ahouansou, doch der Youngster blieb nicht lange auf dem Feld. Wenige Minuten nach seiner Einwechslung sah er nach einem harten Einsteigen gegen Björn Zintel die Rote Karte. Den fälligen Strafwurf parierte allerdings der ebenfalls eingewechselte Schlussmann David Späth, was diesen aus Löwen-Sicht gelungenen Abend schon früh abrundete.
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