Mannheim. Die Geschäftigkeit der Rhein-Neckar Löwen in der Max-Schmeling-Halle hatte etwas Fluchtartiges. Nach der deutlichen 32:38-Niederlage bei den Füchsen Berlin hätte man durchaus Verständnis dafür aufbringen können, dass die Mannheimer den Ort des Geschehens so schnell wie möglich verlassen wollten, aber die Eile hatte eher mit den Reiseplänen des Pokalsiegers zu tun.
Schon kurz nach 22.30 Uhr saßen die Löwen-Profis am Donnerstagabend im Flieger Richtung Mannheim, damit der Freitag nicht als Reisetag verbucht werden musste. Schließlich zieht die Taktung mit dem Start der European League am Dienstag (18.45 Uhr) beim IFK Kristianstad nun deutlich an - und Trainer Sebastian Hinze geht mit Blick auf die erneut hohe Fehlerquote in Berlin langsam aber sicher die Geduld aus.
„Wir müssen dringend daran arbeiten, diese Qualität jetzt ganz, ganz schnell zu entwickeln. Da sind wir für den Fortgang der Saison zu spät dran“, unterstrich Hinze und hatte dabei vor allem die Summe der aus aussichtsreichen Positionen verworfenen Bälle und die technischen Fehler im Blick. 17 Würfe, die ihr Ziel nicht fanden, addierten sich mit 17 (!) technischen Fehlern zu einer Quote, mit der sich kaum ein Spiel gewinnen lässt. Dazu klauten die Füchse dem Pokalsieger sechs Mal den Ball und mit sieben Paraden kamen auch die drei Löwen-Keeper nicht in den Bereich ihres Gegenübers Dejan Milosavljev (11).
"Zu viele einfache Fehler"
Die nackten Zahlen in den finalen Statistiken waren schon niederschmetternd genug, doch schon während des Spiels verfestigte sich bei den Hauptdarstellern das Gefühl, dass wie schon zuletzt bei Aufsteiger Eisenach einiges schief lief. „Ich glaube, wir verwerfen elf freie Bälle und wir machen zu viele einfache Fehler. Das kann man sich in Berlin nicht erlauben, wenn man sich erfolgreich auf den Heimweg machen möchte“, stellte Rückkehrer Olle Forsell Schefvert klar.
Zurück im breiten Verfolgerfeld
Der Schwede selbst ist dabei ein gutes Beispiel dafür, warum es bei den Löwen gerade wieder an Konstanz mangelt. Nach seiner langen Verletzungspause absolvierte der Abwehrchef der Löwen erst sein zweites Spiel im Vollbesitz seiner Kräfte, die fehlenden Automatismen und die mangelnde Wettkampfpraxis knabbern noch sichtbar am Selbstvertrauen des 30-Jährigen - auch beim Aufbau des Tempospiels, das vornehmlich über den sonst so ballsicheren Schweden läuft.
Misere im linken Rückraum
Dazu kommt die Misere im linken Rückraum, wo Halil Jaganjac mit seiner Physis schmerzlich vermisst wird und Philipp Ahouansou (Schulterverletzung) weiterhin als Alternative fehlt. Und dass Neuzugang Gustav Davidsson in der neuen Umgebung mit seinen Vorstellungen weiter zwischen Hoffnungsträger und absolutem Unsicherheitsfaktor schwankt darf ebenfalls unter den „Gründen“ angeführt werden, die Trainer Hinze für die an den holprigen Saisonstart erinnernde hohe Fehlerquote anführt.
„Aber trotzdem ist es so, dass wir in Phasen wieder nicht diese hunderprozentige Idee zum Tor haben“, will der Coach nicht alles als Ausrede gelten lassen. Schließlich gab es auch beim weiter ungeschlagenen Tabellenführer aus Berlin durchaus genug Möglichkeiten, die Partie länger offen zu gestalten, als 20 Minuten. Doch da diese ausgelassen wurden, konnte Berlin die Löwen mit ihren eigenen Waffen schlagen und nach der jüngsten Aufholjagd wieder ins breite Verfolgerfeld der Top Drei zurückversetzen. Sieben Minuspunkte wie jetzt schon zum aktuellen Zeitpunkt hatte der Pokalsieger in der vergangenen Saison erst zum Jahreswechsel.
Positives zum Schluss
Dennoch machte Trainer Hinze auch Dinge aus, die ihm Mut machten. „Von der Grundidee, wie wir Handball spielen wollen, haben wir ganz viel auf der Platte gesehen“, führte der Löwen-Coach die Grundlagen für den Gegenstoß und die Intensität in der Abwehr an. „Insofern war das so etwas wie der Startschuss. Aber wir müssen eben jetzt schnell die Qualität dazubekommen, um dann auch mal wieder Druck auf das Ergebnis machen zu können.“
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