Nachruf - Langjähriger Grün-Weiss-Spitzenspieler Hans Engert gestorben / Zuletzt Leiter der Geschäftsstelle und wichtige Stütze des Bundesliga-Teams

Trauer um eine große Tennislegende

Von 
Peter W. Ragge
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Hans Engert auf den Center Court von Grün-Weiss am Neckarplatt. © TKGW

Mannheim. Entsetzen und Trauer beim Tennis-Klub Grün-Weiss Mannheim: Nach nur einer Woche im Krankenhaus ist Hans Engert, zuletzt Leiter der Geschäftsstelle und in den 1970er Jahren einer der besten Tennisspieler der Region, plötzlich im Alter von 69 Jahren an einer heimtückischen Krankheit gestorben. „Er war eine Tennislegende, für unseren Klub einer der wichtigsten Spieler überhaupt“, so Vorsitzender Thomas Seiler tief betroffen: „Ich habe vor einigen Wochen noch mit ihm gespielt“, seufzt er. Der Verein habe Engert „enorm viel zu verdanken, nämlich dass wir in der 1. Bundesliga spielen“, betont Seiler.

Über 1,90 Meter groß, war Engert eine markante, charismatische Erscheinung, stets Gentleman, stets gut gelaunt und ein Meister humorvoll-lockerer Sprüche – aber auch ein Mann mit meisterhaftem Aufschlag. „Wer ihn erleben durfte, wie er den Center Court im Grün-Weiss mit Leben füllte, wie er mit unglaublicher Wucht und dennoch großer Eleganz die Schmetterbälle so schlug, dass sie nach dem Auftreffen noch regelmäßig über die sehr hohen Stirnwände flogen, der wird diesen Modellathleten nie vergessen“, erinnert sich Seiler.

Erfolge als Jugendlicher

Engert war über seine Eltern im Alter von vier Jahren zum Traditionsverein am Neckarplatt gekommen. Paul Huber trainierte ihn, und schon als Jugendlicher zählte er schnell zu den Besten seines Jahrgangs in ganz Deutschland. Mit elf Jahren vermerken die Chroniken erste Erfolge bei Sichtungsturnieren im Deutschen Tennis Bund (DTB). Engert wurde Mitglied der DTB-Junioren-Nationalmannschaft, mehrfacher deutscher und Nachwuchseuropameister, spielte beim wichtigsten Jugendturnier der Welt, dem „Orange Bowl“ in Miami/Florida, sowie bei internationalen Grand-Prix-Turnieren.

Manager von Steffi Graf

Seine Bundesliga-Karriere aber begann er 1973 beim TC Blau-Weiss Ladenburg, ehe er zwei Jahre später ans Neckarplatt zurückkehrte. Als legendär gelten seine Siege in der Bundesliga gegen Klaus Eberhardt oder Karl Meiler. Beide standen damals weit vor ihm in der Deutschen Rangliste. Er schaffte es im nationalen Klassement bis auf Platz fünf, in der Weltrangliste bis auf Platz 75. 110 Siege bei 179 Spielen machen ihn – nach Dirk Dier – zum zweiterfolgreichsten Tennisspieler bei Grün-Weiss Mannheim.

Nach der aktiven Karriere blieb Engert dem Tennissport verbunden. Ab 1985 arbeitete er als Cheftrainer beim BASF-Tennisclub in Ludwigshafen, organisierte dort die deutschen Jugendmeisterschaften und half zudem dem Tennisverband Pfalz als Coach. 1997 bis 2002 war Engert Manager und wichtige Stütze in der Karriere von Steffi Graf. Als sie aber 1999 aus dem Tenniszirkus ausstieg, kam es zu unterschiedlichen Auffassungen über die Ausrichtung von Grafs Firma und die Wege trennten sich.

2017 holte ihn der damalige Vorsitzende Kurt Kiethe, langjähriger Doppelpartner von Hans Engert in der Bundesliga, als Leiter der Geschäftsstelle zurück zum TK Grün-Weiss. „Leiter der Geschäftsstelle“ beschreibt aber viel zu wenig die maßgebliche Rolle, die Engert als Manager, Turnierorganisator sowie Ansprechpartner für Mitglieder, Gäste und Sponsoren an der Seite von Bundesliga-Teamchef Gerald Marzenell am Neckarplatt hatte.

Redaktion Chefreporter

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