Nigel Dawes wusste eines ganz genau. „Da habe ich viel Glück gehabt“, sagte der Stürmer der Adler Mannheim zur Szene vom vergangenen Sonntag, als viele befürchteten, der 37-Jährige würde länger ausfallen. Münchens Chris DeSousa fuhr einen überharten Check gegen den Kanadier, erwischte ihn mit Ellbogen und Schläger im Gesicht. Dawes fiel rücklings aufs Eis, der Helm rutschte ihm vom Kopf, er blieb regungslos liegen. Nur langsam rappelte sich der Routinier wieder auf, musste gestützt und zur Behandlung in die Kabine gebracht werden. Der Verdacht lag nahe: Gehirnerschütterung. In der Partie gegen die Nürnberg Ice Tigers wurde Dawes am Mittwoch geschont, beim 3:1 am Freitag gegen die Augsburger Panther mischte er schon wieder mit. Er hatte wohl einen Schutzengel.
„In den ersten Tagen nach dem München-Spiel habe ich mich zwar nicht so gut gefühlt, aber es wurde immer besser“, sagte Dawes, der sich die Szene vom Sonntag noch einige Male auf Video anschaute und sich seine eigene Meinung bildete. Ob er überrascht war, dass die DEL Übeltäter DeSousa für das Vergehen nicht sperrte? Darüber will sich der Kanadier lieber nicht auslassen: „Es ist nicht mein Job, das zu entscheiden.“
Unterm Strich blieb die gute Nachricht: Die Adler mussten nur in einer Partie auf ihren erfolgreichsten Torschützen der Saison verzichten. In 27 Spielen traf Dawes zwölfmal, damit liegt er vor Matthias Plachta (11) und Borna Rendulic (10). In seinem zweiten Mannheim-Jahr findet sich der Torjäger, der in der russisch geprägten KHL ein Star war, besser zurecht. Dawes profitiert davon, dass er mit Mittelstürmer Jordan Szwarz eine gute Chemie entwickelt hat. Nachdem in dieser Runde bislang meist Rendulic auf dem rechten Flügel die Reihe komplettiert hatte, stellte Trainer Bill Stewart am Freitag Nico Krämmer dem Duo an die Seite. Das war keine Überraschung, weil diese Formation bereits in der vergangenen Saison zusammengespielt hatte. Beim 3:1 gegen die Ice Tigers blieb das Trio ohne Erfolgserlebnis, obwohl gerade Dawes in den Schlussminuten die Chance hatte, mit einem Schuss ins leere Tor endgültig für klare Verhältnisse zu sorgen.
Unterm Strich reichten aber die Treffer von Taro Jentzsch (6.), Luca Tosto (11.) und Sinan Akdag (42.), um sich am spielfreien ERC Ingolstadt wieder vorbei auf den zweiten Tabellenplatz der DEL zu schieben. „Das erste Drittel war okay. Danach haben sich aber einige Unsauberkeiten in unser Spiel geschlichen, die wir ganz schnell ausmerzen müssen“, betonte Dawes. Am besten fangen die Adler schon am Sonntag (13.30 Uhr) in der Partie bei den Grizzlys Wolfsburg damit an.
Ans erste Aufeinandertreffen mit den Niedersachsen hat Dawes gute Erinnerungen. Vor drei Wochen schoss er die Mannheimer ganze 0,2 Sekunden vor der Schlusssirene zum 5:4-Erfolg - und wie! Nach einem gewonnenen Bully „warf“ Korbinian Holzer die Scheibe vor den gegnerischen Kasten, Dawes fälschte sie mit dem Rücken zum Tor stehend durch die eigenen Beine erfolgreich ab. „Das hatte etwas von Baseball“, sagte der Kanadier im Rückblick. Und obwohl er in seiner langen Karriere schon viele Tore geschossen hat, steht dieser Treffer im Ranking weit oben: „Vor allem, wenn man sich die Situation vor Augen hält: Nie zuvor habe ich einen solchen Buzzerbeater erzielt“, betonte der 37-Jährige.
Am meisten wurde am Freitag in der SAP Arena aber einer gefeiert, der gar nicht spielte: Dennis Endras. Die Adler-Fans hatten die vielen Verdienste ihres ehemaligen Torhüters auf und abseits des Eises nicht vergessen. „Dennis hat sich das verdient“, unterstrich Coach Stewart. „Er war viele Jahre ein wichtiger Bestandteil unserer Organisation.“
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