Adler

Nach Niederlage gegen Bremerhaven - allgemeine Verunsicherung bei Adlern

Von 
Christian Rotter
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Bereits am Freitag trafen Alex Friesen (l.) von den Pinguins und Florian Elias von den Adlern aufeinander. © AS Sportfoto/ Binder

Mannheim. Pavel Gross wirkte ratlos, fast resigniert. „Es gibt gar keinen Zweifel, wir werden weiter gehen“, sagte der Trainer der Adler Mannheim nach der 0:2-Niederlage am Freitag gegen die Pinguins Bremerhaven. Da Straubing drei Punkte in Bietigheim holte, rutschten die Blau-Weiß-Roten in der Tabelle der Deutschen Eishockey Liga (DEL) auf Rang fünf ab. „Wir müssen schauen, dass wir aus dieser Phase herauskommen, es ist allerdings kein Beinbruch. Es war nicht gut genug, ich werde aber nichts Negatives reden“, ergänzte der Coach. Das alles hörte sich nach Durchhalteparolen an.

Gesamtbild macht keine Hoffnung auf erfolgreiche Play-offs

Gross hatte gegen den Tabellensechsten einiges versucht. Im Sturm setzte er zumindest zum Teil auf neue Reihen. Die Maßnahme, Ruslan Iskhakov in die vierte Formation zu Luca Tosto und Florian Elias zu beordern, ging aber nicht auf. Es wäre aber auch zu einfach, die kritische Situation der Adler auf einige wenige Punkte zu reduzieren, vielmehr geht es um das Gesamtbild – und das macht derzeit keine Hoffnung auf lange, erfolgreiche Play-offs. „Wir haben gegen einen Gegner gespielt, der gut verteidigt hat. Leider sind wir nicht im Theater, wo wir wissen, was wir bekommen“, sagte Gross.

Wie auf den Brettern, die die Welt bedeuten, stimmten die Zuschauer über die Leistung der Protagonisten ab. Es gab jedoch keinen Applaus, sondern Pfiffe. Erst nur vereinzelt, dann doch deutlicher vernehmbar. Dabei gab es eine Phase in der Partie, in der die Fans ein wichtiger Faktor hätten werden können. Nach dem 0:1 von Jan Urbas (41.) mussten die Mannheimer für 1:31 Minuten eine doppelte Unterzahl überstehen. Sie verteidigten mit großem Einsatz, das Publikum erhob sich von seinen Plätzen und feuerte das Team an. „Ich habe gedacht, dass wir ein bisschen Energie bekommen, aber das war nicht so viel“, sagte Gross. Er musste aber auch erkennen, dass sein Team zwar mehr Schüsse abfeuerte als der Gegner (26:16), bei allen Bemühungen aber kaum richtig gefährlich wurde.

Korbinian Holzer legte den Finger da schon tiefer in die Wunde. „Wir müssen auch einmal dreckige Tore schießen. Ich weiß gar nicht, wie viele Nachschusstore wir in dieser Saison erzielt haben – viele können das definitiv nicht gewesen sein“, betonte der 34-jährige Routinier, der konstatierte: „Uns fehlt einfach die Durchschlagskraft. Dabei liegt es nicht an der Qualität, sondern dem einen oder anderen fehlt das Selbstvertrauen.“

„Wenn’s scheiße läuft, läuft’s halt scheiße“

Dieses lässt sich aber nicht per Knopfdruck wieder herstellen, sondern ist ein Prozess. Ob die Zeit dafür noch reicht? Schließlich absolvieren die Adler vor dem Play-off-Start nur noch vier Hauptrundenspiele – das erste davon ist das Wiedersehen mit Bremerhaven am Sonntag (14 Uhr) an der Nordseeküste.
„Wir müssen Wege finden, Spiele zu gewinnen – nicht sie zu verlieren“, forderte Holzer, der nicht zum ersten Mal in dieser Saison erkannte, dass sich die Mannheimer oft ins eigene Knie schießen. So hatten sie nach der überstandenen kritischen Phase Mitte des dritten Drittels in Überzahl die Chance, den Ausgleich zu erzwingen. Das Tor fiel auf der anderen Seite. Mark Katic verlor an der gegnerischen blauen Linie den Puck, Ross Mauermann ging auf und davon und versenkte die Scheibe im Nachschuss zum 0:2 (52.). „Wenn’s scheiße läuft, läuft’s halt scheiße“, wurde Holzer deutlich. 

Den Adlern half auch nicht, dass sich die Personallage deutlich entspannte. Ihnen standen die Verteidiger Katic, Holzer und Ilari Melart wieder zur Verfügung, zudem meldete sich Stürmer David Wolf fit zurück. „Der eine rein, der andere raus – wie bei einer Drehtür“, sagte Holzer, der die vergangenen beiden Partien selbst angeschlagen verpasst hatte. Auf den Grund angesprochen meinte er lachend: „Das war Altersschwäche.“
Es ist gut, dass noch nicht alle ihren Humor verloren haben. Ansonsten wäre es ein aussichtsloses Unterfangen, die offensichtliche Verkrampfung zu lösen und die nötige Lockerheit wiederzufinden. Der Weg dorthin ist schwer genug.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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