Mannheim. Gute 90 Minuten ließ das Adler-Trainer-Trio Bill Stewart, Marcel Goc und Jochen Hecht ihre Spieler am Dienstag zum Trainingsauftakt für die neue Saison in der Deutschen Eishockey Liga schwitzen. Einem, dem das überhaupt nichts auszumachen schien, war der wiedergenesene Stürmer Lean Bergmann.
Deutlich verschwitzt, aber mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht verließ der Stürmer nach der Einheit die Eisfläche. Das erste Mal, seit vor fünf Monaten eine Herzmuskelentzündung bei Bergmann diagnostiziert wurde, durfte er mal wieder so richtig das Eis unter seinen Kufen spüren. „Das hat lange genug gedauert. Ich glaube, so lange am Stück habe ich noch nie in meiner Karriere nicht auf dem Eis gestanden. Ich war zwar schon zwei, drei Mal mit vier, fünf Leuten in diesem Sommer auf dem Eis, aber das hatte ja nichts mit richtigem Training, in dem Tempo und Qualität stecken, zu tun“, sagte er.
Der Mann mit der Nummer 19 fühle sich endlich wieder fit und genoss die ersten Übungen mit seinen Mannschaftskameraden sichtlich. „Ich bin natürlich top motiviert und fühle mich gut, muss allerdings sagen, dass ich mich damals auch super gefühlt habe. Das ist ja das Gefährliche an der Krankheit, dass man es nicht sofort merkt“, betonte Bergmann und ergänzte: „Ich habe diese Woche noch mal eine Untersuchung und hoffe, dass da dann auch weiterhin alles gut ist.“
Eisschnelllauf als Vorbereitung
Voll trainieren darf der 23-Jährige erst seit Juli wieder. Die Zeit hat er aber kreativ genutzt. So besuchte Bergmann beispielsweise zwei Tage lang das Trainingszentrum der deutschen Eisschnellläufer im bayrischen Inzell. „Es war sehr cool, das mal mitzuerleben. Die Leute dort sind unheimlich schnell auf den Kufen unterwegs. Da habe ich mir vor allem von den Off-Ice-Übungen ein paar Sachen abgeguckt“, sagte der Flügelstürmer mit leicht leuchtenden Augen und meinte ergänzend: „Im Sommer, aber auch schon während der Saison werde ich meine Augen in diese Richtung weiter offen halten, weil man einfach sehr viel von den Jungs und Mädels dort lernen kann.“
Ebenfalls „unglaublich gutgetan“ habe ihm das viele Inlinerfahren. „Auf denen war ich viel unterwegs, um die Muskulatur zu stimulieren. Dadurch ist mir jetzt der Übergang auf’s Eis auch relativ leicht gefallen“, bilanzierte Bergmann. Ein weiterer Punkt, der ihm die Rückkehr erleichtert hat, war sicherlich auch sein „Aktiv-Urlaub“ in Österreich, den er eine Woche vor dem Trainingsauftakt am Dienstag absolvierte.
„Ich war eine Woche zum Wandern dort. Aber es war dann ehrlicherweise auch mehr krampf, als Urlaub“, sagte er. Der Grund: „Wenn man schon da ist, dann muss man natürlich auch immer auf die höchsten Berge wandern. Das artet dann immer ein bisschen aus“, erläuterte Bergmann lachend.
Lob für neue Spieler
Der Ehrgeiz ist eben ein stetiger Begleiter des nimmermüden Adler-Stürmers. Entsprechend kennt auch sein Blickauf dem Eis nur eine Richtung: nach vorne. „An erster Stelle möchte ich natürlich gesund bleiben und mich nicht verletzen, um bis zum Ende der Saison spielen zu können. Ansonsten möchte ich einfach so viel wie möglich auf dem Eis stehen und auch bei der Nationalmannschaft wieder dort anknüpfen, wo ich nach Olympia aufgehört habe“, sagte Bergmann zunächst auf seine eigenen Ziele bezogen.
Bei der Zielsetzung mit den Adlern wurde er dann aber schon deutlich bestimmter: „Es wird langsam Zeit, dass man mal wieder etwas gewinnt und diesen Anspruch haben wir auch“, betonte er und erlaubte sich bei den Mannheimer Zugängen wie etwa Mittelstürmer Tyler Gaudet (Grizzlys Wolfsburg) oder Verteidiger Matt Donovan (Milwaukee Admirals) ebenfalls schon ein erstes Urteil.
„Ich denke, die Neuen, die wir haben, sind allesamt super. Man kennt ja seine Kollegen beim Eishockey und entsprechend haben wir sehr stark aufgerüstet. Ich glaube, unsere Mannschaft ist noch stärker als im vergangenen Jahr - jedenfalls auf dem Papier“, meinte Bergmann, für den in der kommenden Spielzeit der Zweitplatzierte schon der erste Verlierer ist.
„Ich muss ganz ehrlich sagen: Ob ich im Viertelfinale rausfliege oder im Finale in Spiel sieben verliere, ist für mich das Gleiche. Es zählt nur eins...“, sagte er, ohne das entscheidende Wort auszusprechen, mit einem verschmitzten Grinsen, wischte sich mit seinem Trikot-Ärmel den Schweiß von der Stirn und verschwand schlendernd in Richtung Adler-Kabine.
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