Mannheim. Bei Maximilian Franzreb blieb der Fernseher am Dienstagabend aus. Das Heimspiel seines Ex-Clubs Bremerhaven in der Champions Hockey League (CHL) gegen den schwedischen Meister Lulea HF (2:0) schaute sich der Torwart der Adler Mannheim nicht an. Der Grund war aber kein Desinteresse an seinen alten Kollegen – er war viel banaler. „Ich bin da tatsächlich gerade aus Bad Tölz zurück nach Mannheim gefahren“, nutzte der 29-Jährige seinen freien Tag, um die Familie in der Heimat zu besuchen.
Franzreb hätte das CHL-Spiel ohnehin nicht gebraucht, um etwas zu Bremerhaven sagen zu können. Der deutsche Nationaltorwart steht mit vielen Spielern und Mitarbeitern von der Nordsee noch im ständigen Kontakt und verfolgt den Weg der Pinguins ganz genau. „Bremerhaven spielt wohl mit das ehrlichste Eishockey in der Liga, bringt immer wieder viele Scheiben zum Tor“, sagte er und ergänzte: „Die Mannschaft ist super, die Kultur dort seit Jahren etabliert. Es sind auch nur wenige Spieler dazugekommen. Ich habe selten in einem so guten Team gespielt wie dort.“
Top-Spiel am Freitagabend in Bremerhaven
Eine mindestens genauso gute Mannschaft schob Franzreb aber noch im selben Atemzug hinterher. Die Adler Mannheim. Mit diesen tritt der Linksfänger am Freitag (19.30 Uhr) als Tabellenführer bei den drittplatzierten Bremerhavenern an. „Das wird ein Top-Spiel, in dem wir hoffentlich das eine Tor mehr schießen werden“, sagte der Torwart, der sich in Mannheim bereits nach wenigen Wochen bereits pudelwohl fühlt.
„Meine erste Tochter ist in Bremerhaven, meine zweite hier in Heidelberg geboren. Da hat man halt gleich noch mehr Verbundenheit zum Ort, zur Region. Aber auch wie schnell und wie gut mich die Jungs hier aufgenommen haben, ist einfach super. Das findet man selten. Wir sind in der Kabine wie eine Familie“, schwärmte er. Wie gut Franzreb das tut, kann man in jedem Training, an jedem Spieltag beobachten. Der Schlussmann zeigt überragende Leistungen und agiert so, als würde er nicht erst seit dieser Saison, sondern schon seit vielen Jahren für die Adler zwischen den Pfosten stehen.
„Ich denke ehrlicherweise nicht groß darüber nach, sondern genieße einfach jeden Tag, den ich hier auf dem Eis bei diesem großen Club stehen und jeden Tag was dazulernen kann. Hoffentlich werden aus den bisherigen zwei, drei Monaten hier noch drei, vier, fünf, sechs, sieben oder acht Jahre. Dafür versuche ich, alles auf dem Eis zu lassen“, sprudelte es aus Franzreb förmlich heraus.
Für Adler-Cheftrainer Dallas Eakins ist Franzreb der „momentan beste deutsche Torhüter“
Für Adler-Cheftrainer Dallas Eakins ist Franzreb „momentan der beste deutsche Torhüter. Nicht nur in der Liga, sondern allgemein“, lobte er seinen Rückhalt in den höchsten Tönen und erläuterte: „Seine Arbeitsethik ist unglaublich. Er kommt in eine neue Organisation, in der wir stark auf Einstellung, Wissenschaft und Fitness setzen, und lässt sich darauf direkt voll ein. Er ist ein toller Teamkollege und ein absoluter Vorzeigeprofi. Max stellt sich jedem Schuss und jeder Herausforderung, egal wann und wo.“
Dass Franzreb die gegnerischen Spieler reihenweise zur Verzweiflung bringt, zeigt ein nüchterner Blick auf die Zahlen. Der gebürtige Bad Tölzer kassierte bisher nur 1,26 Tore pro Partie und weist entsprechend eine Fangquote von 95 Prozent auf. Zusammen mit seinem Kollegen Johan Mattsson stellt er das beste Torhüterduo der Liga. Letzterer trainierte indes – entgegen der Meldung der Adler – am Mittwoch voll mit. Mattssons Verletzung von Freitag in Nürnberg scheint ausgeheilt. „Ich wollte ihn mir im Training anschauen, um Klarheit zu haben. Das hat sehr gut ausgesehen. Ich werde zwar nochmal mit unseren Physiotherapeuten Rücksprache halten, aber ich gehe davon aus, dass er einsatzfähig ist“, erläuterte Eakins die verwirrende Kommunikation.
Maximilian Franzreb hebt beim Thema Verteidigen Stürmer Justin Schütz als Beispiel hervor
Apropos Kommunikation: Diese ist für Franzreb ein wichtiger Baustein für den aktuellen Erfolg. Dass die Mannheimer nach acht Spieltagen erst zehn Gegentore – und damit die mit Abstand wenigsten der Liga – kassiert haben, liegt für ihn zum einen im ständigen Austausch mit seinen Vorderleuten und zum anderen am großen Zusammenhalt sowie der gemeinsamen harten Arbeit. „Das fängt schon vorne bei den Stürmern an, die beim Backcheck alle zurücklaufen“, sagte Franzreb und fügte dafür Neuzugang Justin Schütz als passendes Beispiel an. „Justin hatte in Köln eine offensive Rolle, in der er das ein oder andere Mal den Backcheck nicht zu Ende gefahren hat. Doch hier, egal wie lange der Weg ist, läuft er bis zum Ende zurück und verteidigt.“
Zudem würden die Verteidiger „alle Schüsse“ blocken. „Die wissen, welche Schüsse man abgeben kann, also welche der Torwart halten muss. Ansonsten ist der Schlüssel einfach Kommunikation und dass man mal ab und zu ein Wasser zusammen trinkt“, sagte Franzreb mit einem Augenzwinkern.
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