Mannheim. Sollte es am Saisonende eine Dokumentation über die Adler Mannheim geben, werden die Filmemacher wohl eine Szene aus der Vorbereitung in Österreich in den Mittelpunkt stellen. Im Rahmen des Trainingslagers in Kitzbühel kamen Mannschaft und Trainer zusammen.
Alle, so die Aufgabe, sollten unabhängig voneinander nennen, was die Adler in der nächsten Spielzeit auszeichnet; jeder musste sich Gedanken über die Identität machen. Das Ergebnis hätte deutlicher kaum ausfallen können, am Ende brannten sich zwei Wörter in das Bewusstsein der Spieler: „Team first“.
Adler wollen nicht meckern
Alle erklärten sich bereit, das eigene Ego hintanzustellen, jeder verpflichtete sich, sich für die Mannschaft zu zerreißen. Das bedeutet auch: Fällt die eigene Eiszeit mal nicht nach Wunsch aus, wird nicht gemeckert, sondern die Situation akzeptiert und in einem offenen Gespräch mit den Coaches eine Lösung gesucht.
„Team first“ sei entsprechend nicht nur ein schöner Slogan, versichert Sportmanager Jan-Axel Alavaara, sondern alle würden bei Gelegenheit an diese Übereinkunft erinnert werden.
Klar ist: Am Ende müssen die Trainer und allen voran Chefcoach Johan Lundskog eine Entscheidung treffen. Bei dieser sollen aber - und das ist ein großer Unterschied zur jüngeren Vergangenheit - die Spieler mitgenommen werden.
Die Spieler wollen immer mehr Feedback haben, um zu wissen, wie sie sich verbessern können
Denis Reul, der in seine dritte Saison als Kapitän geht, ist vom neuen Weg nicht nur überzeugt, aus seinen Worten spricht auch eine große Erleichterung: „Die letzten zwei Jahre waren nicht die einfachsten. Mit dem neuen Trainerteam ist es super, man kann alles ansprechen. Die Mannschaft ist in alle Entscheidungen eingebunden; und wenn man mitentscheidet, gibt es keine Ausreden.“
Ganz bewusst haben sich die Adler für eine neue Art der Kommunikation und der Mannschaftsführung entschieden. Eine zentrale Rolle spielt dabei Lundskog. Der Schwede, der in Kanada eine Heimat gefunden hat, gilt als moderner Coach mit einer zeitgemäßen Herangehensweise. „Die Spieler wollen immer mehr Feedback haben, um zu wissen, wie sie sich verbessern können. Individuelle Videoanalysen und Einheiten - dieser Entwicklung tragen wir mit unserem Trainerteam Rechnung“, erklärt Alavaara.
Im Frühjahr geisterten viele Namen als vermeintlich neuer Trainer im Adler-Umfeld herum. Aus Finnland hieß es, vom Champions-League-Sieger Tappara Tampere würde Jussi Tapola nach Mannheim kommen, der Erfolgscoach landete aber schließlich beim SC Bern.
Alavaara bestätigte im Mai das Interesse an Todd Woodcroft, dessen Universität erteilte dem Kanadier damals jedoch keine Freigabe. Einige Tage später gaben die Adler bekannt, dass die Wahl auf Lundskog gefallen ist.
Der 38-Jährige arbeitete viele Jahre als Assistenztrainer für die europäischen Topclubs Frölunda HC und HC Davos, seine Erfahrungen als Chefcoach (SC Bern) fallen aber überschaubar aus. Für die Adler ist dies einerseits kein Problem, andererseits stellten sie Lundskog einen erfahrenen Strategen und einen „Verbündeten“ an die Seite: Während sich der 65-jährige Curt Fraser um die Stürmer kümmern wird und das in der vergangenen Saison schwächelnde Powerplay auf Vordermann bringen soll, arbeitet Jeff Hill (38) mit den Verteidigern und an der Unterzahl. Bei Lundskog wiederum laufen alle Fäden zusammen.
Fraser mit großer Spielerkarriere
Über die beeindruckendste Vita des Trios verfügt Fraser, der locker als Cheftrainer durchgehen würde. Der Amerikaner, der auch den kanadischen Pass besitzt, absolvierte als Profi knapp 800 NHL-Spiele. Zwischen 1999 und 2003 arbeitete er als Chefcoach bei den Atlanta Thrashers. Nach sechs Jahren als Co-Trainer bei den Dallas Stars (2012 - 2018) übernahm er den chinesischen KHL-Club Kunlun Red Star. Er blieb bis 2020, ehe er sich eine Auszeit gönnte. „Curt hat die Zeit seitdem in sich investiert. Er geht positiv an seine neue Aufgabe heran. Für ihn ist jeder neue Tag der beste Tag“, sagt Alavaara über Fraser.
Hill kommt vom Schweizer Traditionsverein SC Bern, bei dem er in der vergangenen Saison schon mit Lundskog bis zu dessen Entlassung zusammengearbeitet hatte. Unterstützt werden die Trainer von Marcel Goc, der in der vergangenen Saison noch mit Jochen Hecht als „Co“ hinter der Bande stand, sich nun aber wieder auf seine Arbeit als Development Coach konzentrieren wird.
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