Köln. Er wusste selbst nicht genau, wie ihm geschah. Die Partie bei den Kölner Haien hatte am Sonntag noch gar nicht richtig begonnen, da fuhren die Teamkollegen schon jubelnd auf Leon Gawanke zu. Nach exakt 7,3 Sekunden waren die Mannheimer im Klassiker der Deutschen Eishockey Liga (DEL) in Führung gegangen. Am Ende stand ein 7:4-Sieg, mit dem sich die Blau-Weiß-Roten in die zweiwöchige Länderspielpause verabschiedeten. Auch dank Gawanke, der dem Blitztor einen weiteren Treffer folgen ließ.
„Mit Sicherheit habe ich in meiner bisherigen Karriere kein schnelleres Tor erzielt“, sagte Gawanke im Gespräch mit dieser Redaktion und ergänzte: „Nicht einmal im Nachwuchs.“ Der Nationalspieler gab zu, bei seinem Schuss eigentlich eine andere Intention gehabt zu haben: „Ich wollte die Scheibe nur Richtung Tor bringen und habe gehofft, dass sie abgefälscht wird. Dass sie auch ohne weitere Berührung im Winkel einschlug, nehme ich natürlich gerne mit.“
Adler haben nun in den vergangenen sieben Spielen gepunktet
Nicht nur wegen des Prestigeerfolgs in der Domstadt gehen die Adler mit einem guten Gefühl in die Länderspielpause. Nach einer Niederlagenserie punkteten sie in den vergangenen sieben Spielen, in denen sie sechsmal das Eis als Sieger verließen. Nur beim 3:4 nach Verlängerung gegen die Grizzlys Wolfsburg unterlagen sie.
Obwohl die Form der Blau-Weiß-Roten stimmt, ist Gawanke froh über die Gelegenheit, die Akkus aufladen zu können. Der 25-Jährige verabschiedete sich für einige Tage zu einem Kurzurlaub auf Fuerteventura. „Ich habe in den vergangenen Wochen und Monaten viel Eishockey gespielt. Eigentlich ununterbrochen, weil ich im November auch für den Deutschland-Cup in Landshut nominiert war“, verdeutlicht der gebürtige Berliner.
Gawankes Rückkehr und die Herausforderungen
Mit 30 Punkten (4 Tore, 26 Vorlagen) steht Gawanke zusammen mit Kristian Reichel (14 Treffer, 16 Assists) in der teaminternen Scorerliste auf dem ersten Platz. Dass er in Köln seine bisherige Trefferquote verdoppelte, freute den Rechtsschützen. Laut eigener Aussage beschäftigte ihn seine überschaubare Torausbeute aber kaum: „Ich habe versucht, das nicht an mich heranzulassen, und weiter an mich geglaubt.“
In der Play-off-Viertelfinalserie gegen die Eisbären Berlin hatte sich Gawanke im Frühjahr 2024 eine Schulterverletzung zugezogen, die eine Operation nach sich zog. Der Offensivverteidiger verpasste einen Großteil der Saisonvorbereitung, meldete sich zum Start der Hauptrunde aber fit zurück. Bisweilen hatte es den Anschein, dass er gehandicapt war. Seinen gefürchteten Schlagschuss zog er nicht immer mit der Konsequenz der vergangenen Jahre durch.
Beim Tor zum 2:1 in Köln netzte aber wieder der alte Gawanke ein. Für 1:44 Minuten durften die Adler in doppelter Überzahl ran. Der Plan war, Matthias Plachta in eine gute Schussposition zu bringen. Doch da die Kölner den Mannheimer Scharfschützen zustellten, passte Plachta noch einmal zu Gawanke, der per Direktabnahme erfolgreich war. Die Scheibe schlug im kurzen Eck ein.
Nicht nur wegen des Ergebnisses, mit dem die Mannschaft von Trainer Dallas Eakins den dritten Tabellenplatz verteidigte, verbuchte Gawanke das Spiel in Köln als weiteren Schritt in die richtige Richtung. Viermal waren die Adler in Führung gegangen, viermal hatten die Haie ausgeglichen. Die Gäste hatten sich aber weiter unbeirrt an ihr System gehalten – und wurden dafür belohnt. „Es gab Phasen in dieser Saison, in denen wir nach Gegentoren eingebrochen sind. Das war zuletzt nicht mehr der Fall, wie auch unser 5:2-Sieg in Schwenningen am Freitag gezeigt hat“, betont Gawanke.
Während der Verteidiger auf den Kanaren seinen Akku auflädt, nutzt Trainer und Sportmanager Eakins die kurze Pause für einen Familienbesuch in Kalifornien. Nach dem Erfolg in Köln hatte sich der US-Amerikaner noch ein Spiel in der DEL2 angesehen, am Montag stieg er dann in den Flieger Richtung Heimat, bevor er in einer Woche die Mannschaft wieder um sich versammelt.
Eakins: „Tim Lovell will einigen beweisen, dass sie falschlagen“
Während die Mannheimer U-23-Spieler die deutschen Farben bei zwei Testspielen in der Slowakei vertreten, wird ein anderer Adler-Spieler in Mannheim bleiben, um dort Sonderschichten zu schieben: der erst am vergangenen Samstag verpflichtete Verteidiger Tim Lovell. Der 22-Jährige wurde in Bad Nauheim geboren, hat aber noch keinen deutschen Pass. Das könnte sich jedoch bald ändern. „Er hat die Chance, einen zu bekommen und ich denke nicht, dass ihm das schaden würde“, sagte Eakins.
Es überraschte viele, dass die Adler noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv wurden. Vor allem mit einem weiteren Abwehrspieler rechneten die wenigsten. „Ich mag unsere Verteidigergruppe, Tim bringt aber etwas mit, das uns gefehlt hat. Er ist ein überragender Skater und hat eine gute Übersicht“, sagt Eakins über Lovell, der erst sechs Profispiele absolviert hat und sich vom finnischen Erstligisten Mikkelin Jukurit nicht gerade im Guten getrennt hat.
Eakins hat vielleicht auch das im Hintergrund, wenn er sagt: „Tim hat ein großes Herz und will einigen beweisen, dass sie mit ihrer Einschätzung über ihn falschlagen.“
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