Mannheim. Dan Renouf absolviert bei den Adlern Mannheim sein erstes Jahr in Europa. Im Interview spricht der 31-jährige Verteidiger über seinen Musikgeschmack, seine Fähigkeit auf und außerhalb des Eises, seine Liebe zur schnellsten Mannschaftssportart der Welt sowie seinen Umgang mit Herausforderungen.
Dan, ich habe gelesen, dass Sie angefangen haben, Gitarre zu spielen. Sind Sie ein großer Musikfan?
Dan Renouf: Ja, das bin ich wirklich. Ich bin noch kein großartiger Gitarrenspieler, aber es macht viel Spaß. Und wir haben als Eishockeyspieler viel Freizeit, also hilft es mir ein wenig, nicht ständig an Eishockey zu denken.
Welche Richtung hören Sie? Und sind Sie ein Spieler, der immer Musik vor den Partien auf den Ohren haben muss?
Renouf: Ich höre eine ziemlich breite Palette, aber ich würde sagen, vor allem Alternative und Classic Rock. Musik muss ich vor den Spielen aber nicht wirklich hören, dafür aber auf jeden Fall Fußball spielen. Das ist für mich sehr wichtig. Ich war nie ein Typ, der Kopfhörer aufsetzt. Ich höre einfach gerne Musik, wenn ich koche oder abends zu Hause bin.
Sie sind also ein Fußballfan?
Renouf: Ich bin ein großer Fan von Sewer Ball, also dem Fußball-Spiel, das wir vor jeder Begegnung zum Aufwärmen machen. Ich liebe es, das zu spielen. Aber ich freue mich auch darauf, jetzt mehr in den Fußball an sich einzusteigen. Denn das ist eine Sportart, die ich wirklich noch nicht viel verfolgt habe. Also, egal welche Mannschaft mir die Jungs ans Herz legen, werde ich anfangen zu schauen. Denn wenn ich schon in Europa bin, muss ich auch ein paar Teams spielen sehen.
Daniel „Dan“ Renouf
- Der Kanadier wurde am 1. Juni 1994 in Pickering (Ontario) geboren .
- Er wurde nie gedraftet, absolvierte aber dennoch 24 NHL-Spiele für die Detroit Red Wings, die Colorado Avalanche und die Boston Bruins.
- Renouf gewann 2017 den Calder Cup (Meisterschaft in der AHL) mit den Grand Rapids Griffins und 2019 mit den Charlotte Checkers.
- Im letzten Testspiel der Adler gegen Langnau (4:0-Erfolg) erzielte er den ersten Treffer .
Lassen Sie uns über Sie als Spieler sprechen. Sie wurden nie gedraftet, haben es aber trotzdem in die NHL geschafft. Das ist ein herausfordernder Weg. Sind Sie jemand, der Herausforderungen liebt?
Renouf: Ja, auf jeden Fall. Nicht gedraftet durch die Profikarriere zu gehen, selbst im Juniorenbereich und im College, hat mich nie abgeschreckt. Ich habe einfach weitergearbeitet und an mich geglaubt. Die Herausforderung, es ohne Draft-Erfahrung geschafft zu haben, ist etwas, worauf ich wirklich stolz bin. Auch dieser Wechsel jetzt nach Mannheim begeistert mich, weil es eine neue Herausforderung ist. Das größere Eis, eine neue Umgebung. Ich freue mich einfach darauf, mich auf eine andere Weise in Eishockey zu verlieben, als ich es in den letzten zehn Jahren getan habe. Also ja, ich würde sagen, ich liebe eine gute Herausforderung.
Apropos Mannheim. Warum haben Sie sich dazu entschieden, zu den Adlern zu wechseln?
Renouf: Meine Frau und ich waren nach so langer Zeit in Nordamerika einfach bereit für ein neues Kapitel. Wir haben es bisher immer genossen, nach Europa zu reisen und die Menschen sowie die Kulturen dort kennenzulernen. Und nachdem wir mit Dallas (Adler-Cheftrainer Dallas Eakins, Anm. d. Red.) gesprochen hatten, scheint Mannheim genau der richtige Ort für uns zu sein. Außerdem habe ich mich auch ein wenig auf die Aussagen von Luke Esposito verlassen. Ich habe mit ihm in Grand Rapids (Ort des AHL-Farmteams der Detroit Red Wings, Anm. d. Red.) gespielt und er hat es irgendwie gut verkauft (lacht).
Ganz generell: Wie würden Sie sich als Spieler auf dem Eis und als Mensch außerhalb der Arena beschreiben?
Renouf: Als Spieler möchte ich schwer zu bespielen sein, den Gegner nerven und den Puck schnell bewegen. Ich denke, ich werde mein Schlittschuhlaufen auf dem größeren Eis mehr nutzen und vielleicht auch meine Offensivfähigkeiten in der DEL mehr zeigen können. Aber wenn jemand im gegnerischen Team sagt, dass er nicht gerne gegen mich spielt, habe ich einen guten Job gemacht. Und außerhalb des Eises bin ich jemand, mit dem man Spaß haben kann. Ihr werdet es herausfinden müssen, aber ich mag es, Spaß zu haben und mich nicht zu ernst zu nehmen und jeden Moment zu genießen. Einfach, weil ich sehr dankbar bin, mit 31 immer noch Hockey spielen zu können.
Beim Blick auf Ihre Statistiken fällt auf, dass Sie bisher ziemlich viele Strafminuten gesammelt haben. Ist es also richtig, wenn ich sage, dass Sie auf dem Eis nicht vor Konfrontationen zurückschrecken?
Renouf: Ja, ich denke, das war irgendwie mein Markenzeichen, als ich eine In-Your-Face-Art von Eishockey gespielt habe, was entweder zu Kämpfen und/oder Strafminuten führte. Also ja, es ist ein Teil meines Spiels.
Viel wichtiger ist aber, dass Sie auf den Gewinn von zwei Meistertiteln in der American Hockey League zurückblicken können. Wie planen Sie, diese Erfahrungen in Mannheim einzubringen?
Renouf: Auch wenn es erst mein erstes Jahr ist, denke ich, dass ich durch meine Titelgewinne in Amerika sowie meinen NHL-Spielen hier eine Veteranenrolle einnehmen kann. Ich möchte den jüngeren Spielern helfen, sei es abseits des Eises, im mentalen Bereich des Eishockeys oder auch auf dem Eis. Das ist etwas, das ich in den vergangenen zehn Jahren getan habe, mir wirklich Spaß gemacht hat und sich für mich sehr natürlich anfühlt. Je länger ich spiele, desto mehr möchte ich den jüngeren Spielern etwas zurückgeben und helfen, wo ich kann.
Was macht Ihrer Meinung nach einen guten Anführer aus?
Renouf: Einfach jeden Tag zur Arbeit kommen und ein Vorbild, ein Profi sein – was ich im Laufe meiner Karriere auch erst lernen musste. Also einfach jeden Tag angehen, als ob man ein Prozent besser werden könnte. Zudem sollte man sich außerhalb des Eises gut pflegen, also gut essen, schlafen, regenerieren und auch ein Teil der Gemeinschaft werden. Solche Dinge eben. Ich freue mich darauf, auch in diesem Jahr diese Rolle auszufüllen.
Daran anschließend: Welche Werte sind Ihnen im Leben wichtig und was ist Ihnen bei Interaktionen mit anderen wichtig?
Renouf: Ich bin stolz darauf, ein guter Freund, ein guter Ehemann zu sein. Also jemand, der sich um die Menschen kümmert, die er liebt. Und ich würde sagen, das fließt ins Eishockey-Geschäft ein, wo man mit Teams Zeit verbringt und zur Familie wird. Ich hatte das Glück, einige großartige Spieler und großartige Familien im Eishockey kennenzulernen, und ich hoffe, dafür bekannt zu sein, dass ich mich um Menschen kümmere. Der Aufbau von Beziehungen ist das, was mir am meisten am Herzen liegt.
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